zum Hauptinhalt
Kaum zu bremsen. Claude Giroux (vorne) überzeugte gegen Köln trotz der Niederlage.

© dapd

Eisbär Claude Giroux: Star mit Botschaft

Wenn es um soziales Engagement geht, hält sich der neue Eisbären-Stürmer Claude Giroux nicht zurück. Warum er in Nordamerika eine Kampagne gegen Homophobie unterstützt.

Es war wie im Supermarkt. Wie bei Produkten, die damit beworben werden zum gleichen Preis 25 Prozent mehr Inhalt zu haben. Freitag gab es in der Arena am Ostbahnhof die Eisbären zu bestaunen – jetzt auch mit NHL–Stars. Eisbären zum gleichen Preis, aber mit garantiert größerer Erfolgsquote. In der ausverkauften Halle versteckten die Zuschauer ihre Erwartungen an die Kunststücke der neuen Berliner Stars Daniel Briere und Claude Giroux dann auch nicht. Die Fans tobten lauter als sonst, und die Fans wurden enttäuscht: Die Berliner verloren 5:6 gegen die Kölner Haie.

Wenig später stand vor der Kabine der Eisbären kein prahlender Eishockeystar aus Nordamerika, sondern ein enttäuschter Spieler. Claude Giroux sagte nach seinem Berlin-Debüt: „Hoffentlich können wir etwas mitnehmen und lernen aus diesem Spiel.“ Etwas „lernen“? In der Deutschen Eishockey-Liga (DEL)? Als Claude Giroux, vergangene Saison drittbester Scorer in der besten Eishockey-Liga der Welt, der wegen des Tarifstreits lahmgelegten National Hockey League (NHL)?

Ja, lernen, sagt Giroux. Mit Bescheidenheit komme man oft weiter als mit großen Worten. Von wegen, ich bin hier der Star und spiele alles in Grund und Boden. Er kann es, das zeigte er bei seinem unglaublich dynamischen Schuss zum 3:3 gegen Köln, seinem ersten Tor in der DEL. Aber so präsent er auf dem Eis ist, abseits davon wirkt der 24 Jahre alte Kanadier eher schüchtern. Wenn es um soziales Engagement geht, hält er sich allerdings nicht zurück. In Nordamerika unterstützt Giroux die Kampagne „You can Play“, eine Kampagne gegen Homophobie im Sport.

In einem Fernsehvideo sagt Giroux den Satz: „If you can score – you can score.“ Wenn du Tore schießen kannst, kannst du Tore schießen. Alles andere, sagt Giroux, dürfe keine Rolle im Sport und in der Gesellschaft spielen. Gemeinsam mit elf anderen NHL-Spielern unterstützt Giroux die Initiative von Brian Burke, General Managers der Toronto Maple Leafs. Dessen verstorbener Sohn Brendan Burke hatte mit seinem Coming Out als erster Eishockeyprofi vor ein paar Jahren in Nordamerika eine Welle losgetreten. Für Giroux sei es keine Frage gewesen, dass er das Projekt unterstützt, sagt er. Er ist mit dem Thema Homophobie schon in Kontakt gekommen. Wayne Simmonds, sein Teamkollege in Philadelphia und zurzeit beim deutschen Zweitligisten Crimmitschau, hatte Gegenspieler Sean Avery als Schwulen beschimpft. Zuvor hatte der Profi von den New York Rangers Giroux gedroht, ihn „umzubringen“. Simmonds übernahm für Giroux den Trashtalk und wurde von der NHL nicht bestraft – wie etwa NBA-Basketballstar Kobe Bryant, der wegen ähnlicher Beleidigung 100.000 Dollar zahlen musste. Giroux äußerte sich nicht zum Vorfall. Dafür drehte er in diesem Jahr das Video für „You can play“. Sein Statement zum Thema.

Natürlich würde Giroux dieser Tage lieber in der NHL spielen, sagt er: „Aber die Chance ein anderes Land und eine andere Kultur kennenzulernen, wird meinen Horizont erweitern.“ Insofern hat der Lockout auch eine gute Seite für ihn. Und etwas hat er in seinem ersten Spiel für die Eisbären schon gelernt: der hiesige Eishockey-Fan lärmt gerne. „Du hörst nicht, was dein Mitspieler sagt. Das ist anders als in der NHL.“ Aber auch das nehme er mit für das Spiel der Eisbären am Sonntag in Wolfsburg (Beginn 14.30 Uhr). So wie die Berliner Fans am Freitag lernen mussten, dass zwei Weltklasseangreifer nicht die Defizite einer löchrigen Abwehr beheben können. Aber immerhin verlor es sich mit den beiden NHL-Stars schöner. Mindestens um 25 Prozent schöner als bei einer normalen Niederlage.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false