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Eisschnelllauf: Franke beendet Karriere

Erfolgstrainer Joachim Franke beendet seine Laufbahn. Seine Musterschülerin Claudia Pechstein, die erfolgreichste Winter-Olympionikin Deutschlands, wird offenbar ab der neuen Saison in Oslo trainieren.

Berlin - Pechsteins Manager Ralf Grengel wollte den Wechsel des Trainings nach Norwegen weder bestätigen noch dementieren, verwies aber darauf, dass Details bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Berlin mitgeteilt würden. Das Pechstein-Management hatte überraschend zu dieser Pressekonferenz in die königlich norwegische Botschaft eingeladen.

Joachim Franke, der im März seinen 67. Geburtstag feierte, bestätigte, dass er nicht beabsichtigt, seinen im Sommer auslaufenden Vertrag mit der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) zu verlängern. "Ich bin der Auffassung, dass für Claudia neue Herausforderungen notwendig sind, um auch weiterhin Höchstleistungen zu erreichen. Und ich sehe in Deutschland momentan kein geeignetes Umfeld, mit dem sie sich optimal auf ihre persönlichen Ziele vorbereiten kann", erklärte der Coach, ohne den Wechsel nach Norwegen offiziell bestätigen zu wollen.

16 Jahre lang Siege und Titel

Franke betreute Claudia Pechstein insgesamt 16 Jahre lang und führte sie zu fünf Olympiasiegen und sechs Weltmeister-Titeln. Erst im zurückliegenden Winter hatte die 35-jährige Berlinerin ihrer Erfolgs-Karriere mit WM-Silber über 5000 Meter in Salt Lake City einen neuerlichen Glanzpunkt verliehen: Als einzige Eisschnellläuferin der Welt konnte sie damit bei allen zehn Einzelstrecken-WM eine Medaille erkämpfen.

Nach dem Rückzug Frankes setzt die Berlinerin nun wohl beim Training mit norwegischen Cracks wie Eskil Ervik, Even Wetten oder Havard Bökko neue Reizpunkte, die sogar zur Verlängerung ihrer Karriere bis zu den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver führen könnten. Bislang waren alle Planungen auf das kommende Jahr mit den Mehrkampf-Weltmeisterschaften in Berlin ausgerichtet. Trainiert werden die Norweger vom US-Amerikaner Peter Mueller, 1976 selbst Olympiasieger über 1000 Meter.

Beispiellose Trainer-Laufbahn

Indes geht für Joachim Franke am 30. Juni eine Trainer-Laufbahn zu Ende, die im Eisschnelllauf beispiellos ist. Seit 35 Jahren steht der 116fache Eishockey-Nationalspieler der DDR am Rande der Eisbahn. 1972 war der als Eishockey-Trainer in Weißwasser tätige Coach von seiner geliebten Sportart zum Eisschnelllauf "zwangsversetzt" worden. Seitdem sorgten seine Schützlinge nahezu bei neun Olympischen Winterspielen für Aufsehen. Neben Claudia Pechstein führte der Berliner auch Uwe-Jens Mey (1988/1992), Andre Hoffmann (1988) und Olaf Zinke (1992) zum Olympia-Gold. Neben den neun Olympiasiegen erkämpften seine Athleten insgesamt 18 Mal olympisches Edelmetall und dutzende WM-Titel.

Als Sternstunden seiner Laufbahn bezeichnet der in den zurückliegenden Jahren zwei Mal an der Hüfte operierte "Goldschmied" jene Olympiasiege, die mit Weltrekordzeiten erzielt wurden. "Die Erfolge von Uwe-Jens Mey und André Hoffmann 1988 sowie der Doppel-Triumph von Claudia über 3000 und 5000 Meter in Salt Lake City 2002 sind unvergessliche Höhepunkte", blickt Franke auf seine einmalige Erfolgsbilanz zurück.

"Aber auch das WM-Gold im Mehrkampf von Karin Kessow 1975, nur zwei Jahre nach meinem Wechsel ins Eisschnelllauflager, wird mir in bester Erinnerung bleiben", resümiert der Trainer, der sich stets kritisch mit seinem Umfeld auseinander setzte und nicht immer ein bequemer Partner für die Führungsspitze des Verbandes war. (Von Frank Thomas, dpa)

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