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Ein Gesicht voller Sorgen. U-21-Trainer Rainer Adrion muss nach dem Aus in der EM- Qualifikation um seinen Job bangen.

© dpa

EM-Qualifikation: U 21 zu schwach für Island

Ein Jahr nach dem Gewinn der Europameisterschaft haben die U-21-Fußballer des DFB die Qualifikation für die Endrunde 2011 verpasst. Der Titelverteidiger unterlag in Island überraschend deutlich mit 1:4.

Berlin - Es gibt Situationen, da denkt man vermutlich nicht mehr daran, welche Symbolik in eine bestimmte Handlung hineingelesen werden könnte. Rainer Adrion, der Trainer der deutschen U-21-Fußballer, hatte gestern am frühen Abend andere Sorgen. Wenige Minuten waren noch zu spielen in der Europameisterschaftsqualifikation in Island, da blickte Adrion auf seine Uhr. Solche Motive werden gerne verwendet, um die bevorstehende Entlassung eines Trainers zu bebildern. „Seine Zeit ist abgelaufen“, heißt es dann. Ein schnelles Ende seiner Amtszeit ist auch bei Rainer Adrion, der die U 21 erst vor einem Jahr übernommen hat, nicht mehr auszuschließen. Durch eine 1:4 (0:1)-Niederlage hat der Titelverteidiger gestern Abend die letzte Chance verspielt, sich für die EM-Endrunde im kommenden Sommer in Dänemark zu qualifizieren. Auch bei den Olympischen Spielen 2012 in London werden die Deutschen nicht dabei sein.

Gerade 15 Monate ist es her, dass die deutschen Nachwuchsfußballer den totalen Triumph feiern konnten. Nach der U 17 und der U 19 hatte sich auch die U 21 den EM-Titel gesichert – doch das ist mehr denn je Geschichte. „Wir dürfen uns von Momentaufnahmen nicht blenden lassen“, hatte Matthias Sammer, der Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), schon vor dem Spiel in Island gesagt. Zu Recht. Der DFB ist derzeit weit davon entfernt, den Nachwuchsfußball zu beherrschen. Keines der drei Europameisterteams hat seine Erfolge bestätigen können, alle drei sind in der Qualifikation zur nächsten EM-Endrunde gescheitert. Gerade für die U 21 ist das besonders ärgerlich, weil Adrion den Jahrgang für außergewöhnlich talentiert hält und die Mannschaft von den Namen her auch gestern in Hafnarfjördur durchaus stark besetzt war: Mit Torhüter Tobias Sippel und den Verteidigern Mats Hummels, Benedikt Höwedes und Marcel Schmelzer standen immerhin vier Spieler in der Startelf, die vor einem Jahr am Titelgewinn beteiligt waren.

Die Mannschaft aber führte das fort, was sie schon in den Spielen zuvor angedeutet hatte: dass die Spieler nicht richtig harmonieren und ihre individuellen Fähigkeiten nicht zum Wohle der Allgemeinheit einzubringen verstehen. Schon in der fünften Minute gingen die Isländer nach ihrem ersten Angriff durch Bjarnason in Führung. Dem Dortmunder Kevin Großkreutz gelang bei seinem Debüt für die U 21 zwar der Ausgleich, nach einem Doppelschlag durch Sigurdsson und Sightorsson zum 3:1 war das Spiel aber so gut wie gelaufen. Bezeichnend für den Auftritt der Deutschen war der Treffer zum 4:1. Der Leverkusener Stefan Reinartz wollte den Ball zu Torhüter Sippel zurückspielen, übersah allerdings den eingewechselten Finnbogason, der den Ball erlief, ihn an Sippel vorbeilegte und ins Tor schieben konnte.

„Wir haben in der gesamten Qualifikationsrunde nicht überzeugen können“, sagte Mats Hummels. „Aber nach diesem Spiel sind wir natürlich fassungslos.“ Der Misserfolg könnte auch den gerade erst mühsam gefundenen Kompromiss um die Hoheit über die U 21 zwischen Sammer und Bundestrainer Joachim Löw wieder ins Wanken bringen. Sammer vertritt eine stark erfolgsorientierte Philosophie, mit der sich ein derart frühes Scheitern kaum vereinbaren lässt. Der dafür verantwortliche Trainer Rainer Adrion steht allerdings unter dem besonderen Schutz von Joachim Löw. Tsp

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