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Beim Rückspiel geht es um alles. Trotz energischer Anweisungen von Trainer Jeff Tomlinson verloren die Eisbären 1:4 im Hinspiel gegen Ingolstadt.

© dpa

Eisbären Berlin gegen ERC Ingolstadt: Wenig oder nichts

Die Eisbären Berlin kämpfen am Freitagabend im entscheidenden Pre-Play-off-Spiel gegen den ERC Ingolstadt und das drohende Saisonende. Trainer Jeff Tomlinson: "Spielen, als gäbe es kein Morgen".

Am Sonntag beginnt die Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) so richtig. Dann starten die Viertelfinal-Serien in den Play-offs. Normalerweise ist das die Zeit des Jahres, in der die Eisbären zu Hochform auflaufen. Von den vergangenen 22 Play-off-Serien haben die Berliner 21 gewonnen. Doch diesmal kann es passieren, dass sie gar nicht zu den besten acht Teams der DEL zählen, die um die Meisterschaft kämpfen. Denn nach der 1:4-Niederlage am Mittwochabend beim ERC Ingolstadt geht es am Freitag im finalen Spiel der Pre-Play-offs (19.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof) um nicht weniger als das sportliche Überleben. Oder wie es Eisbären-Trainer Jeff Tomlinson ausdrückte: „Beide Mannschaften werden spielen, als gäbe es kein Morgen. Es geht um alles oder nichts.“

Noch können die Eisbären die Saison retten

Einige Spieler der Berliner kennen diese Situation. In der Saison 2006/07 mussten die Eisbären schon einmal in die Pre-Play-offs – und scheiterten seinerzeit auswärts im dritten Spiel mit 0:6 an den Frankfurt Lions. Die Situation von damals taugt allerdings nur bedingt als Vergleich, denn vor sieben Jahren galt das Verhältnis zwischen der Mannschaft und Trainer Pierre Pagé als zerrüttet. Schon in der nächsten Spielzeit wurden die Eisbären unter Don Jackson wieder Meister und dominierten die DEL auch danach weiter.

Noch können die Eisbären die aktuelle Saison retten, gegen Ingolstadt gehen sie am Freitag mit Zuversicht ins Spiel. „Wir sind in einer Position, die wir uns vor ein paar Wochen gewünscht haben“, sagt Tomlinson und meint den Heimvorteil. Außerdem glaubt der Trainer nicht, dass sein Team zweimal hintereinander so eine Leistung bringen werde wie am Mittwoch in Ingolstadt. Dazu kommt die immense Erfahrung seiner Spieler, die auch ein Grund dafür ist, dass die Gegner die Eisbären wieder fürchten. Ob diese Furcht allerdings von Dauer ist oder sich vielleicht doch eine Wachablösung im deutschen Eishockey ankündigt, ist eine Frage, die über das Spiel gegen Ingolstadt hinausgeht. Bereits in einem möglichen Viertelfinale gegen die Hamburg Freezers oder die Krefeld Pinguine müssten sich die Eisbären erheblich steigern.

Die Niederlage am Mittwoch war die erste in dieser Saison gegen Ingolstadt

Denn schon beim 1:0 im ersten Pre-Play-off-Spiel traten die Berliner alles andere denn souverän auf. Sie arbeiteten und kämpften sich mehr zum Sieg, als dass sie ihn sich herausspielten. Mit Willen und Leidenschaft lässt sich einiges erreichen, die sieben Titel in den vergangenen Jahren für die Eisbären waren jedoch vor allem ihrer überlegenen Klasse geschuldet. Und die ist erst einmal weg. Mannschaften wie die Hamburg Freezers oder die Kölner Haie verfügen längst über ein mindestens genauso talentiertes Team wie die Eisbären. Sie müssen das natürlich auch einmal in Titel ummünzen und dann so nachhaltig weiterarbeiten wie es die Eisbären im vergangenen Jahrzehnt getan haben.

Kampf allein wird also nicht genügen für die Berliner, zumal schon das eine zusätzliche Spiel in den Pre-Play-offs auch im Falle eines Sieges wehtun könnte. Denn in dieser Saison werden alle Serien ab dem Viertelfinale nach dem kräftezehrenden Modus „Best of seven“ gespielt. Und auch wenn sich die Eisbären zuletzt in guter Form präsentierten, so befinden sie sich wegen ihrer lange schwachen Saisonleistung praktisch seit Wochen im permanenten Endspielrhythmus. Früher oder später könnte das zu viel werden – psychisch und physisch. Es kommt nicht von ungefähr, dass noch nie eine Mannschaft Deutscher Meister geworden ist, die erst noch den Umweg über die Pre-Play-offs nehmen musste.

Von einer Titelverteidigung redet nach der jüngsten Niederlage sowieso niemand bei den Berlinern. Zunächst gilt es Ingolstadt auszuschalten, damit für alle in der Eisbären-Familie noch ein Morgen gibt.

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