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Sport: Eiskalt, natürlich

Vor allem war es kalt. Rund ums Olympiastadion zu München warnten Schilder vor Lawinen vom Zeltdach, drinnen gefroren Hände und Füße zu bläulichen Klumpen, und einige Werbebanden fragten auch noch rhetorisch: "Nase voll?

Vor allem war es kalt. Rund ums Olympiastadion zu München warnten Schilder vor Lawinen vom Zeltdach, drinnen gefroren Hände und Füße zu bläulichen Klumpen, und einige Werbebanden fragten auch noch rhetorisch: "Nase voll?" Nach neunzig Minuten galt das für die meisten der anwesenden Zuschauer, denn Borussia Dortmund hatte nach einem schwerlich erwärmenden Spiel mit 3:1 beim TSV 1860 München gewonnen. Und wie hatte doch Dortmunds Verteidiger Christian Wörns das Zustandekommen des Resultats so fein beschrieben: "Wir haben unsere Chancen eiskalt genutzt!" Eiskalt, natürlich.

Eine gute Stunde lang hatte man sich auf ein langweiliges 0:0 hinbewegt. Einzig brisante Szene war ein kapitaler Frontalzusammenprall von Didier Dheedene (1860) und Stefan Reuter (Dortmund). Beide blieben minutenlang liegen, bevor der Belgier Dheedene mit Kopfverband zurückkehrte, Reuter jedoch mit einer Platzwunde über dem Auge ausgewechselt werden mußte. "Sie musste mit neun Stichen genäht werden. Der sieht nicht so gut aus", sagte Wörns.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de So richtig turbulent wurde es erst nach einer Stunde, als der Münchner Hoffmann den Ball im eigenen Strafraum statt ins Leere fliegen zu lassen, lieber in die Mitte köpfte, wo nun zufällig Gegenspieler Ewerthon herumstand. Der Brasilianer ließ sich jenes Präsent nicht entgehen und erzielte das 1:0. Kaum zehn Minuten später bewies Torwart Simon Jentzsch ähnliche Wahrnehmungsschwächen und unterlief einen Eckball. Hinten stand Jan Koller und köpfte ein zum 0:2. Zwar schaffte Thomas Häßler den Anschluss, aber im Gegenzug schnappte sich wieder Torwart Jentzsch statt des Balles das Bein von Ewerthon, was einen Elfmeter folgen ließ. Den verwertete Amoroso zum Endstand.

Münchens Trainer Peter Pacult war wegen des Elfmeters hochgradig beleidigt. Eine Schwalbe sei das gewesen, obendrein habe doch Miroslav Stevic kurz zuvor Erik Mykland gefoult und überhaupt wisse man ja, was in zwölf Minuten noch alles passieren könne. Auch Dortmunds Trainer Matthias Sammer traute den Münchnern gar Überwältigendes zu: "Wer die Löwen so kennt, die machen noch den Ausgleich, oder sogar das 3:2." Es war Sammers einziger Nachweis mangelnder Sachkenntnis, denn gerade wer die Münchner kennt, der weiß, dass nach einem Rückstand für gewöhnlich nicht mehr viel passiert. Die Dortmunder haben somit genau jenes System erfolgreich adaptiert, das ihnen im Westfalenstadion vom Gegner praktiziert mitunter zum Verhängnis wird. "Wir haben uns hinten reingestellt und gekontert", hatte Christian Wörns erkannt.

Detlef Dresslein

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