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Sport: Eisern lächelt der Sieger Ironman: McCormack

gewinnt und begeistert

Profisport ist Showgeschäft. Zumindest interpretiert Chris McCormack sein Geschäft so. Er hat seinen Ruf als weltbester Ironman gestern mit einem Sieg in Frankfurt, dem bedeutendsten Triathlon über die Langdistanz auf deutschem Boden, bestätigt. Der Australier kam mit einem Lächeln nach dem Schwimmen aus dem Wasser, er scherzte auf der Radstrecke mit Fotografen, Amateuren und Rivalen, er hob beim Marathon die Finger zum Siegeszeichen, selbst als sein härtester Konkurrent Eneko Llanos noch Seite an Seite mit ihm lief. Doch beim Zieleinlauf am Römer war der 35-Jährige nach 3,8 Kilometer Schwimmen im Langener Waldsee, 180 Kilometer Radfahren im Mainz-Kinzig-Kreis und in der Wetterau und dem Marathon auf einer Pendelstrecke am Mainufer schließlich allein. Auf der schwierigen Strecke erreichte McCormack mit 7:59:55 Stunden die schnellste Zeit in der siebenjährigen Geschichte des Frankfurter Ironman.

Auch bei den Frauen triumphierte die Favoritin: Chrissie Wellington siegte nach 8:51:24 Stunden deutlich vor Titelverteidigerin Nicole Leder, allerdings verfehlte die 31-Jährige die noch aus dem Jahr 1994 stammende Weltrekordzeit von Paula Newby-Fraser (8:50:53) knapp, weil sie sich auf der Zielgeraden allzu ausgiebig feiern ließ. Grämen wollte sich die Gewinnerin darüber nicht. „Ich wollte das lieber genießen.“ Anders McCormack, der noch im Finish einen Sprint anzog, als er gewahr wurde, dass die Uhr für die Acht-Stunden-Marke heruntertickte. Zweiter wurde der 31-jährige Spanier Eneko Llanos, Dritter der 32 Jahre alte Titelverteidiger Timo Bracht. Auch Jan Raphael als Sechster erkämpfte sich noch das begehrte Ticket für die Weltmeisterschaft auf Hawaii. Beide entschädigten mit ihren beherzten Auftritten auch dafür, dass die Hawaii-Heroen Faris Al-Sultan und Normann Stadler an diesem Wochenende nicht bis zum Ende dabei waren: Stadler hatte schon am Vortag wegen einer Viruserkrankung abgesagt, Al-Sultan stieg nach 25 Laufkilometern entkräftet aus. McCormack hatte den Einbruch seiner ärgsten Rivalen vorhergesagt. „Die Deutschen machen sich zu viel Druck, ihnen fehlt der richtige Ironman-Mix“, glaubt der Mann, der in einem Jahr nun Welt- und Europameister werden will. „Ich gerate nie in Panik“, sagt er.

Mit aufgesetzter Penetranz hatte McCormack vor dem ersten Frankfurt-Auftritt seine deutschen Konkurrenten gereizt, hatte über sie gelästert, hatte sie provoziert . Den Mund kann er so voll nehmen, weil der einstige Weltmeister über die olympische Distanz (1997) längst auch die Langstrecke beherrscht. Mehr als 100 000 Dollar wird McCormack als Summe aus Antritts- und Preisgeld am Main kassieren. McCormacks Verhältnis zum wichtigsten Triathlon-Markt der Welt und seinen Konkurrenten ist gespalten. Einerseits macht er sich über generelle Schwächen der Deutschen lustig, andererseits lobt er das Land. Schließlich ist er auch für den Ironman nächste Woche in Roth gemeldet und hat bereits eine Gage kassiert. Die Gegenleistung, so verspricht McCormack vollmundig, wird keine geringe sein: „Ich weiß nicht, wie ich das Rennen in Frankfurt bis dahin verkraftet habe. Aber ich werde eine große Show bieten.“ Daran besteht seit gestern noch weniger Zweifel.

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