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EM-Auftakt: Deutsche Handballer nach Niederlage unter Druck

Nach der 25:27-Niederlage gegen Polen zum EM-Auftakt ist noch nichts verloren. Vielleicht setzt die Niederlage Kräfte frei.

„Geht raus und habt Spaß, dann könnt ihr auch erfolgreich sein.“ Das war die Botschaft, die Handball-Bundestrainer Heiner Brand seinem Team für das erste EM-Spiel gegen Polen mit auf den Weg gegeben hatte. Doch die Freude verging ihnen ziemlich schnell. Dem Weltmeister von 2007 wurde sehr schnell deutlich gemacht, dass bei diesen Titelkämpfen ohne eine spielerische Steigerung bereits das Erreichen der Hauptrunde sehr schwer werden dürfte: Mit 25:27 (8:12) unterlagen die deutschen Handballer, zwischenzeitlich hatte sogar ein Debakel gedroht. „Wir haben vor allem im Angriff nicht die Leistung gebracht, die ich mir vorgestellt hatte“, sagte Brand. „Wir haben Angriffe zu schnell abgeschlossen und selbst in Überzahl hastig statt überlegt agiert. Aber nach einer Niederlage ist noch längst nichts verloren.“ Kapitän Michael Kraus war sich allerdings bewusst: „Jetzt ist jedes Spiel ein Endspiel.“ Das erste steigt schon am Mittwoch gegen die Slowenen (18.30 Uhr/ZDF).

Das polnische Team zeigte vor 8200 Zuschauer in Innsbruck zwar kein großes Spiel, war aber die cleverere Mannschaft. Als großer Rückhalt erwies sich Torhüter Slawomir Szmal, der bereits in der ersten Halbzeit über fünfzig Prozent der deutschen Würfe parierte. Da konnte auch sein Gegenüber Johannes Bitter nicht mithalten, obwohl er zwei Siebenmeter hielt. Zu sehr verließen sich die Deutschen auf die Wurfkraft von Lars Kaufmann, der bis zum 8:12 zur Halbzeit die Hälfte der Tore erzielte. Entlastung aus dem rechten Rückraum durch Holger Glandorf blieb aus, von den Außenpositionen und vom Kreis ging keine Gefahr aus. „Das Genick gebrochen hat uns die Endphase vor der Halbzeit, als Polen vier Tore in Folge warfen“, sagte Kaufmann. Während Heiner Brand als Regisseur überraschenderweise zunächst Michael Haaß an Stelle von Michael Kraus brachte, konnte der polnische Trainer Bogdan Wenta mit Bartlomiej Jaszka viel mehr zufrieden sein. Wie bei den Füchsen Berlin in der Bundesliga sorgte Jaszka nicht nur für Tempo und Ideen, sondern war selbst auch noch torgefährlich. Er hatte das Spiel im Griff, seine Nebenleute bekamen durch ihn Räume zum Torwurf. Wie der lange Karol Bielecki, der mit sechs Toren der erfolgreichste polnische Werfer war. Im DHB-Team waren Kaufmann mit sieben und Torsten Jansen mit sechs Toren die Besten.

Ihre Treffer reichten aber letztlich nicht für einen Sieg zum EM-Start aus. „Kämpferisch war da kein Vorwurf zu machen, einiges wurde auch in der zweiten Halbzeit besser“, sagte Brand. Am Ende konnte er sogar noch auf einen Punkt hoffen, obwohl die Polen in der 40. Minute schon 18:12 geführt hatten. Doch sie leisteten sich dann viele technische Fehler und Fehlwürfe und brachten die Deutschen noch einmal heran. Die Deckung war zwar plötzlich sehr beweglich und aggressiv, aber vorn wollten die deutschen Spieler zu sehr mit dem Kopf durch die Wand. In der 58. Minute, als beim 21:24 die Hoffnung noch glimmte, schmetterte Lars Kaufmann in freier Wurfposition einen Ball direkt auf Szmal. Der Göppinger handelte sich dann auch noch eine Zeitstrafe ein – damit war das Spiel endgültig entschieden. Zu allem Überfluss verletzte sich auch noch Rechtsaußen Stefan Schröder mit Verdacht auf Trommelfellriss.

Heiner Brand wollte aber von einer Vorentscheidung für den weiteren EM-Verlauf nichts wissen. „Bei der letzten WM sind wir mit 4:0 Punkten in die Hauptrunde gegangen, zu diesem Zeitpunkt war das Halbfinale ein realistisches Ziel“, sagte der Bundestrainer. „Es hat aber bekanntlich nicht gereicht.“ Brand hat seine eigene Philosophie und ist in der Vergangenheit damit auch nicht schlecht gefahren. Diesmal lautete sie: „Mal hilft ein Auftaktsieg, mal hilft aber auch eine Niederlage. Ein Sieg gibt natürlich Selbstvertrauen, doch auch eine Niederlage kann Kräfte freisetzen.“

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