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Sport: Emotionslos ins Pokalfinale

78:69 – Albas Basketballer mühen sich ins Endspiel

Emotionslos klatschten Hollis Price, Jovo Stanojevic und ihre Mannschaftskollegen von Alba Berlin ihre Gegner ab. Die Berliner Basketballfans brüllten und trommelten auf der Tribüne, die Spieler hingegen lachten nicht einmal. Nach dem Einzug ins Pokalfinale durch das 78:69 (33:39) gegen die Gießen 46ers machte sich bei ihnen Erleichterung statt Fröhlichkeit breit. Erst im vierten Viertel sind die Berliner endlich ihrer Favoritenrolle gerecht geworden.

Bis zur 31. Minute hatte es gedauert, ehe der Hauptrunden-Erste der Basketball-Bundesliga gegen den Elften erstmals seit der 12. Minute wieder in Führung gegangen war. Nenad Canaks erster von zwei Dreipunktewürfen zum 55:54 war das Signal zur Wende. Auch Demond Greene und Hollis Price trafen aus der Distanz, ihr Team verteidigte endlich hart und gewann das Viertel 26:15 gegen die zunehmend kraftlosen Hessen. „Gießen hat mit dem Herzen gekämpft und es uns sehr, sehr schwer gemacht“, sagte Albas Trainer Henrik Rödl. „Es ist eine Qualität unserer Mannschaft, ein Spiel doch noch zu drehen, auch wenn wir nicht den besten Tag haben.“

Im Finale heute gegen Bamberg (17 Uhr, live bei Premiere) will Alba Berlin erstmals seit 2003 wieder den Pokal gewinnen. Damals hatte Mithat Demirel in einem denkwürdigen Finale gegen Rhein Energie Köln mit einem Spurt übers ganze Feld in letzter Sekunde den Siegtreffer erzielte. Diesmal gehen die Berliner mit der Gewissheit ins Finale, denselben Gegner vor Wochenfrist im letzten Bundesligaspiel 80:75 besiegt zu haben. Doch Bamberg, das die Artland Dragons im zweiten Halbfinale mit 84:56 bezwang, kann heute auf den Heimvorteil hoffen.

Gegen Gießen war Alba der große Druck anzumerken, endlich wieder einen Titel holen zu müssen. Die Berliner, bei denen Luke Whitehead nach mehrwöchiger Verletzungspause erstmals wieder spielte, setzten sich im ersten Viertel zwar nach 2:8-Rückstand 20:11 durch. Doch danach ging gar nichts mehr. Albas Leistungsträger Hollis Price und Jovo Stanojevic saßen zunächst auf der Bank, Gießen, das die Play-offs verpasst hat, entschied den zweiten Spielabschnitt mit 28:13 für sich. Nicht die vielen langen Alba-Spieler schnappten sich energisch den Ball, sondern die Gießener. 21 dieser Offensivrebounds kassierte Alba insgesamt. In der Halbzeitpause „haben wir die Rebounds und die mentale Einstellung besprochen“, sagte Rödl, „wir waren in dieser Phase nicht wach“.

Doch zunächst änderte sich nichts, stattdessen brachte der überragende Spielmacher Anton Gavel (Topscorer mit 19 Punkten) Gießen wieder mit elf Punkten in Führung (49:38). Dann endlich entwickelte Alba Kampfgeist. „Das Gute ist, dass wir nicht nur eine Person haben, die ein Spiel entscheiden kann“, sagte Albas Aufbauspieler Hollis Price, der nicht an die starken Leistungen der letzten Wochen anknüpfen konnte. Fünf Berliner punkteten gestern zweistellig: Stanojevic (15), Greene (13), Canak (12), Price und Lollis (je 10). Bei Gießen schafften dies nur Gavel und Eidson (13). Der zweite Spielmacher Louis Campbell musste Ende des dritten Viertels verletzt ins Krankenhaus gebracht werden – kurz danach kippte das Spiel.

Helen Ruwald[Bamberg]

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