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Sport: Eine ehrenvolle Niederlage

Deutschland verliert im Halbfinale des Confed-Cups nach guter Leistung 2:3 gegen Brasilien

Kurz vor Schluss erhoben sich die Zuschauer im Nürnberger Frankenstadion von ihren Sitzen, um der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ihre Anerkennung zu zollen. 2:3 lag sie zu diesem Zeitpunkt gegen den Weltmeister Brasilien zurück, und es war abzusehen, dass ihre finalen Bemühungen ohne Erfolg bleiben würden. Die Brasilianer hielten den Ball in ihren Reihen und die Deutschen damit weit weg von ihrem Tor. Eine letzte harmlose Ecke noch, dann war es vorbei. Nach dem 2:3 (2:2) im Halbfinale des Confed-Cups bestreitet die Mannschaft von Jürgen Klinsmann nun am frühen Mittwochabend (17.45 Uhr) in Leipzig das Spiel um Platz drei. Brasilien trifft drei Stunden später in Frankfurt auf den Sieger des heutigen Halbfinals zwischen Argentinien und Mexiko.

„Die Mannschaft weiß, dass sie ein bisschen stolz sein kann“, sagte Bundestrainer Klinsmann nach der zweiten Niederlage seiner Amtszeit. Sein Team habe den Weltmeister an den Rand einer Niederlage gebracht, und deshalb sei die Verärgerung „nicht so groß, dass ich gegen die nächste Tonne treten muss“. Ärgerlich ist es nur, dass sich die Schwäche der deutschen Nationalmannschaft gegen große Gegner langsam zu einem Komplex auswächst. Wieder spielten die Deutschen gut mit, und Mitte der zweiten Halbzeit schien es, als bekämen sie das Geschehen sogar endgültig unter Kontrolle. Dann aber fiel fast aus dem Nichts das 3:2 für Brasilien: Roque Junior gewann in der eigenen Hälfte einen Zweikampf gegen Asamoah, Robinho erwischte Per Mertesacker bei seinem Pass in die Spitze auf dem falschen Fuß, und Robert Huth konnte Adriano nicht mehr am Torschuss hindern.

Eine Viertelstunde war zu diesem Zeitpunkt noch zu spielen, doch der Treffer hatte die gleiche Wirkung wie ein Golden Goal: Das Spiel war entschieden. „In diesem Moment noch einmal eine Stufe höher zu schalten, war enorm schwer“, sagte Klinsmann. Zumal die Brasilianer die Deutschen nun früh attackierten, ihnen keine Chance zur Entfaltung mehr ließen und durch die eingewechselten Cicinho und Julio Baptista sogar noch zu zwei guten Konterchancen kamen.

„Es war ein mentales Spiel“, sagte Brasiliens Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira über den plötzlichen Energieschub. Der Wille, das Finale zu erreichen, erwies sich als stärker als die zuletzt beklagte Erschöpfung. Außerdem hatte Parreira seine Mannschaft ebenso wie Klinsmann auf fünf Positionen verändert. Bei den Deutschen musste Thomas Hitzlsperger zum ersten Mal beim Confed-Cup auf der Bank bleiben. Seinen Platz, hinten links in der Viererkette, nahm Bernd Schneider ein. Schneider sollte sich bei Gelegenheit ins Mittelfeld vorschieben, um dort ein Übergewicht zu schaffen, dazu der Defensive mit seiner Ruhe zusätzliche Stabilität verleihen.

Das Konzept ging lange Zeit auf, weil auch Torsten Frings den Weltfußballer Ronaldinho sehr effektiv bekämpfte. In der ersten Halbzeit kamen die Brasilianer zu keiner Chance aus dem Spiel heraus – trotzdem gingen sie zweimal in Führung. Nach 20 Minuten traf Adriano mit einem abgefälschten Freistoß aus 33 Meter Entfernung. Aber nur zwei Minuten später glichen die Deutschen aus. Nach einer Ecke von Sebastian Deisler köpfte Lukas Podolski zum 1:1 ein. „Die Mannschaft weiß immer, wie sie zu reagieren hat“, sagte Klinsmann. „Sie macht sich keinen Kopf, dreht sich um, und dann geht es andersrum.“

So war es auch nach der zweiten Führung der Brasilianer, die ebenfalls nur fünf Minuten währte. Robert Huth hielt sich seinen Gegenspieler Adriano an der Torauslinie mit beiden Händen vom Leib, Adriano fiel, der Schiedsrichter gab Elfmeter, und Ronaldinho verwandelte. Das 2:2 durch Michael Ballack in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit entsprang gleichfalls einem fragwürdigen Elfmeter, nachdem Huth und Ballack im brasilianischen Strafraum zu Fall gekommen waren, beide allerdings ohne Einwirkung des Gegners.

Ein anderer Gegner als der Weltmeister hätte sich von der Unbeugsamkeit der Deutschen vielleicht beeindrucken lassen, nicht aber die Brasilianer, „eine Mannschaft von absolutem Top-Format, die immer weiß, wann sie den Hebel umlegen muss“, wie Klinsmann sagte. In der zweiten Halbzeit ließ der Weltmeister die Deutschen lange in dem Glauben, alles unter Kontrolle zu haben, um das Spiel dann mit einer gezielten Aktion für sich zu entscheiden. „Irgendwann werden wir solche Spiele gewinnen“, sagte Stürmer Kevin Kuranyi. Zumindest ahnen die Deutschen inzwischen, was ihnen noch fehlt.

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