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Sport: Endloses Ärgernis

Nach dem siebten Unentschieden in Folge herrscht Ratlosigkeit beim 1. FC Nürnberg

Schlechte Stimmung war es nicht, es war etwas anderes. Es herrschte eine seltsame Atmosphäre nach dem Spiel in Nürnberg, aber niemand von den Journalisten konnte nun genau sagen, was da los war. Sie wollten Antworten von den Nürnbergern, aber auch von den Dortmunder Spielern, doch sie erhielten nur ein paar Pflichtsätze, nichts Substanzielles. Ein paar Dortmunder gaben Treuebekenntnisse für ihren angeschlagenen Trainer Bert van Marwijk ab und verschwanden in ihren Mannschaftsbus mit dem Hinweis, beim 1:1 bei den Franken ein „deutliches Signal“ (Christian Wörns) abgeliefert zu haben.

Ihre Kollegen vom 1. FC Nürnberg sahen kein Signal, und sie gaben auch keines. Die meisten schwiegen. Einer der wenigen Nürnberger, die am Ende etwas sagen wollten, war Tomas Galasek. Allerdings verstand man die Sätze des Tschechen nicht genau. Es klang nach: „Wir haben Angst zu gewinnen“ oder: „Wir können nicht mehr gewinnen.“

Das siebte Unentschieden der Nürnberger hintereinander erwies sich offenkundig als schwere Last. Wer redet schon gerne, wenn Sehnsüchte und Erwartungen enttäuscht werden? Die Nürnberger wollten Dortmund schlagen, diese verunsicherte Mannschaft, die mit viel Kritik leben muss. Und nun? Wieder Unentschieden. Wieder nur ein Punkt. Das erzeugt Ernüchterung.

Nürnbergs Präsident Michael A. Roth trippelte nervös auf und ab, er schien hochgradig verärgert zu sein, weil sein Team zwei Minuten vor Schluss den Ausgleichstreffer kassiert hatte. Dreimal schon ist ihnen in Nürnberg diese Nummer mit dem späten Ausgleich passiert: gegen Cottbus, gegen Mainz und nun gegen Dortmund. Ein spätes Tor, das sich zum Ärgernis auswächst. Verdient hätten sie den Sieg sicher nicht gehabt, die Nürnberger. Zu ängstlich spielten sie. Und trotz der Führung durch Mnaris Foulelfmeter entwickelten sie kein Selbstvertrauen.

Hans Meyer, der Nürnberger Trainer, saß lange da und schwieg. Er studierte die Tabelle, als könne er mit telepathischen Kräften die Ergebnisse verändern. Irgendwann aber redete er und sagte: „Ich muss die Mannschaft loben. Nach so einer ersten Halbzeit sind wir in der zweiten Hälfte zurückgekommen.“ Dann machte er einen seiner üblichen Witze. Nur dass der nun noch eigentümlicher klang als sonst. Er werde den suchen, sagte Meyer, der für den Ausgleich verantwortlich sei und ihn „erschießen“.

Aber das war wohl bloß Hilflosigkeit in einer schwierigen Situation. Es ist ihm nichts Besseres eingefallen, um zu verarbeiten, dass Tinga kurz vor Schluss nach einem krassen Nürnberger Fehler den Ball vor die Füße bekam und zum 1:1 traf. Fakt bleibt: Die Nürnberger schießen nicht genügend Tore. Nicht mehr so viele jedenfalls wie noch vor ein paar Monaten. Elf sind es in dieser Saison, nur elf. Vor allem der lange verletzte Torjäger Robert Vittek trifft nicht mehr. Bis jetzt hat er nur ein Tor erzielt.

„Wir haben uns das Spiel des Gegners aufdrücken lassen“, klagte Meyer. Aber viel mehr Kritik äußerte er dann doch nicht. Stattdessen zählte der Coach auf, dass sein Team viel Tempo in das dritte Spiel in sechs Tagen gelegt hätte. Auch so ein Pflichtsatz, denn zufrieden sah Meyer nicht aus. Aber immerhin: Er redete. Die meisten seiner Spieler schwiegen lieber nach diesem 1:1.

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