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Benzema

© dpa

EM-ENTSCHEIDER Gruppe C: Frankreich: Karim Benzema

Hier stellen wir bis zum EM-Beginn täglich die entscheidenden Spieler vor. Heute Folge 11: Karim Benzema, Frankreich.

Das lustigste Tor seiner Karriere hat Karim Benzema im Pokal gegen Caen erzielt. Zu zweit liefen sie auf das gegnerische Tor zu, Benzema führte den Ball, und kurz hinter der Strafraumgrenze täuschte er aus der fließenden Bewegung heraus einen Querpass nach links an. Caens Torwart machte einen Satz zur Seite wie ein aufgescheuchtes Huhn – und Benzema musste den Ball nur noch in die freie rechte Ecke schieben. Karim Benzema, der Stürmer der französischen Nationalmannschaft, beherrscht die kleine List genauso wie das große Theater. Er trifft mit links, er trifft mit rechts, er trifft aus der Distanz genauso wie per Abstauber, und manchmal trifft er sogar mit dem Kopf. „Ich bin ein großer Fan von ihm“, sagt der ehemalige französische Nationalspieler Jean-Pierre Papin.

Gerade 20 Jahre alt ist Karim Benzema, der Sohn algerischer Einwanderer, der mit acht Geschwistern in einer Banlieu von Lyon aufgewachsen ist; aber schon jetzt hat er mehr erreicht als andere Fußballer ganz am Ende ihrer Karriere. In der abgelaufenen Saison ist Benzema mit 20 Toren Torschützenkönig der französischen Liga geworden und wurde zum besten Feldspieler gewählt, hat mit Olympique Lyon vor einer Woche den Pokal gewonnen und gerade zum vierten Mal hintereinander die Meisterschaft. Dieser Titel sei für ihn ein besonderer, sagt er, „weil ich zum ersten Mal vom Anfang bis zum Ende dabei war“. Vielleicht auch, weil er schon im vergangenen Sommer angekündigt hatte: Das wird meine Saison. Zweifel sind ihm fremd, vor allem auf dem Platz.

Benzemas Karriere kennt keine lange Einleitung, er kommt schnell zur Sache. Das war auch in der Nationalmannschaft so. Bei seinem Debüt für die Equipe Tricolore, im März 2007, erzielte er den 1:0-Siegtreffer gegen Österreich. Es war ein Tor, das die Stärke Benzemas ziemlich exakt beschreibt. An der rechten Seitenlinie gab es einen Freistoß für die Franzosen, alle erwarteten eine Flanke in den Strafraum, Benzema aber sprintete aus dem allgemeinen Gewimmel ein paar Schritte zurück, dem Schützen entgegen, stand völlig frei und wuchtete den Ball mit einem Flachschuss ins Tor.

Vielleicht ist das seine hervorstechendste Qualität, noch vor der perfekten Ballbehandlung, seiner Dynamik und der außergewöhnlichen Schusstechnik: Benzema besitzt einen Instinkt für die richtigen Laufwege. „Er beherrscht die Kunst, sich an jeden Gegner anzupassen“, sagt Sonny Anderson, der ehemalige Stürmer von Olympique Lyon. Und er ist uneitel genug, sich selbst an verschiedene Systeme anzupassen. Er kann als Stoßstürmer spielen, aber auch an der Seite von Thierry Henry, mit dem er bei der Europameisterschaft wohl den französischen Angriff bilden wird.

Manche sagen, Benzema sei längst besser als Henry, aber er selbst würde das nie gelten lassen. Er ist weiterhin lernwillig, respektiert erfahrene Spieler und sucht ihren Rat. Das Gesamtwohl ist ihm wichtiger als das eigene Fortkommen. „Ich möchte die, die den Fußball lieben, weiter träumen lassen“, sagt Karim Benzema. Ein Idealist ist er offensichtlich auch noch.

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