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André Schürrle (rechts) und die deutsche Nationalmannschaft müssen gegen Georgien konsequenter ihre Chancen nutzen als unter der Woche gegen Irland.

© AFP

EM-Qualifikation gegen Georgien: Die letzte Chance für den Weltmeister

Die Niederlage in Irland nagt am Stolz des deutschen Fußballs. Für das entscheidende Spiel heute gegen Georgien will Bundestrainer Löw die Effizienz seiner Mannschaft verbessern.

Vielleicht darf man den Planern beim Deutschen Fußball-Bund im Nachhinein ein glückliches Händchen attestieren. Eigentlich zählt Georgien in Sachen Fußball nicht unbedingt zu der Kategorie Straßenfeger, weshalb das letzte EM-Qualifikationsländerspiel seinerzeit nach Leipzig vergeben wurde. Zwar ist das Publikum in Leipzig durchaus fachkundig, aber eben nicht gerade verwöhnt vom großen Fußball. In der jüngeren Vergangenheit hat es sich überaus dankbar erwiesen, überhaupt bedacht zu werden mit Spielen der deutschen Nationalmannschaft – auch wenn es gegen Kamerun, Lichtenstein oder Israel ging. Seinerzeit konnte man beim DFB nicht ahnen, dass das Spiel heute Abend gegen Georgien noch eine richtige Wucht bekommen würde für den Weltmeister. „Wir freuen uns für Leipzig, weil es das entscheidende Spiel ist“, sagt Joachim Löw.

Die Niederlage in Irland hat am Stolz des deutschen Fußballs genagt

Vor wenigen Tagen ist dem Weltmeister auf dem Weg zum angestrebten EM-Titel im nächsten Jahr ein pomadiger Stopp in Dublin dazwischen gekommen, weshalb der Kick gegen Georgien eine Aufwertung erfährt, die so nicht absehbar gewesen ist. Nichts mit einem lockeren Spielchen und personellen Experimenten. Das 0:1 in Irland hat doch etwas am Stolz und am Selbstverständnis des deutschen Fußballs genagt. Und so hätte der Ort des plötzlichen Showdowns in Sachen EM-Teilnahme nicht besser gewählt werden können. Der DFB kehrt mit seiner Nationalmannschaft in seine Gründerstadt (1900) zurück, die in dem VfB Leipzig auch seinen ersten Deutschen Meister stellt.

Ein Unentschieden zwischen Polen und Irland könnte für Deutschland gefährlich werden

„Jeder von uns kennt die Lage der Tabelle, jeder von uns kann rechnen“, sagt Manuel Neuer und schiebt ein lakonisches „hoffe ich doch“ hinterher. Als dramatisch möchte er die Lage nicht bezeichnen, doch sei ein gewisser Ernst angebracht. Das Spiel gegen Georgien darf unter bestimmten Bedingungen nicht verloren werden, um sich auf dem direkten Weg für die EM-Endrunde im kommenden Sommer in Frankreich zu qualifizieren. Sollten sich im Parallelspiel Polen und Irland unentschieden trennen und gleichzeitig Deutschland verlieren, müsste der Weltmeister den Umweg über die Play-offs nehmen. „Was zählt, ist, dass wir gegen Georgien gewinnen wollen und werden“, sagt Neuer.

"Uns fehlt die Effizienz", sagt Löw.

Dafür aber sollte die Mannschaft von Joachim Löw den B-Noten-Fußball von Dublin abstreifen. Der Weltmeister spielte auf der Insel gefällige Ballstafetten, aber das mitunter hübsch anzusehende Gedaddel brachte die hüftsteifen Iren nicht wirklich in Bedrängnis. „Wir haben uns hoffentlich die Tore für Georgien aufgehoben“, sagt Neuer.

Joachim Löw ist Panik bekanntlich fremd, dennoch mache er sich so seine Gedanken. An der Spielweise gebe es grundsätzlich keinerlei Zweifel. Aber auch dem Bundestrainer missfällt, dass seine Mannschaft aus ihrer Überlegenheit zu selten Kapital schlägt. Das ziehe sich wie ein roter Faden durch die Qualifikation. Das Team erspielte sich zwar zahlreiche Torchancen, aber sie brauche sie eben auch, um erfolgreich zu sein. Statistisch gesehen, „brauchen wir sechs Großchancen, um ein Tor zu erzielen“, sagt Löw und schlussfolgert: „Anders als bei der WM fehlt uns die Effizienz.“

Der Bundestrainer will die Sinne seiner Spieler schärfen

In Sachen Raumaufteilung und Passspiel sei die Mannschaft nach wie vor gut und durchaus stilbildend, doch ihr Spiel ist mittlerweile von einem gefährlichen Manko befallen. „Wir sind im Moment nicht so tödlich für den Gegner, wie wir es schon mal waren“, sagt Löw.

Auch deshalb will der Bundestrainer die geringe Zeit in Leipzig bis zum Anstoß genutzt haben, um mit Gesprächen in die Köpfe seiner Spieler zu kommen, wie er es ausdrückt. In Ermangelung von praktischen Trainingszeiten auf dem Übungsplatz wolle er so die Sinne seiner Spieler schärfen. Auch ihn habe zuletzt das Gefühl beschlichen, dass sich seine Mannschaft insbesondere in den Qualifikationsspielen auf Grund ihrer spielerischen Überlegenheit in Sicherheit wiege. Frei nach dem Motto: Alles halb so schlimm, wenn wir ein paar Torchancen liegen lassen, wir kriegen ja schon noch welche.

Diese Haltung will Löw seinen Spielern nun austreiben. Denn auch ihm sei aufgefallen, dass sie seinen Spielern im Weg stehe und sie frustriere, wenn sie zu viele Chancen auslässt. In Dublin sei die Mannschaft gar fahrig geworden, weil sich mit fortlaufender Spielzeit bei ihr das Gefühl einstellte, „gegen eine Wand zu spielen“. Auch darüber sei nun intern diskutiert worden.

Löws Lösung für Leipzig klingt denkbar einfach: „Wir müssen mit einer Torchance so umgehen, als wenn es die einzige in der Woche wäre.“

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