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Sport: Entscheidungen ohne Kopf

Hertha muss länger auf Spielmacher Bastürk verzichten – auch gegen Mainz

Berlin - Die Nachricht ist ein Schock. Arne Friedrich erfährt am Freitagmittag per Telefon davon. „Ach du liebe Zeit“, sagt der Kapitän von Hertha BSC – das Bedauern in seiner Stimme klingt nicht gespielt. Yildiray Bastürk hat sich verletzt. Herthas Spielmacher, der Kopf des Teams, der Dribbelkünstler. Schon wieder. Eigentlich hätte der 28-Jährige heute im Heimspiel gegen den FSV Mainz sein Comeback feiern sollen. Stattdessen fällt er mit einem Anriss des Innenbandes mindestens noch einmal zwei Wochen aus. Am späten Donnerstagabend stellte Mannschaftsarzt Ulrich Schleicher die Diagnose. Bastürk war im Training mit dem Fuß im Rasen hängen geblieben.

Diesmal ist es das linke Knie, wegen Problemen mit dem rechten hatte Bastürk in dieser Saison nur neun Bundesligaspiele von Beginn an bestreiten können. „Das ist eine völlig andere Geschichte, Bastürk war körperlich fit“, sagt Mannschaftsarzt Schleicher. Dennoch hat die neuerliche Verletzung weitreichende Folgen. Erstens für Bastürk, weil der Vertrag des türkischen Nationalspielers am Saisonende ausläuft und er sich im Februar hatte empfehlen wollen – wohl für einen neuen Arbeitgeber. Zweitens für Hertha, weil wichtige Spiele anstehen. „Es wird sich entscheiden, ob die Saison eine erfolgreiche wird“, sagt Manager Dieter Hoeneß. Nach der Partie gegen Mainz muss Hertha nach Stuttgart, wo zuerst das Spiel in der Bundesliga und dann das im DFB-Pokal-Viertelfinale ansteht. Anschließend kommen die Bayern ins Olympiastadion. „Dass Yildiray ausfällt, tut mir Leid für die Mannschaft“, sagt Arne Friedrich.

Das Mittelfeld der Berliner wird dadurch weiter geschwächt, nachdem Ashkan Dejagah wegen seines Wechsels zum VfL Wolfsburg bereits ins zweite Team strafversetzt wurde. In der Regionalliga machte Dejagah gestern ein gutes Spiel. Ein Treffer gelang ihm bei Leverkusen II allerdings nicht. Hertha verlor 1:2.

Die beiden von Trainer Falko Götz in dieser Spielzeit favorisierten Spielmacher Ashkan Dejagah und Yildiray Bastürk stehen ihm nun nicht mehr zur Verfügung. Heute gegen den FSV Mainz 05 könnte der Brasilianer Gilberto in diese Rolle schlüpfen.

Der gesunde Yildiray Bastürk hatte in der vergangenen Saison immerhin sechsmal getroffen. In dieser Saison war Herthas Mittelfeld dagegen kaum gefährlich. Zusammen schafften die Mittelfeldspieler nur acht Tore. Natürlich liegt das auch am Sturm, an Marko Pantelic und Christian Gimenez, die 17 Tore erzielten. In den vergangenen drei Spielen aber trafen die beiden Angreifer nicht mehr – Hertha erzielte nur zwei Treffer und verlor zweimal. Früher stellte das Problem der Berliner genau umgekehrt dar, das Mittelfeld um den Brasilianer Marcelinho traf, während der Sturm schwächelte.

Götz würde die Stärke der Vergangenheit am liebsten mit der momentanen verbinden. Seit kurzem lässt er sein Mittelfeld im Training vermehrt aufs Tor schießen. Auch die Laufwege seiner Mittelfeldspieler will Götz ändern. „Die sollen in den Sechzehner rein“, sagt er. Herthas Mittelfeld soll auf den zweiten Ball lauern, die Vorlage vom Stürmer, wenn er das Kopfballduell vorm Strafraum gewonnen hat.

Nach dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt im Dezember hatte sich Götz zurückgelehnt und gesagt: „Einer unserer Stürmer trifft immer.“ Hertha hatte ein schwaches Heimspiel abgeliefert, durch ein Tor von Gimenez aber trotzdem 1:0 gewonnen. Bislang war Herthas Erfolg abhängig vom Erfolg der Stürmer. Das versucht Götz nun zu ändern. Die Frage ist, ob das ohne Dejagah und Bastürk gelingt.

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