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Jeff Tomlinson.

© dpa

Eisbären Berlin: Die Krise ist zurück

Jeff Tomlinson steht nach dem Debakel von Wolfsburg erneut unter Druck. Das 0:8 befeuert die Diskussion über die Kompetenz des Eisbären-Trainers. Zu allem Übel fällt auch noch Verteidger Baxmann für den Rest der Saison aus.

Durchatmen wollten sie in dieser Woche bei den Eisbären, die Spielpause anlässlich des Deutschland-Cups der Nationalmannschaft nutzen, um in aller Ruhe weiter am Aufschwung zu arbeiten. Doch dann das: 0:8 verlor der Deutsche Meister am Sonntag beim EHC Wolfsburg – so hoch wie zuletzt zu einer Zeit, in der der erste Titelgewinn in der DEL noch ein Wunschtraum war. Sieben Meisterschaften später präsentieren sich die Berliner als ein Haufen launischer Profis, die Eishockey spielen können, es aber nicht immer wollen. Und die damit unweigerlich eine Diskussion um den Trainer am Kochen halten, die nach drei Siegen vor dem Debakel von Wolfsburg eigentlich beendet zu sein schien.

Jeff Tomlinson wirkte am Sonntagabend ratlos und maßlos enttäuscht von seinen Spielern: „Wir müssen für jedes Spiel bereit sein, aber in Wolfsburg hat die Einstellung gefehlt.“ Und zwar „bei jedem einzelnen Spieler“. Die Niederlage sei ihm peinlich, vor allem vor den Fans. Rund 1000 Eisbären-Anhänger waren mit nach Wolfsburg gereist. Die feierten trotz der traurigen Darbietung ihrer Mannschaft 60 Minuten durch, aber längst rumort es auch bei den Treuesten der Treuen. Auf der Facebook-Seite der Eisbären monierte ein Fan, unter Tomlinson sei kein System zu erkennen und der 43-Jährige für den Posten des Cheftrainers einfach nicht geeignet.

Tatsächlich scheint es so, als würde Tomlinson nicht zu seinen Profis durchdringen. Die Spieler erweisen sich bisher in dieser Saison als weitgehend beratungsresistent. Und sie scheinen zu glauben, es werde sich alles schon irgendwie einpendeln. Dabei reichen den Eisbären in dieser Saison keine 95 Prozent mehr, wie das noch in vergangenen Jahren der Fall war. Die Mannschaft musste bisher um jeden Sieg kämpfen. Den Gegner an die Wand spielen – das war einmal. Doch kaum gewinnt das Team dreimal in Folge, zeigt Leidenschaft und Geschlossenheit, ruhen sich die Profis auf dem Erreichten auch schon wieder aus.

Hinzu kommt, dass den alteingesessenen Eisbären keine wirkliche Konkurrenz auf ihren Stammplätzen droht. Ein Beispiel dafür ist die Torwartposition. Sebastian Elwing wurde am Sonntag in Wolfsburg ins kalte Wasser geworfen, nachdem Rob Zepp drei Gegentreffer kassiert hatte. Es war der erste Einsatz in der DEL für Elwing seit rund zehn Monaten. Tomlinson sagt zwar: „Sebastian trifft keine Schuld an der Niederlage“, allerdings habe er der Mannschaft auch nicht helfen können. Das trifft auf fast alle Spieler aus den hinteren Reihen zu. Wenn der Gegner dann taktisch gut eingestellt ist, stoßen die Berliner schnell an ihre Grenzen. Umso schwerer wiegen dann die Ausfälle von Leistungsträgern wie Constantin Braun und jetzt Jens Baxmann, der sich in Wolfsburg sehr wahrscheinlich einen Kreuz- und Innenbandriss im linken Knie zuzog und für den Rest der Saison ausfällt. Denn viele Spieler im Team der Eisbären sind derzeit vor allem mit sich selbst und der Suche nach ihrer Form beschäftigt.

Die ganz große Panik bricht bei den Berlinern dennoch nicht aus. Trotz des peinlichen 0:8 von Wolfsburg „planen wir in den nächsten Tagen nicht anders“, sagt Tomlinson. Mit den Spielern, die während der Länderspielpause in Berlin sind, werde weiter wie bisher gearbeitet, „denn wir schmeißen doch nicht alles um, nur weil ein Spiel verloren gegangen ist“. Es könnte aber die Zeit kommen, in der die Eisbären vielleicht doch reagieren müssen. Dass sie in dieser Saison beim Deutschen Meister irgendwann noch einmal werden durchatmen können, ist aber kaum zu erwarten.

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