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Ein Herz für Hertha. Theofanis Gekas bejubelt das zweite seiner drei Tore gegen Wolfsburg.

© Boris Streubel

Endlich angekommen: Theofanis Gekas: Alles gut. Ende gut?

Beim 5:1-Überraschungserfolg in Wolfsburg kommt der dreifache Torschütze Theofanis Gekas endgültig im Team von Hertha BSC an.

Dann ist da noch die Sache mit der lateinamerikanischen Verschwörung. Der Torwart Jaroslav Drobny hat sie vor einer Woche aufgedeckt mit seiner eher beiläufigen Bemerkung, es gebe da bei Hertha BSC drei Herrschaften, die nur für und unter sich spielen würden. Der Vermutung, es handele sich dabei um die Brasilianer Raffael und Cicero sowie den Kolumbianer Adrian Ramos, trat Drobny ausdrücklich nicht entgegen. Was also ist dran am Dreier-Kartell zum Nachteil der Berliner Offensivbemühungen? „Nichts“, sagt Raffael. Der von ihm konsultierte Ramos ergänzt, von dieser Geschichte höre er jetzt zum ersten Mal, sie sei selbstverständlich völliger Blödsinn und kein Thema in der Mannschaft, was wiederum sein Nebenmann Theofanis Gekas bestätigt, dem die Latinos angeblich keinen Ball gönnen. „Darüber haben wir noch nie gesprochen“, sagt der Angreifer aus Griechenland.

Am Tag nach Wolfsburg fällt es der kickenden Belegschaft von Hertha BSC leicht, alle Gerüchte über ein mannschaftsinternes Sektierertum zu dementieren. Dafür stehen schon die fünf Tore, drei von Gekas, zwei von Ramos. Zur Verständigung auf dem Platz genügen Gesten und ein paar Brocken Deutsch, „der Fußball hat seine eigene Sprache“, sagt Gekas. Es basierte dieser 5:1-Sieg beim Deutschen Meister VfL Wolfsburg sowohl auf den individuellen Fertigkeiten als auch auf dem Funktionieren des Kollektivs. „Wir haben so gut gespielt, weil alle gut waren“, sagt Gekas. „Das war der Unterschied zu den Spielen davor.“

Es hatte dieses Zusammenwirken aller Kräfte auch zur Folge, dass der vormalige Bundesliga-Torschützenkönig endlich angekommen zu sein scheint in Berlin. Anders als noch in den vergangenen Wochen, als ihn die Kollegen aus Südamerika noch bei jeder erfolgversprechenden Gelegenheit übersahen, fügte sich Gekas'' ganz besonderer Stil in Wolfsburg perfekt in das Berliner Kurzpassspiel, und fast immer waren die Zuarbeiter aus Brasilien beteiligt. Beim frühen 1:0 setzten ihn Cicero und Raffael in Szene, beim 3:0 fand der Ball nach Ciceros Steilpass im exakten Moment den Weg in die Gasse, beim 4:1 erarbeitete sich sogar der sonst aller offensiven Geistesblitze unverdächtige Arne Friedrich einen Pluspunkt als Vorlagengeber. Und jedes Mal vollendete Theofanis Gekas mit einer Seelenruhe, wie sie Lukas Podolski zu seinen besten Zeiten in der deutschen Nationalmannschaft auszeichnete.

Sechs Tore in zehn Spielen für Hertha

Theofanis Gekas ist keiner, der zum Flanken auf die Flügel ausweicht, der sich die Bälle aus dem Mittelfeld holt oder es mit Schüssen aus der Etappe versucht. Sein Operationsgebiet hat er dorthin verlagert, wo Zentimeter und der gute Blick des Linienrichters über einen Abseitspfiff entscheiden. Wenn Gekas im Strafraum erst einmal an den Ball gekommen ist, dreht er sich auf engstem Raum so schnell wie früher Gerd Müller. Dann braucht es schon eine Innenverteidigung auf höchstem Konzentrationsniveau, um den Berliner Griechen zu stoppen. Die Wolfsburger Jan Simunek und Alexander Madlung waren damit am Sonntag überfordert.

Wann er das letzte Mal drei Tore in der Bundesliga geschossen hat? „Noch nie“, sagt Gekas und dass ihm so etwas auf Vereinsebene ohnehin seit Ewigkeiten nicht gelungen sei, ganz anders als in der griechischen Nationalmannschaft. Im vergangenen Oktober schoss er beim 5:2 über Lettland gleich vier Tore, als es bei Team Hellas gerade ein wenig kriselte und die Qualifikation für die WM in Südafrika in Gefahr geriet. Damals spielte Gekas noch für Bayer Leverkusen, das heißt: Er spielte eher selten und hatte seinen Stammplatz auf der Ersatzbank, was einer Nominierung für die WM auch nicht eben förderlich war. Nur deswegen wechselte Gekas zum Jahreswechsel nach Berlin. Sein Nationaltrainer Otto Rehhagel hatte ausrichten lassen, regelmäßige Spielpraxis dürfte es schon sein, gerne auch bei einer Mannschaft wie Hertha BSC, deren defensiver Stil einem Konterstürmer sehr entgegenkomme.

Sechs Tore hat Theofanis Gekas in zehn Spielen für Hertha geschossen, die Hälfte davon am Sonntag in Wolfsburg. Wahrscheinlich kommt er ein bisschen zu spät auf Touren, und hätte der Befreiungsschlag von Wolfsburg nicht ein paar Wochen früher erfolgen müssen, um Hertha über den 8. Mai hinaus eine realistische Perspektive in der Bundesliga zu garantieren? Theofanis Gekas schüttelt den Kopf. „Natürlich glaube ich dran, dass wir in der Liga bleiben. Was denn sonst?“

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