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Aus der vierten Reihe: Eisbären setzen Wirkungstreffer

Im ersten Halbfinale offenbaren sich eklatante Unterschiede zwischen den Eisbären und Straubing. Die Berliner sind den Niederbayern zum Auftakt der Play-off-Serie klar überlegen.

Ron Kennedy, einst Trainer der Eisbären, war ein Freund von Eishockeyweisheiten. So hat der inzwischen verstorbene Kanadier einmal prägnant zusammengefasst, was für ihn in den Play-offs wichtig ist: Härte. „Wenn du nach einem Play-off-Spiel keinen Eisbeutel brauchst, hättest du auch zu Hause bleiben können“, sprach Kennedy. Die Spieler der Straubing Tigers haben am Donnerstagabend nach einem einseitigen Spiel sicher weniger Eisbeutel gebraucht als geplant, denn große Blessuren gab es nach dem ersten Spiel der Halbfinalserie um die deutsche Eishockeymeisterschaft zwischen den Niederbayern und Eisbären nicht zu kühlen. Die Straubinger konnten nicht so hart spielen, wie sie wollten, viele ihrer Checks landeten im Leeren. Der Gegner war meist einen Schritt schneller und ein Stück aggressiver. Dass es am Ende nur 4:1 für die Eisbären stand, spiegelte die Kräfteverhältnisse unzureichend wider.

Don Jackson erzählte nach dem Auftaktspiel der „Best-of-five“-Serie, dass er das Spiel des Gegners im Videostudium gründlich seziert habe. Zwei Schwächen der Straubinger hätten sich offenbart: Das Tempo und der Torabschluss im Spiel fünf gegen fünf. Die größte Straubinger Schwäche verschwieg der Trainer: Es ist der Kader, der bei Weitem nicht die Balance auf hohem Niveau hat wie das Berliner Aufgebot. Auf wen sollten sich die spielerisch rustikalen Bayern denn auch konzentrieren? Die Eisbären schickten wieder einmal vier fast gleich starke Sturmreihen auf das Eis – und schon nach zwei Minuten traf ein Angreifer aus Reihe vier, Daniel Weiß. Ein Spieler, dem in der gesamten Hauptrunde gerade mal vier Tore gelangen.

Es war ein frecher Treffer, mit dem Weiß den Berlinern früh alle Aufgeregtheit nahm. Der junge Angreifer kurvte um das Tor und drosch den Puck aus spitzem Winkel unter die Latte. Weiß sagte: „Dass der da reinfliegt, war ein bisschen Glück.“ Zu „60 Prozent“ habe er dort hinschießen wollen. Überhaupt sei der vor der Serie hochgelobte Torwart Barry Brust nicht so aufmerksam gewesen, wie er vermutet habe. Ähnlich äußerte sich Laurin Braun, nach Weiß der zweite auffällige Spieler der Eisbären, den die Straubinger vor dem Spiel sicher ebenso wenig als Leistungsträger erwartet haben dürften wie Weiß. Braun sagte über Brust: „Er bescheißt viel.“ Das sollte übersetzt heißen, dass der Kanadier versucht mit Körpertäuschungen die Angreifer zu irritieren. Auch das wird Trainer Jackson in seiner Analyse herausgefunden haben.

Nach Weiß trafen im ersten Spiel gegen Straubing vor 14 200 Zuschauern in der ausverkauften Arena am Ostbahnhof Constantin Braun, Travis Mulock und Mads Christensen für die Berliner – wobei letzteres Tor auf das Konto von Laurin Braun ging. Christensen hatte Brauns Torschuss nur leicht berührt.

Die Überlegenheit der Berliner war insgesamt für ein Halbfinale erdrückend. Aber, auch zu diesem Thema ließen sich etliche Stereotypen aus der Sportsprache finden, es war eben nur einer von drei nötigen Siegen zum Erreichen der Finalserie. Bereits am Sonnabend geht es in Straubing weiter mit dem Außenseiter und dem Meister (Beginn 18.35 Uhr, live auf Sky). Es wird taktisch ein anderes Spiel werden müssen aus Sicht der Niederbayern. Denn wenn sich die Straubinger da nicht aggressiv in die Zweikämpfe werfen und wie am Donnerstag aus Unbeholfenheit zu viele Strafminuten kassieren, werden sie sich ihrem Saisonende nähern. „Wir wissen, dass wir anders spielen müssen um eine Chance zu haben“, sagt ihr Trainer Dan Ratushny.

Die Eisbären wollen am Sonnabend auch anders spielen als am Donnerstag. „Wir werden das defensiv angehen“, sagt Daniel Weiß. „Und dann unsere Konterstärke ausspielen.“ Zu sicher solle man sich der Sache aber nicht sein, findet Laurin Braun. „Es wird schwierig. Aber wir haben Straubing im ersten Spiel gezeigt, dass wir dagegenhalten können“, sagt er. Das war fast schon unverschämt untertrieben.

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