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Wo ist das Ding? Rob Zepp (72), Nikolai Goc (li.) und Felix Schütz suchen den Puck vergeblich außerhalb des deutschen Tores.

© Reuters

Eishockey-WM: Deutschland rutscht in den Abstiegskampf

Gute Spiele, aber nur ein Punkt: Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft rutscht bei der Weltmeisterschaft in den Abstiegskampf. Mit dem kommenden Gegner Österreich hat das Team noch eine Rechnung offen.

Es hat ja ganz gut angefangen für die Deutschen auf dem Eis. Die finnischen Zuschauer, die am vergangenen Freitag zur schön in einem Felsmassiv gelegenen Hartwall Arena pilgerten, wunderten sich schon, dass die deutsche Mannschaft so gut mit den Finnen mithalten konnte. Deutschland verlor unglücklich 3:4 nach Verlängerung und holte einen Punkt. Der Frust bei den deutschen Spielern über die unglückliche Niederlage war kleiner als die Freude darüber, dass die Mannschaft offensichtlich gut mithalten konnte bei der Eishockey-Weltmeisterschaft. Doch zwei Spiele später ist von der Euphorie des Auftakts nichts mehr übrig. Deutschland hat immer noch nur einen Punkt – das ist ernüchternd deswegen, weil gegen die drei Top-Nationen Finnland, Russland und Slowakei mehr drin gewesen wäre. Viel mehr. Doch statt nun um den Einzug ins Viertelfinale mitzuspielen, beginnt mit dem Spiel gegen Österreich am Mittwoch (15 Uhr, live auf Sport1) der Abstiegskampf für die Mannschaft von Bundestrainer Pat Cortina.

Zwar hatte vor der WM niemand erwartet, Außenseiter Deutschland könne alle drei Favoriten stürzen. Möglich war es aber allemal. Wie vor zwei Jahren, als die Nationalmannschaft, damals noch unter Uwe Krupp, erst Russland und dann die Slowakei bezwang und als Gruppenerster in die Zwischenrunde einzog. Gegen beide Nationen wäre auch dieses Jahr mehr drin gewesen. Dass die Schiedsrichter zu allem Überfluss mit unglücklichen bis unverständlichen Entscheidungen dazu beigetragen haben, ist mittlerweile nur Nebensache. Vielmehr rückt nun die Frage in den Blickpunkt, ob die deutsche Mannschaft stabil genug ist, um im Kampf um den Klassenerhalt zu bestehen. Bei allen bislang gezeigten Leistungen steht gegen Österreich das erste Duell an, in das Deutschland als Favorit geht. Nach dem verpassten Befreiungsschlag gegen einen der Großen steht das deutsche Team daher vor dem Charaktertest.

„Wir müssen gewinnen. Alles andere wäre traurig“, sagt Dennis Endras. Der Mannheimer Torhüter, der sich mit dem Berliner Rob Zepp bislang abgewechselt hat, dürfte gegen Österreich wieder zwischen die Pfosten rücken. Ausgerechnet gegen die Mannschaft, gegen die Deutschland im Februar trotz Sieges nach Verlängerung wegen eines fehlenden Punktes noch das größte Debakel in der Geschichte des deutschen Eishockeys erlebt hat: die verpasste Qualifikation für Olympia 2014. Vergessen haben Cortinas Spieler die Demütigung aber nicht. André Rankel sagt: „Wir haben mit Österreich noch eine Rechnung offen, keine Frage“, sagt der Stürmer der Eisbären Berlin, „aber wir müssen unsere Emotionen kontrollieren. Zu viele Rachegelüste wären nicht gut.“

Rankel selbst gehört zu den Spielern, die sinnbildlich für die bisherige WM der Deutschen stehen. Gegen Russland war es sein Ausgleichstreffer, der zu Unrecht nicht anerkannt worden war. Gegen die Slowakei reihte sich dann ausgerechnet sein Berliner Teamkollege Zepp ein. Der Torwart zeigte eine herausragende Leistung, sah aber bei zwei Gegentoren unglücklich aus. „Ich muss schnell darüber hinwegkommen“, sagte er. „Österreich ist ein großer Rivale von uns. Bis dahin muss das aus dem Kopf.“

Zepp weiß, dass das Duell gegen den Weltranglistenfünfzehnten, der am Dienstag Lettland überraschend 6:3 besiegte, die Richtung für die restlichen Gruppenspiele vorgeben wird. „Entweder, es geht gegen den Abstieg oder noch um das Viertelfinale.“ Entsprechend angespannt wirken Spieler wie Trainer gleichermaßen. Der Besuch der deutschen Botschaft in Helsinki unmittelbar nach dem Slowakei-Spiel war da nicht viel mehr als eine kurze Möglichkeit, um vor dem Spiel gegen Österreich auf andere Gedanken zu kommen.

Denn ein leichter Gegner ist das Team um Thomas Vanek, den Star aus der nordamerikanischen Profiliga NHL, keinesfalls. „Das wird ein unangenehmes Spiel. Wir müssen auf alles gefasst sein“, sagt Cortina. Ganz wohl ist ihm aber offensichtlich nicht. Denn auch der Bundestrainer weiß, dass seine Mannschaft trotz der guten Leistungen bislang nur einen Punkt geholt hat und eigentlich jede Mannschaft im Verlauf eines Turniers einmal ein kleines Leistungstief durchläuft. „Auch wir werden ein schlechtes Spiel bei dieser WM haben. Hoffentlich nicht gegen Österreich.“

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