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Eishockey: Der Vorteil steht im Tor

Die Eisbären besiegen die Hamburg Freezers mit 6:1 und könnten schon heute Abend ins Halbfinale der Play-offs einziehen.

Von Katrin Schulze

Philippe Sauvé wirkte unbeholfen. Als der Puck sich längst seinen Weg ins Netz gebahnt hatte, streckte der Hamburger Torwart seinen Arm aus und öffnete den Fanghandschuh. Constantin Braun war unterdessen schon am Jubeln. Elegant hatte der Berliner Stürmer zuvor das Tor umkurvt und die Scheibe ins kurze Eck befördert. Für Sauvé war es am Montagabend bereits das dritte Gegentor innerhalb von 13 Minuten. „Wir haben gemerkt, dass der Hamburger Torwart gegen uns nicht unbedingt seine besten Tage erwischt hat“, sagte Braun. „Da war die Maßgabe einfach nur, immer wieder aufs Tor zu schießen.“ Das taten seine Eisbären im Viertelfinale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft dann auch sehr erfolgreich: 6:1 gewannen sie gegen die Hamburg Freezers, führen in der Serie 3:1 und können mit einem Sieg heute (19.30 Uhr, Sportforum) ins Halbfinale einziehen. Dank Sauvé. Und dank ihres Torwarts Rob Zepp.

Denn anders als sein Gegenüber hat der Kanadier Zepp im Tor der Berliner seine Mannschaft „anfangs, als wir sehr nervös waren, im Spiel gehalten“, wie sein Kollege Sven Felski findet. Gerade in den Play-offs kann ein Torhüter mit guten Leistungen Ruhe ausstrahlen und der Mannschaft Sicherheit vermitteln. Für Eisbären-Trainer Don Jackson ist der Torwart deshalb „der wichtigste Mann auf dem Eis“. Noch in der Hauptrunde der Deutschen Eishockey-Liga war Jackson mit den Leistungen seiner Torhüter oft nicht zufrieden, weil weder Youri Ziffzer noch Zepp „wirklich großartige“ Leistungen gezeigt hätten und sich ab und zu auch Patzer erlaubten. Fragt man Jackson jetzt nach der Einschätzung seines ersten Torwarts, grinst er beinahe verlegen. Es scheint, als wäre der Trainer selbst ein wenig überrascht von Zepps guter Leistung. In den letzten beiden Partien gegen Hamburg ließ er nur zwei Gegentore zu.

Ein derart deutlicher Berliner Vorteil im Duell der Torhüter war vor der Best-of-Seven-Serie gegen Hamburg nicht unbedingt zu erwarten. Sauvé schien aufgrund seiner überzeugenden Leistung zum Ende der Hauptrunde den Ausschlag zugunsten der Freezers geben zu können. Doch der US-Amerikaner hat in den vier absolvierten Begegnungen gegen die Eisbären bereits 19 Gegentore kassiert. Das brachte sogar seinen ihm sonst so wohlgesonnenen Trainer aus der Fassung. „Die Torhüterleistung war einfach schlecht“, sagte Bill Stewart nach dem Spiel am Montag. „Ich nehme mir jetzt 24 Stunden Zeit, um über einen Torhüterwechsel nachzudenken.“ Diese Aussage muss Stewart einige Überwindung gekostet haben, schließlich hatte er sich vor den Play-offs eindeutig für Sauvé als Stammtorwart ausgesprochen. Auch, weil er sich mit seinem anderen Torhüter Jean-Marc Pelletier zerstritten hatte.

Der selbstbewusste US-Amerikaner, der dem Trainer schon mal Widerworte gegeben hat, war Stammtorwart, bevor Sauvé ihn während einer Verletzung vertrat – und dann seinerseits Stammtorwart wurde. Auf die Frage, ob er nicht mal über einen Wechsel im Tor nachdenken wolle, antwortete Stewart vor kurzem schnippisch: „Haben wir noch einen anderen Torwart?“ Doch nun erinnert er sich doch wieder an Pelletier, der zuletzt die Spiele von der Tribüne aus verfolgt hatte – als überzähliger Ausländer. Wahrscheinlich wird Pelletier heute spielen, heißt es aus Hamburger Mannschaftskreisen. Es wäre Pelletiers erstes Spiel seit Ende Januar und wohl Hamburgs letzte Hoffnung, die Serie noch zu drehen.

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