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Sport: Ende eines Derbys

Hansa Rostock distanziert sich nicht nur sportlich von Energie Cottbus

Von Claus Vetter

Cottbus. Ost gegen Ost oder doch Ost gegen Nord? Bei Hansa Rostock und Energie Cottbus wird die gemeinsame DDR-Vergangenheit inzwischen unterschiedlich bewertet. Dies wurde am Sonnabend im Cottbuser Stadion der Freundschaft deutlich. Rostock siegte 4:0, und angesichts beeindruckender Überlegenheit konnten sich die 3000 mitgereisten Hansa-Fans schon früh verbalen Diffamierungen in Richtung Cottbus widmen. Gesteigerten Wert auf die Erhaltung eines vermeintlichen Ost-Derbys schien niemand zu legen: Rostocks Anhänger sangen schon mal Energies Abstieg herbei und freuten sich auf eine Zukunft, in der sie nicht mehr nach Cottbus reisen müssen.

Die Rostocker Lokalkonkurrenz spielt längst im Norden und nicht im Osten. Dass es in dem Duell der beiden Ostklubs oft heftig zur Sache gehe, „liegt nicht an Hansa“, hatte Rostocks Trainer Armin Veh schon vor dem Spiel am Sonnabend gesagt. Ein Spiel, „das weder hitzig noch bissig wird“, erwartete etwa Peter Wibran, Marcus Lantz „ein Auswärtsspiel wie jedes andere“. Wibran und Lantz sind zwei von sechs Schweden im Rostocker Team. Jeder, der einmal eine schwedische Tageszeitung aufgeschlagen hat, weiß, wie sehr in Schweden die Taten kickender Landsleute im Ausland verfolgt werden. Über Hansa Rostock wird in schwedischen Blättern inzwischen regelmäßig berichtet. Die eigene Liga ist da fast weniger schlagzeilenträchtig – die besten Spieler spielen nun mal anderswo. In Rostock hofft man angesichts geographisch günstiger Lage sogar auf fußballinteressierte skandinavische Delegationen im Ostseestadion. Nordischer geht es nimmer.

Fast schien es, als trennten sich am Sonnabend nicht nur in sportlicher Hinsicht die Wege der blendend gestarteten Rostocker (drei Siege in drei Spielen) und der mit nur einem Punkt am Tabellenende verharrenden Cottbuser. Es wurde auch ein Derby zu Grabe getragen. Es ging Sonnabend nicht „heftig zur Sache“, wie Veh vermutet hatte. Das lag vor allem an Energie Cottbus. Trainer Eduard Geyer hatte bei seinen Spielern die für ein Derby unerlässliche Prise Emotion vermisst. „Schließlich war das hier früher mal so ein Spiel, wo jeder noch ein paar Prozent draufgelegt hat“, sagte Geyer später.

In Cottbus hatten sie es vorher ohnehin schon vermutet, dass an der Ostseeküste niemand mehr etwas vom Osten hören möchte. Ein Blick in die Cottbuser Stadionzeitung offenbarte dies. „Das Image, einziger Ost-Klub in der Bundesliga zu sein, ist dahin“, stand dort geschrieben. Und: „Hansa muss teilen und sieht sich deshalb inzwischen lieber als norddeutsches Team.“ Wenn dem nun so ist, dann immerhin als ein sehr erfolgreiches: Denn die norddeutsche Konkurrenz aus Hamburg, Bremen, Wolfsburg und Hannover, sie ist sehr viel schlechter in diese Saison gestartet als der FC Hansa Rostock.

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