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Panucci

© AFP

EM-Qualifikation: Hurra, wir spielen noch!

Es war das erwartet schwere Spiel im Hexenkessel von Glasgow. Nach dem Sieg träumt Weltmeister Italien träumt nun schon vom EM-Titel.

Jetzt schwelgt Italien wieder in großen Fußballgefühlen. Möglich gemacht hat die Glückseligkeit der 2:1-Sieg in Glasgow gegen Schottland, mit dem sich die Azzurri neben Frankreich in der schweren Gruppe B für die Europameisterschaft qualifiziert haben. Wieder einmal rief die Mannschaft des grantigen Nationaltrainers Roberto Donadoni ihr volles Leistungspotenzial erst ab, als sie mit dem Rücken zur Wand stand.

Donadoni war nach der Nerven aufreibenden Partie den Tränen nahe. Der 44-jährige frühere Milan-Spieler wusste, dass von der EM-Qualifikation seine Vertragsverlängerung bis 2010 abhing. „Ich habe meinen Spielern gesagt: Wenn ihr das fühlt, was ich fühle, dann werden wir in Glasgow keine Fehler machen“, bekannte Donadoni, den viele schon etwas voreilig bereits abgeschrieben hatten.

In Bestbesetzung erwischten die Italiener einen glänzenden Start, als sie schon in der zweiten Minute durch Luca Toni in Führung gingen. Eine flache Hereingabe von Antonio Di Michele schlenzte der schlaksige Bayern-Stürmer mit dem rechten Außenriss ins linke obere Eck. Der 30-Jährige erzielte damit in den zwei Qualifikationsspielen gegen Schottland sein drittes Tor und war damit, wie Donadoni sagte, „unersetzlich“ für die Italiener. „Wir wussten, dass wir in einem Hexenkessel spielen würden, aber wir haben ein großes Spiel geliefert“, sagte Luca Toni. In der Stunde des Triumphes dachte aber auch er an den am letzten Sonntag getöteten Lazio-Fan Gabriele Sandri. „Wir möchten diesen Sieg dem Andenken Gabrieles widmen“, sagte Toni, der jetzt mit neuer Motivation nach München zurückkehren dürfte.

Zu den Stützen der taktisch blendend eingestellten Italiener gehörte Andrea Pirlo im Mittelfeld. Der große Schweiger vom AC Milan ackerte unermüdlich und brachte System ins Spiel. Zudem war er der eigentliche Matchwinner. Er rettete kurz vor der Pause per Kopf auf der Linie für den geschlagenen Gigi Buffon. Von Pirlo kam in der Schlussminute der Freistoß, den Verteidiger Christian Panucci zum 2:1-Sieg einköpfte. Für den 34-jährigen Verteidiger Panucci von AS Rom war es „der schönste Moment meiner Karriere“. Donadonis Vorgänger Marcello Lippi hatte ihn aus dem Kader der Nationalmannschaft bereits ausgemustert. Donadoni bekniete ihn jedoch zurückzukehren – erfolgreich.

Lob erntete Donadoni nun auch von Lippi, der bei einem Scheitern Italiens wahrscheinlich Donadonis Nachfolger geworden wäre. „Man soll niemals nie sagen“, hatte Lippi jüngst auf eine entsprechende Frage geantwortet. Jetzt prophezeit der toskanische WM-Trainer: „Diese Mannschaft kann die Europameisterschaft gewinnen, sie hat das Zeug dazu.“ Davon ist auch Donadoni überzeugt. „Mein Traum ist es, eine Mannschaft mit unbedingtem Siegeswillen zu formen – wie einst mein Milan-Team“, sagt er selbstbewusst. Die Vorbehalte gegen seine Fachkompetenz sind verstummt. Donadoni hat es zudem geschafft, in der Mannschaft den Zusammenhalt herzustellen – und etwas vom Geist des WM-Sieges in Deutschland zu verbreiten.

Vincenzo delle Donne[Mailand]

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