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Sport: Einer, der mitreißt

Sebastian Deisler hilft dem FC Bayern – und wie

Von Karsten Doneck, dpa

Sie konnten sich drehen und wenden, wie sie wollten. An den Ball kamen weder Thimothee Atouba noch Piotr Trochowski heran. Den führte auf der rechten Spielfeldseite Sebastian Deisler derart geschickt am Fuß, dass sich die verteidigenden Gegenspieler vom Hamburger SV unfreiwillig in die Beobachterrolle gedrängt sahen. Deisler passte den Ball auch noch präzise in den HSV-Strafraum zu Roy Makaay, der keine Mühe mehr hatte, den Ausgleich für den FC Bayern München zu erzielen. Und was einmal so perfekt geklappt hatte, gelang zehn Minuten später noch ein zweites Mal: Wieder gab Deisler die Vorlage, nur diesmal vollstreckte Claudio Pizarro. 2:1 (0:1) siegte der FC Bayern beim Krisen-HSV, und Deisler, erst zur Pause für Andreas Ottl ins Spiel gekommen, trug maßgeblichen Anteil an dem Gewinn der drei Punkte.

„Hoffentlich stürzen sich jetzt nicht wieder alle auf ihn und bedrängen ihn mit Fragen zur Nationalelf“, sagte Bayern-Stürmer Roy Makaay. Deisler gilt als äußerst sensibler Profi. Mehrere Monate befand er sich wegen psychischer Probleme in Behandlung. Zuletzt waren seine Beschwerden allerdings rein physischer Natur. Mitte März hatte er sich einen Knorpelschaden in seinem bereits mehrfach operierten Knie zugezogen: ein herber Rückschlag für ihn, verbunden mit dem Verzicht auf die Teilnahme an der WM im eigenen Land.

Deisler hat sich nicht unterkriegen lassen. Vor einer Woche kehrte er in die Bundesliga zurück. Beim 2:1 gegen den VfB Stuttgart wechselte ihn Trainer Felix Magath ein – in der Nachspielzeit. Ob Deisler bis zum Abpfiff nun 17 oder 19 Sekunden auf dem Feld stand, darüber streiten sich die Fußballstatistiker noch, unstrittig ist, dass er in der Minispielzeit zwei Ballkontakte hatte und – viel wichtiger – obendrein das Gefühl bekam, endlich wieder richtig dazuzugehören.

In Hamburg durfte Deisler immerhin schon wieder 45 Minuten ran. Und er riss eine bis dahin trostlos kickende und verdient 0:1 zurückliegende Bayern-Elf aus ihrer Lethargie. „Ich konnte der Mannschaft helfen“, lautete Deislers bescheidene persönliche Bilanz. Und gegenüber der Deutschen Presse-Agentur warnte der ehemalige Profi von Hertha BSC vor überzogenen Erwartungen: „Ich bin kein Beckham von der Spree, schaffe noch keine 90 Minuten und denke auch noch nicht an die Nationalmannschaft.“ Aber vielleicht kann Deisler zumindest das Problem lösen, das den FC Bayern seit Längerem beschäftigt. Er könnte die Lücke des Spiellenkers füllen, die Michael Ballack hinterlassen hat.

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