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Sport: Eisschnelllauf: Rekord als Referenz

Claudia Pechstein und ihr Trainer Joachim Franke buhlen um die Gunst holländischer Eisschnelllauf-Teams. Denn dort können die in Deutschland darbenden Amateursportler gutes Geld verdienen.

Claudia Pechstein und ihr Trainer Joachim Franke buhlen um die Gunst holländischer Eisschnelllauf-Teams. Denn dort können die in Deutschland darbenden Amateursportler gutes Geld verdienen. Da kommt es der Berlinerin gerade recht, dass sie am Wochenende über 3000 Meter die Vier-Minuten-Schallmauer durchbrochen hat. Die ewige Rivalin von Gunda Niemann gewann beim Weltcup-Finale in Calgary die Langstrecke in 3:59,27 Minuten vor der Erfurterin. "Sie können mich anrufen, ich warte ab", sagt sie über ihren möglichen Wechsel nach Holland.

In einem Interview mit der niederländischen Sportzeitschrift "Sport International" hatte Pechstein eine Verbeugung vor dem Stellenwert des Eisschnelllaufens im Nachbarland gemacht: "In Holland ist Eisschnelllaufen so etwas wie Formel 1. Großes Interesse, viel Geld, viele Teams. Warum sollte ich nicht für ein niederländisches Team laufen?" Hintergrund: In den Niederlanden verdienen Olympiasieger wie Ids Postma oder Gianni Romme leicht siebenstellige Guldenbeträge pro Saison.

Schon zu Beginn der laufenden Saison hatte Claudia Pechstein, 1994 und 1998 Olympiasiegerin über 5000 Meter, bei SpaarSelect, dem millionenschweren Team des US-amerikanischen Trainers Peter Mueller, nachgefragt, berichteten niederländische Zeitungen. Der Goldmedaillengewinner von 1976 (1000 m) und Coach so erfolgreicher Sportler wie Dan Janssen, Bonnie Blair (USA) oder Marianne Timmer und Gianni Romme hatte allerdings wenig Interesse signalisiert. Ein Jahr vor den Spielen von Salt Lake City sich einen ausländischen Konkurrenten ins Team zu holen - danach stand dem Mann aus Milwaukee mit deutschen Vorfahren nicht der Sinn.

Nach ihrem phänomenalen Weltrekord hatte die Deutsche spitzbübisch ihr weiteres Interesse an einem lukrativen Sponsor (neben Vita Cola als Hauptförderer der Deutschen Eisschnelllaufgemeinschaft) signalisiert: "Die freie Werbefläche ist zu kaufen." Denkbar wäre eine Konstruktion wie bei der niederländischen TVM-Mannschaft. Zum Team von Allround-Weltmeister Rintje Ritsma gehören die Amerikaner Keessee Boutiette, Fitz Randolph sowie die beiden kanadischen Sprinter Jeremy Wotherspoon und Mike Ireland. Die trainieren auch jeweils für sich.

Klar ist: Zwar will Claudia Pechstein in eines der kommerziellen Teams, aber ihren Trainer Joachim Franke will sie ein Jahr vor den Olympischen Spielen auf keinen Fall verlassen.

Egon Boesten

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