zum Hauptinhalt

Sport: Eishockey-WM: Hanteln für den Nachwuchs - Mit neuen Methoden führt Trainer Höfner deutsche Talente nach oben

Das Lob kam von einem, der für sparsamen Umgang mit Superlativen bekannt ist. Insbesondere wenn es um die Nachwuchsföderung im deutschen Eishockey geht, kommt Bundestrainer Hans Zach im Normalfall aus dem Kritisieren gar nicht mehr heraus.

Das Lob kam von einem, der für sparsamen Umgang mit Superlativen bekannt ist. Insbesondere wenn es um die Nachwuchsföderung im deutschen Eishockey geht, kommt Bundestrainer Hans Zach im Normalfall aus dem Kritisieren gar nicht mehr heraus. Nachdem feststand, das die Deutschen bei der WM im eigenen Lande um den Einzug ins Viertelfinale spielen, war allerdings auch der Bundestrainer erstaunt. Junge Spieler wie Marcel Goc (17), Thomas Greilinger (19), Dennis Seidenberg (19) oder auch Torwart Robert Müller (20) waren maßgeblich am Erfolg des deutschen Mannschaft beteiligt. "Donnerwetter", sagte Zach, "ich hätte nicht gedacht, dass wir schon so weit sind. Da muss ich dem Ernst Höfner ein Riesenkompliment für seine Nachwuchsarbeit machen."

Höfner nimmt die Komplimente vom Chef lächelnd zur Kenntnis. Seit Juli 1999 ist der 41-jährige Augsburger für die heranwachsende Eishockey-Elite verantwortlich. Als Höfner kam, fand er eine chaotische Situation vor: Nachdem Marco Sturm vor vier und Jochen Hecht vor zwei den Sprung in die nordamerikanische Profiliga NHL geschafft hatten, war kein Talent mehr in Sicht. "Dieses Problem schleppen wir immer noch mit uns rum", sagt Höfner. "Uns fehlen die fünf Jahre nach dem Bosman-Urteil, das sieht man an der Nationalmannschaft. Da gibt es viele alte Spieler und jetzt die jungen, aber kein Mittelfeld. Mit der Ausländerschwemme in der DEL ist doch einiges schief gelaufen, wurde jungen Spielern der Weg verbaut. Welcher Klub zieht schon einen 18-jährigen Deutschen einem fertigen, erfahrenen Spieler aus Kanada oder Schweden vor? Keiner."

Als Höfner sich an die Arbeit machte, fand er eine vor sich hindümpelnde Junioren-Bundesliga vor, dort waren Spieler im Alter bis zu 21 Jahren aktiv. Ein Sammelbecken für viele, die den Sprung in die DEL nicht mehr schaffen konnten. Auf Initiative Höfners wurde im Vorjahr die Deutsche Nachwuchs-Liga (DNL) eingeführt (Alter 17 bis 19 Jahre), eine Klasse mit strammen Vorgaben für die Klubs: 40 bis 50 Spiele müssen die Teams pro Saison absolvieren, 25 Spieler müssen im Kader sein und vier mal pro Woche 90 Minuten Training auf dem Eis. Seit Höfner Cheftrainer ist, wird mehr trainiert. Der Nachwuchs muss auch im Sommer ran. Sogar ins Bundesleistungszentrum im Gewichtheben scheucht Höfners seine Kids. In Duisburg wird unter Anleitung des früheren Weltmeisters Rolf Milser was für die Muskeln getan.

Einen ersten Achtungserfolg konnte Höfner vor wenigen Wochen mit der U18-Nationalmannschaft bei der Junioren-WM in Finnland verbuchen. Die von Marcel Goc geführte Auswahl wurde Fünfter. Ähnliches hat es aber auch schon früher gegeben: 1995 wurden die U18-Junioren bei der Europameisterschaft immerhin Zweiter, mit Hecht und Sturm. Doch nach diesem Erfolg ist alles wieder schnell verpufft. Höfner glaubt, dass dies in den kommenden Jahren nicht passieren wird. "Wir brennen hier kein Strohfeuer ab", sagt er. "Es gibt ein halbes Dutzend von Talenten, denen ich einen ähnlichen Sprung wie Marcel Goc zutraue, zum Beispiel dem Kölner Christoph Ullmann oder Adrian Grygiel aus Krefeld. Voraussetzung ist natürlich, dass sie in ihren Klubs auch eine Chance bekommen."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false