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Eiskunstlauf-EM in Helsinki - Titel für Aljona Savchenko und Robin Szolkowy

© dpa

Eiskunstlaufen: Wie man Europameister wird

Eine Expertin erklärt, wie Sawtschenko/Szolkowy überlegen den Paarlauf-Titel gewonnen haben.

Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy aus Chemnitz haben Gold bei der Eiskunstlauf-Europameisterschaft in Helsinki gewonnen, und sie haben dieses Gold ganz sicher verdient. Ihre Kür, einstudiert von ihrem Trainer Ingo Steuer, war fast perfekt. Dabei hatten sie nach dem leicht verpatzten Kurzprogramm nur auf Platz zwei gelegen. Wenn man ihre Kür chronologisch analysiert, kann man sehr gut belegen, wie stark sie gelaufen sind.

Dreifach-Toeloop/Dreifach-Toeloop: Es ist keine klassische Kombination, weil zwischen den beiden Dreifachsprüngen kleine, gesprungene Varianten, Hüpfer quasi, liegen. Man war sehr gespannt auf diese Sequenz, weil Sawtschenko und Szolkowy den Dreifach-Toeloop in der Kurzkür verpatzt hatten. Aber jetzt waren die Sprünge traumhaft.

Dreifach-Wurfflip: Der war wunderbar. Da geht Sawtschenko hoch raus, was auf die Preisrichter enorm wirkt. Ich kenne die Details der Wertung nicht, aber die beiden haben mit Sicherheit sehr gute Noten bekommen. Sie erhielten noch zusätzlich Punkte zu dem Wert, den dieses technische Element sowieso hat. Eine Belohnung für die Qualität der Ausführung.

Dreifach-Salchow: Hier patzten Sawtschenko und Szolkowy das einzige Mal. Robin sprang nur doppelt, während Aljona sich dreimal drehte, sie hatte ihren Sprung aber leicht verwackelt.

Dreifach-Wurflutz: Es ist ungewöhnlich, dass man ihn in der Mitte der Kür zeigt. Die meisten Paare zeigen ihn am Anfang, weil er technisch sehr schwierig ist und viel Kraft und Konzentration erfordert. Sawtschenko und Szolkowy zeigten diesen Lutz fast ansatzlos, auch das ist etwas Besonderes. Allerdings gibt es zwei, drei Paare, bei denen die Läuferin höher fliegt als bei den Chemnitzern. Bei Tatjana Wolososchar/Stanislaw Morosow aus der Ukraine etwa, den Viertplatzierten.

Hebungen und Pirouetten: Diese Elemente haben sie wunderbar gezeigt. Die Art der Ausführung, diese Ästhetik: hervorragend. Bei diesen Elementen spielen die Levels, die Schwierigkeitsgrade, eine Rolle. Sie zeigen, wie ein Element technisch eingestuft wird. Je höher ein Level, umso mehr Punkte. Der höchste Schwierigkeitsgrad ist vier. So, wie die beiden die Lasso-Hebung oder den Starlift gezeigt haben, sind sie von den technischen Spezialisten, die den Preisrichtern zuarbeiten, bestimmt mit Level drei oder vier eingestuft worden. Die beiden beeindruckten durch die Leichtigkeit. Szolkowy setzte Sawtschenko federleicht ab, da gab es kein Ruckeln, man hatte nie den Eindruck, er müsse sich anstrengen.

Auf die Hebungen folgte eine Todesspirale, die sie sehr sicher absolviert haben, und eine Einzelpirouette, bei der sie parallel drehten. Diese Einzelpirouette war diesmal besser als im Kurzprogramm.

Dreifach-Wurfsalchow: Das war noch mal ein Highlight. Der Wurfsalchow kam erst Sekunden vor Ende der Kür, ein sorgfältig geplanter, spektakulärer Schlusspunkt. Am Ende einer viereinhalbminütigen Kür noch einen dreifachen Salchow zu liefern ist große Klasse. Andere Paare sind zu diesem Zeitpunkt mit ihren Kräften völlig am Ende, die könnten das nie zeigen. Sawtschenko und Szolkowy beweisen mit diesem Abschluss auch ihr Selbstbewusstsein und ihre Sicherheit. Man zeigt den Wurfsalchow ja schließlich nur, wenn man weiß, dass man ihn steht. Und die Chemnitzer wissen das.

Insgesamt betrachtet, muss man sagen: Sawtschenko und Szolkowy laufen auf einem anderen Niveau als ihre Konkurrenten. Wäre ich Preisrichter, müssten sie gar keine Elemente zeigen, sie müssten nur laufen. Da ist alles wie aus einem Guss, da muss der eine nicht auf den anderen warten, ein Genuss. Und Steuers Choreographie ist exzellent. Romy Oesterreich (52) aus Chemnitz war unter ihrem Mädchennamen Kermer mit ihrem damaligen Partner Rolf Oesterreich, den sie später heiratete, eine der weltbesten Paarläuferinnen. Sie wurde 1975 und 1976 Vize-Weltmeisterin und gewann bei den Olympischen Winterspielen 1976 die Silbermedaille. Zudem wurde sie 1974, 1975 und 1976 Vize-Europameisterin. Drei Mal gewann sie die DDR-Meisterschaft. Sie arbeitet heute in Berlin als Eiskunstlauf-Trainerin.

Romy Oesterreich

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