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Kapitän Stefan Ustorf hat es in dieser Saison schwer.

© dapd

Eisbären Berlin: Führungsspieler gesucht

Bei den Eisbären Berlin wird immer deutlicher, dass es an Führungsspielern mangelt. Und jetzt fällt auch noch ein wichtiger Spieler wegen einer Schädelverletzung aus.

Berlin - Nach feinfühligen Methoden ist Don Jackson nur noch selten. Vergangene Woche bat der Trainer der Eisbären zum Straftraining, nachdem seine Mannschaft beim 4:6 gegen Krefeld vor sich hin dilettiert hatte. Nachdem die Eisbären am Dienstag in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gegen die schwachen Hannover Scorpions wieder ein Heimspiel ohne ersichtlichen Grund aus der Hand gaben und nach 2:0-Führung 2:3 verloren, stauchte Jackson sein Personal in der Kabine zusammen. Er sei „ganz sauer“, sagte er. „Dieses Spiel war für uns sehr wichtig und dann passiert so was.“ Das klang so traurig wie hilflos.

So leise wie am Dienstag war es in dieser Saison in der Berliner Arena noch nicht, wenn die Schlusssirene erklang. Es wirkte so, als hätten auch die Fans unter den knapp 14 000 Zuschauern den Glauben an die Stärke der aktuellen Eisbären verloren. Dabei wähnten sich die Berliner nach den Siegen in Ingolstadt und Wolfsburg auf einem guten Weg, hatten System und Reihen umgestellt und dann gab es gegen Hannover einen Rückfall in kollektive Nachlässigkeit. Stürmer André Rankel sagte: „Uns hat nach zwei schweren Spielen einfach die Energie gefehlt.“

So einfach kann es nicht sein, die zuvor in acht Spielen sieglosen Scorpions hatten am Wochenende auch gespielt. Vielmehr wird offensichtlich, dass den Eisbären Spieler fehlen, die die anderen mitziehen. Denis Pederson hat diese Fähigkeit, aber er kämpft nach einem Kreuzband- riss seit über acht Monaten um ein Comeback – bisher vergebens. Stefan Ustorf ist mit seiner Erfahrung wichtig für das Team, gegen Hannover fiel er nach einem Check mit einer Schädelverletzung aus. Nun hat der Mannschaftskapitän muskuläre Probleme und Kopfschmerzen. Manager Peter John Lee sagt: „Es sieht nicht so gut aus mit Stefan.“

Was nützen Umstellungen in den Angriffsreihen, wenn sich Spieler verletzen? Auch Mads Christensen muss nach seinem Fingerbruch zuschauen. Es sei denkbar, dass sich die Eisbären bald verstärken, sagt Lee. Womöglich aber in der Defensivabteilung, dort sind die Probleme eklatanter als im Angriff. „Unsere Verteidiger kommen oft zu spät, halten ihre Positionen nicht“, sagt Jackson. Und nach vorne geht wenig: Mit Richie Regehr haben die Eisbären nur einen gefährlichen Schützen von der blauen Linie. Natürlich konzentrierten sich die Gegner auf Regehr, sagte Hannovers Trainer Toni Krinner: „So was weiß man doch.“ Die Berliner Defensive ist so leicht auszurechnen, weil Constantin Braun und Nick Angell ihre Schussqualitäten nicht ausspielen. Bei Braun mache er sich keine Sorgen, sagt Lee. „Er ist 22 und hat Potenzial, noch nach oben zu kommen. Angell aber ist 31 Jahre und muss sein Potenzial ausnutzen. Ihm fehlt die Energie.“

Nun ist die Situation nicht katastrophal, die Eisbären sind Vierter nach knapp der Hälfte der Hauptrunde, und am Wochenende wartet mit Augsburg und München Laufkundschaft. Aber der Glaube daran, dass sich alles einrenken wird, ist beim Meister nicht auszumachen. Derart oft geschimpft wie zuletzt hat Jackson noch nie in seinen knapp fünf Jahren in Berlin.

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