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Sport: „Eine nationale Schande“

Dopingarzt Fuentes erhält nur eine Bewährungsstrafe.

Madrid - Mit dem milden Urteil gegen den Hauptangeklagten ist der größte Dopingskandal der spanischen Geschichte noch nicht beendet: Knapp sieben Jahre nach der Aufdeckung der Affäre um die „Operación Puerto“ erhielt Eufemiano Fuentes ein Jahr Haft. Richterin Julia Patricia Santamaría entschied zudem, dass die bei dem Dopingarzt sichergestellten Blutbeutel und Dateien größtenteils vernichtet werden. Dies löste heftige Proteste aus.

Die spanische Antidopingagentur (AEA) kündigte Berufung an. Die Weltantidopingagentur (Wada) erwägt ebenfalls einen Einspruch. „Die Zweifel am spanischen Sport bleiben bestehen“, titelte die Zeitung „El País“ am Mittwoch. Der Mediziner Ignacio Romo sprach gar von einer „nationalen Schande“. „Das Urteil verhindert, dass die Betrüger identifiziert werden können“, schrieb er im Sportblatt „As“. „Dies bedeutet einen schweren Rückschlag für die Madrider Olympia-Kandidatur für 2020.“

Die Haftstrafe für Fuentes wird höchstwahrscheinlich zur Bewährung ausgesetzt. Der Arzt hatte Dutzenden von Sportlern, vor allem Radprofis, beim Eigenblutdoping geholfen. Die mehr als 200 bei Fuentes beschlagnahmten Blutbeutel sollen größtenteils vernichtet werden, sobald das Urteil rechtskräftig wird. Die Richterin begründete ihre Entscheidung damit, dass die in der Verfassung garantierten Grundrechte der Sportler geachtet werden müssten. Die Wada und andere Sportinstanzen hatten die Herausgabe gefordert, damit Fuentes-Kunden identifiziert und nachträglich bestraft werden können.

Der Gynäkologe war nicht wegen Dopings, sondern wegen Gesundheitsgefährdung angeklagt, weil Doping bei der Aufdeckung des Skandals 2006 in Spanien kein Straftatbestand war. Die Staatsanwaltschaft hatte zwei Jahre Haft für Fuentes gefordert, der Mediziner dagegen seine Unschuld beteuert. Fuentes hatte bei seiner Vernehmung ausgesagt, dass er neben Radsportlern auch Fußballer, Tennisspieler und Boxer behandelte. Er bot die Herausgabe der Liste seiner Kunden an, aber die Richterin wollte während des Verfahrens davon nichts wissen. dpa

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