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Eishockey

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Eisbären Berlin: Die große Versöhnung

Nun haben sie den Titel, der ihnen noch fehlte: Die Eisbären gewinnen durch ein 3:2 gegen Frankfurt zum ersten Mal den Eishockey-Pokal.

Der Abend endete für die Eisbären so, wie sie sich das vorgestellt hatten: mit einer Pokalübergabe vor einer sich anschließenden Siegesfeier. 21.24 Uhr war es, als Eisbären-Kapitän Steve Walker im Konfettiregen eine gold- und silberfarbene, futuristisch schicke Trophäe in die Höhe stemmte – begleitet von ohrenbetäubend lauten Gesängen der Eisbären-Fans: Die Berliner gewannen erstmals den Deutschen Eishockey-Pokal. Nach einem dramatischem Spiel gegen die Frankfurt Lions, das sie im letzten Drittel zu ihren Gunsten entschieden. 3:2 (1:0, 0:1, 2:1) rangen die Berliner die Hessen nieder.

Kurz nach der Schlusssirene streckte Don Jackson die Arme in die Höhe. Es war ein Jubel der Erleichterung. Was hatte sich der Berliner Trainer nicht zuletzt über seine Mannschaft aufgeregt. Am Sonntag hatten die Eisbären 1:7 bei den Hamburg Freezers verloren. Nach der höchsten Punktspielniederlage der Saison war Jackson am Montag nicht zum Training mit seinen Profis aufs Eis gegangen. Gestern nun versöhnten ihn seine Spieler mit einer engagierten Leistung. „Der Sieg war wichtig für die Fans, für Berlin und für uns“, sagte Jackson erleichtert. „Es war ein Charaktersieg.“

Nun also haben die Eisbären den Titel, der ihnen noch fehlte. Dabei hatten die Berliner an dem Wettbewerb jahrelang nur wenig Freude. In dieser Saison war das anders. Jacksons Team hat den Pokal ernst genommen und im Finale bewiesen, dass es zurzeit mit einer Drucksituation umgehen kann. Beflügelt wurden die Eisbären dabei gestern von ihren Fans, die akustisch eine satte Portion lauter waren als sonst bei Punktspielen üblich. Dafür gab es nach dem Spiel aber auch Freibier vor der Halle.

Der Heimvorteil war im Endspiel viel wert für die Berliner im mit 5000 Zuschauern ausverkauften Sportforum. Schon in der dritten Minute erzielte Brandon Smith mit einem Schlagschuss von der blauen Linie das 1:0 für die Berliner. Dann aber bekamen die vier Unparteiischen auf dem Eis – erstmals wurden in einem Pokalspiel zwei Hauptschiedsrichter und zwei Linienrichter eingesetzt – viel zu tun. Der erste große Aufreger des Spiels war eine Aktion von Florian Busch. Rüde fuhr der Berliner Frankfurts Jason Marshall zusammen und kassierte nach dem Bandencheck eine Spieldauerstrafe. Marshall musste mit einer Gehirnerschütterung und blutender Kopfwunde in die Kabine.

Uwe Krupp empfand die Szene als unglücklich: „So etwas will man nicht sehen“, sagte der Bundestrainer. Busch erzählte derweil in der ersten Drittelpause: „Ich hatte im Kopf, dass ich den Marshall zusammenfahre.“ Nun aber tue ihm die Angelegenheit leid. „Ich hoffe, dass es ihm bald besser geht.“ Das aber reichte den Lions nicht als Entschuldigung. Ihr Manager Dwayne Norris kündigte an, dass man per Protest bei der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) für ein Nachspiel im Fall Busch sorgen werde.

Für die Eisbären hatte Buschs Unsportlichkeit schon im Spiel ein kleines Nachspiel. Nach der Hinausstellung ihres Nationalstürmers verloren sie vorübergehend die Konzentration. Die Frankfurter waren nun mindestens so agil wie der nervös hin- und herlaufende Trainer Jackson. Die Lions spielten ihr vorzügliches Powerplay, das sie in der DEL beherrschen wie kein anderes Team. Allerdings wollte der Puck nicht ins Tor, manchmal war Eisbären-Torwart Rob Zepp zur Stelle, öfter hatten die Frankfurter Pech.

Der verdiente Ausgleich für die Hessen fiel erst im Mitteldrittel. Simon Danner wurschtelte den Puck aus Nahdistanz ins Tor. Die Eisbären dagegen hatten im zweiten Abschnitt kaum eine gute Offensivaktion, auch im letzten machten sie oft einen Kringel mehr als nötig, anstatt zielgerichtet Richtung Frankfurter Tor zu arbeiten. Ein wenig glücklich gelang Richard Mueller trotzdem das 2:1 für die Eisbären, nach einem Pass von Sven Felski.

Nach dem 3:1 durfte man Angst haben um die Eishalle in Hohenschönhausen. Das betagte Bauwerk vibrierte nach dem Tor von Jens Baxmann und trotz eines zu späten Frankfurter Anschlusstores durch Chris Taylor derart, dass man auch froh sein könnte, dass die Eisbären nach der Saison in ihre neue Arena am Ostbahnhof umziehen. Seit gestern als Pokalsieger – das ist immerhin schon etwas.

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