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Sport: Eine Zäsur aus Not

Albas Gegner Köln hat nicht nur sportliche Sorgen

Sasa Obradovic ist es gewohnt, Erfolg zu haben – als Trainer wie als Spieler. 2006 wurde der serbische Welt- und Europameister in seinem ersten Jahr als Coach gleich Meister mit dem Basketball-Bundesligisten RheinEnergie Köln, vergangenes Jahr gewann er den Pokal. Nun aber ist die ehemals protzige Kölner Basketball-Welt nicht wiederzuerkennen. Köln 99ers heißt Obradovics Klub neuerdings, und der Trainer muss sich in Genügsamkeit üben. Ein zäher 91:81-Sieg am Freitagabend gegen Aufsteiger Göttingen ist da nur ein kleiner Trost. „Die Jungs haben nach einer schwierigen Zeit Charakter bewiesen“, sagte Obradovic danach bescheiden. Sein neu formiertes Team, das am heutigen Sonntag (15 Uhr) in der Berliner Max-Schmeling-Halle gegen Alba antritt, ist mit einem Altersschnitt von 22 Jahren das jüngste der Bundesliga. Acht Profis haben den Klub im Sommer verlassen. Viel ist geschehen in Köln, vielleicht zu viel.

Vor dem Saisonstart verkündete Geschäftsführer Walter Pütz: „Wir haben eine Zäsur vorgenommen, die beabsichtigt war.“ Doch in Wahrheit erklärte der Verein, der in sechs Erstliga-Jahren vier Titel gewann, die Saison 2007/2008 aus der Not heraus zum Jahr des Umbruchs. Nachdem Hauptgeldgeber RheinEnergie seine Zahlungen drastisch reduzierte, gelang es den Vereins-Managern nicht, einen neuen Namenssponsor zu rekrutieren. So nennen sich die Kölner in Erinnerung an ihr Gründungsjahr provisorisch 99ers. Der Jahresetat wurde von drei auf zwei Millionen Euro gekürzt. Erschwerend hinzu kommt die Konkurrenz in Köln. Fußball-Zweitligist 1. FC Köln und Eishockey-Traditionsklub Kölner Haie sind populärer als die Basketballer.

Die Geldknappheit veranlasste den Klub dazu, den Kader zu überarbeiten. Neben den Routiniers Aleksandar Nadjfeji und Immanuel McElroy tummeln sich viele junge Leute in der Mannschaft – wie Nedzad Sinanovic, der mit 2,21 Meter größte Spieler der Liga. Dazu kommen Kräfte aus dem eigenen Nachwuchs sowie der neu verpflichtete Aufbauspieler Misan Nikagbatse, der in den ersten Saisonspielen verletzt fehlte, gegen Göttingen aber 13 Punkte machte.

Keine glückliche Hand bewies Sportdirektor Stephan Baeck mit der Verpflichtung des US-Collegespielers Curtis Supter. Von ihm versprachen sich die Kölner Impulse für das Offensivspiel. Doch Supter fühlte sich in Köln nicht wohl und bat um die Auflösung seines Vertrages. Nach Ersatz wird noch gesucht. „Das wird eine schwere Saison“, sagt Trainer Obradovic voraus. Eine Überraschung heute in Berlin wäre sicher hilfreich. Unmöglich ist das nicht, denn Alba zeigte am Freitag beim 67:83 in Leverkusen ein schwaches Spiel. Bei der ersten Saisonniederlage war Alba-Trainer Luka Pavicevic noch gesperrt, heute darf er sein Team wieder coachen. Ein Team, das deutlich höhere Ansprüche hat als die Kölner.

Die hoffen indes auf das kommende Jahr. Als Investitionsanreiz für Sponsoren soll der geplante Umzug in eine neue, 8000 Zuschauer fassende Halle in den Stadtteil Hürth dienen. Ob die Kölner das neue Domizil aber schon Anfang der nächsten Saison beziehen, ist ungewiss. Der Hallenbau hat noch nicht begonnen.

Christiane Mitatselis[Köln]

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