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Huntelaar

© dpa

EM-Entscheider: Klaas Jan Huntelaar

Der holländische Torschützenkönig Klaas Jan Huntelaar ist gefürchtet wegen seiner Effektivität: Er kennt nur ein Ziel: das Tor.

Hier stellen wir bis zum EM-Beginn täglich die entscheidenden Spieler vor. Heute Folge 9: Klaas Jan Huntelaar, Niederlande.

Die Sprache des Fußballs verfügt über einige seltsame Wendungen. Wenn es zum Beispiel heißt, dass der Spieler XY von seiner Schnelligkeit lebe, bedeutet das, dass er vor allem von seiner Schnelligkeit profitiert. Klaas Jan Huntelaar lebt von seinen Toren – aber in seinem Fall ist das wörtlich zu verstehen. Für den 24 Jahre alten Stürmer von Ajax Amsterdam und der holländischen Nationalmannschaft sind Tore eine Art Grundnahrungsmittel, und Huntelaar, eigentlich ein schmales Kerlchen, ist, um im Bild zu bleiben, wohlgenährt. In der gerade abgelaufenen Saison hat er 33-mal für Ajax getroffen. Zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren wurde er damit Torschützenkönig der holländischen Ehrendivision.

Klaas Jan Huntelaar ist ein Phänomen. „Wenn er eine Chance bekommt, dann ist es ein Tor“, erzählt der Hamburger Rafael van der Vaart, der in der holländischen Auswahl hinter dem Stürmer spielt. Huntelaars Fußball ist auf eine gewisse Art unholländisch. Den Holländern geht es um die Beherrschung des Raums, um die großen Linien, die auf das Feld gezeichnet werden. Huntelaars Spiel aber kennt keinen Raum – es kennt nur ein Ziel: das Tor. Mit seiner Art zu spielen, der Reduktion auf das Wesentliche, ist Huntelaar der kleine Bruder von Ruud van Nistelrooy, mit dem er um den einzigen Platz als Stoßstürmer in der Nationalmannschaft konkurriert. Van Nistelrooy ist sieben Jahre älter, international erfahrener und als Vollstrecker gefürchtet – Huntelaar aber gehört die Zukunft, und es könnte sein, dass die Zukunft in diesem Juni beginnt.

„Ich suche mir eine Ecke aus und schieße so, dass der Torhüter nicht rankommt“, hat Huntelaar einmal über das Geheimnis seines Spiels gesagt. Wenn man seine Tore sieht, denkt man: Ja, genau so einfach ist das. Bei Ajax war er in der gerade abgelaufenen Saison der erste Stürmer seit 21 Jahren, der mehr als 30 Tore erzielt hat. Zuletzt gelang das – Marco van Basten. „Er sieht so aus, als hätten sie van Basten geklont. Wie er sich bewegt, beidfüßig schießt und kraftvolle Kopfbälle ansetzt“, sagt Bernd Schuster, der Trainer von Real Madrid, einem von etlichen europäischen Topklubs, denen ein gesteigertes Interesse an Huntelaar nachgesagt wird.

Paradoxerweise hat der originale van Basten seinen Klon lange ignoriert. Für die WM vor zwei Jahren verzichtete der Bondscoach auf Huntelaar. Statt die WM mit den Großen spielte Huntelaar mit der U 21 die EM in Portugal: Holland gewann zum ersten Mal den Titel, und Huntelaar wurde Torschützenkönig. Zu seinem Debüt in der A-Nationalmannschaft kam er dann im ersten Spiel nach der Weltmeisterschaft, beim 4:0 in Irland. Klaas Jan Huntelaar erzielte zwei Tore. Stefan Hermanns

Die Serie im Internet:

www.tagesspiegel.de/em2008

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