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Alles super oder was? Wohl eher nicht.

© REUTERS/Dado Ruvic

Entscheid zur Super League: Der Kommerz wird immer siegen!

Die Entscheidung von Luxemburg gegen die Uefa verheißt Gutes für die Anhänger des zu einem blutlosen Kommerzprodukt verkommenden europäischen Spitzenfußballs. Die Uefa steht allerdings auch genau dafür.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Dimmen wir es mal herunter: Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass die mächtigen Fußballverbände Fifa und Uefa andere Wettbewerbe nicht torpedieren dürfen. Das bedeutet also, dass der Weg für andere frei ist im europäischen Fußball! Also, her mit der Super League im Männerfußball! Nein, heißt es nicht automatisch, so die Richter am Donnerstag. In jedem Fall ist es aber erst einmal so, dass die Machtposition der beiden Fußballmächte angekratzt erscheint.

Die Reaktionen auf die Entscheidung waren vorhersehbar und emotional und scheinbar mit wenig Interesse daran, auf welcher Rechtsgrundlage die Fifa und Uefa gegen die Super League argumentiert haben. Und ohne Betrachtung weiterer möglicher Konsequenzen, die sich aus dem Urteil ergeben könnten (was die Arbeitnehmerfreizügigkeit betrifft zum Beispiel).

Befürworter der Super League feiern den Entscheid als Erfolg und schwadronieren schon von ihren großen Plänen. Der FC Bayern legt wieder dar, dass so eine Liga mit Europas Topklubs den nationalen Ligen schade: Also mia bleiben hia, in der Bundesliga. Und eine große europäische Fan-Organisation hat sich deutlich gegen die Super League positioniert. Und am Ende lässt sich zusammenfassen, dass eine etwas andere kleine, feine, milliardenschwere europäische Superklasse im Männerfußball wahrscheinlicher geworden ist.

Die Reichen dürften weiter reicher werden, die kleinen Klubs eher kleiner. Aber das ist ja gar nicht das Problem an sich. Solange die Umsätze der Topklubs stimmen, wird sich nichts ändern. Wer als Dauerkarteninhaber im gekauften Fan-Trikot im Stadion ein Beschwerde-Transparent in die Höhe hält, der ist eben doch Teil des Systems – weil er oder sie es finanziert. Wer sich jeden Tag über die Preise im selben Supermarkt beschwert und dann trotzdem dort einkaufen geht, ist ein zuverlässiger Kunde.

Nur ein radikaler Boykott würde bei den Klubs in der obersten Etage des europäischen Klubfußballs etwas bringen. Nicht ins Stadion gehen, keine Devotionalen kaufen, nicht einschalten bei Übertragungen, nix zahlen und so weiter. Aber das läuft eben nicht bei so einem weltweit gefragten Produkt. Notfalls tauschen die Fans halt aus, wie in der inzwischen blutlosen Fly-Emirates-oder-so-Liga mutierenden Premier League.

Die Entscheidung von Luxemburg verheißt Gutes für die Anhänger des Kommerzes. Die Uefa und Fifa stehen allerdings auch genau dafür.

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