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Sport: Elf Bären gegen Werder

Die Bayern reden sich selbst stark und die Bremer schwach

München. Von psychologischer Kriegsführung war dieser Tage zu lesen, als es um die aufgeregt vorgetragenen Wortbeiträge aktueller und ehemaliger Angestellter der Fußballvereine Bayern München und Werder Bremen ging. Wenn man sich diese zweifellos unangemessene Wortwahl ausnahmsweise gestattet, da der Kampf um die Meisterschaft in der Tat zur Fortsetzung von Sport mit anderen Mitteln gerät, ist zu bemerken: Die Bayern lassen neuerdings die Erkenntnis, der Ausgang von Kriegen ließe sich durch Bilder manipulieren, subtil in ihre Strategie der Einschüchterung einfließen.

Anfang der Woche luden sie Fotografen ein, um einen Schrecken verbreitenden Neuzugang abzulichten: Kampfeslustig blinzelte die Verstärkung durch schmale Augenschlitze, das Maul beängstigend gefräßig geöffnet. Neben Bär Berni, dem neuen Maskottchen, stand der tapfere Bastian Schweinsteiger, der die Botschaft verstanden hatte und in folgerichtiger Kühnheit beschwor: „Wir werden am Samstag kämpfen wie elf Bären.“ Das ist das Mindeste aus Sicht der Münchner in dem Spiel, in dem es für die Bayern nur darum gehen kann, die Bremer „wegzufegen“ und/oder „niederzumachen“, wie Bayerns Manager Uli Hoeneß noch im Epilog des vergangenen Spieltages angeordnet hatte.

Schließlich droht den Münchnern, bei denen Sebastian Deisler erstmals wieder im Kader steht, die ungeschätzte Erfahrung, dem Rivalen das eigene Wohnzimmer zur Meisterfeier zu überlassen. Die Münchner Gazetten apostrophieren das Spiel des Tabellenzweiten gegen den Tabellenersten als vorentscheidende Schlacht und haben sämtliche direkten und indirekten Einflussgrößen geprüft, selbst die Konstellation der Sterne (und dabei eine aus Bayernsicht bedenkliche Konstellation recherchiert). Zudem wurde in Erfahrung gebracht, dass von dem ehemaligen Werder-Profi Michael Kutzop, der vor 18 Jahren in einer halbwegs vergleichbaren Situation mit einem verschossenen Elfmeter die Entscheidung zugunsten der Bayern einleitete, diesmal keine Hilfe zu erwarten ist: Er spielt in sicherer Entfernung Tennis.

Die Münchner richten ihren Blick ohnehin auf die eigene Aufgabe, was schwer genug fällt in diesen Tagen. „Bei uns geht es aufwärts, bei Bremen eher abwärts“, sagt Trainer Ottmar Hitzfeld. Eine mutige These angesichts des zuletzt knappen 2:1 bei Absteiger Köln und des nicht eben als Zeichen einer Depression zu wertenden 6:0 des Konkurrenten, aber als Trainer ist Hitzfeld schon aus Vorbildzwecken zur Zuversicht verpflichtet.

Daniel Pontzen

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