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Sport: Eishockey-WM: Eisbären für die Tribüne nominiert

Die vergangene Woche war nicht schön für Sven Felski. Vier Tage vor dem Auftakt der Eishockey-Weltmeisterschaft war der Stürmer der Berliner Eisbären aus dem Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft gestrichen worden.

Die vergangene Woche war nicht schön für Sven Felski. Vier Tage vor dem Auftakt der Eishockey-Weltmeisterschaft war der Stürmer der Berliner Eisbären aus dem Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft gestrichen worden. Den unverhofften Urlaub nutzte er, na klar, zu einem Besuch beim Eishockey. Vom Fanblock der Kölnarena aus schaute sich der Berliner die ersten Spiele seiner Kollegen gegen die Schweiz und Tschechien an. Seit gestern ist der Urlaub vorbei und der Berliner in einer seltsamen Situation: Er ist Mitglied der Nationalmannschaft und WM-Tourist zugleich. Bundestrainer Hans Zach nominierte Felski gemeinsam mit seinem Klubkollegen Nico Pyka nach. Und doch spricht wenig dafür, dass die beiden auch nur eine WM-Minute lang spielen dürfen. Und wenn, dann frühestens im Viertelfinale, so es die Deutschen überhaupt erreichen. Das Zwischenrundenspiel heute Abend gegen Italien erleben Felski und Pyka von der Tribüne.

Das Durcheinander ist einer Regel geschuldet, die der Weltverband IIHF geschaffen hat, um sein Turnier mit möglichst vielen Spielern aus der nordamerikanischen Profiliga NHL zu schmücken. Dort laufen zurzeit die Play-offs um den Stanley Cup, die in Nordamerika einen weitaus höheren Stellenwert haben als die Weltmeisterschaft in Deutschland. Bei der WM darf nur antreten, wer in den Play-offs bereits ausgeschieden ist. Um in der entscheidenden Phase wirklich die bestmögliche Mannschaft beisammen zu haben, hatten die USA und Kanada, aber auch Schweden, Finnland, Russland und Tschechien in den vergangenen Jahren stets ein paar Plätze im WM-Aufgebot freigehalten und sukzessive ausgeschiedene NHL-Profis eingeflogen. 1992 kam der Schwede Mats Sundin aus Toronto nach Prag, 1994 in Italien der Tscheche Jaromir Jagr aus Pittsburgh nach Canazei, 1997 der Finne Saku Koivu aus Montreal nach Helsinki.

Derartige Blutauffrischung mehrte zwar den Glanz des Turniers, führte aber auch dazu, dass die betroffenen Mannschaften in den ersten Spielen nur mit zwei, drei Sturmreihen antreten konnten, zumal die eingeflogenen Stars stets noch ein paar Tage unter dem Jetlag litten. Derartig geschwächt, schied mancher Mitfavorit vorzeitig aus. Das wiederum bekam der Attraktivität der WM überhaupt nicht. Eben deswegen hat der Weltverband in diesem Jahr erstmals eine neue Form der Nachnominierung genehmigt. Für das Viertelfinale darf jede Mannschaft ihren Kader um bis zu fünf Spieler erweitern. Jetzt hoffen sie alle: die Slowaken auf Zigmund Palffy und Jozef Stümpel aus Los Angeles, die Finnen auf Jere Lehtinen (Dallas), die Tschechen auf Dominik Hasek oder Jaromir Jagr, deren Teams aus Buffalo und Pittsburgh praktischerweise in den Play-offs gegeneinander spielen.

Für die Deutschen sieht es eher schlecht aus. Der Mannheimer Jochen Hecht steht mit St. Louis kurz vor dem Sprung ins Viertelfinale, und das ist erst nach der WM beendet. Einstweilen dürfen sich also Spieler wie Pyka und Felski zu den Nachnominierten zählen - wenn es auch nur für einen Tribünenplatz reicht.

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