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So sehen Sieger aus. Die Beachvolleyballer Julius Brink (r.) und Jonas Reckermann.

© dpa

Erfolgreiche Beachvolleyballer: Brink und Reckermann: Samba auf Sand

Die berliner Beachvolleyballer Julius Brink und Jonas Reckermann gehören nach ihrem Gold-Triumph zu den positivsten Überraschungen des deutschen Olympia-Teams. Nur ihr Maskottchen ist ihnen ein wenig peinlich.

Die Geschichte mit dem Maskottchen hat er dann doch aufgeklärt. Obwohl das „ja eigentlich mehr privat war“, sagte Julius Brink und knetete dabei verlegen die Hände. Schon sehr privat, deshalb wollte er die Geschichte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auch nicht erzählen.

Also, die Beachvolleyballer Julius Brink und Jonas Reckermann wollten ein Maskottchen haben, konnten sich aber nicht auf eines einigen. Als Kompromiss bestellten sie über das Internet, vermutlich aus einem Erotik-Shop, eine dieser einschlägig bekannten Gummipuppen. Der wollten sie dann Sportklamotten überziehen, das fanden sie witzig. Sie wollten das aber nicht selber machen, die deutschen Beachvolleyballerinnen sollten das fachgerecht erledigen, aber die schieden ja leider früh aus. Die Gummipuppe blieb also unbekleidet – aber nicht unbenutzt. „Was die Frauen mit ihr anstellten“, sagte Brink mit demonstrativ aufgerissenen Augen, „das kann sich kein Mann vorstellen!“

Bildergalerie: Die besonderen Momente der Olympischen Spiele 2012:

So, sagte Brink, „jetzt wissen es hundert Millionen Fernsehzuschauer“. Es standen genug Fernsehkameras im Presseraum des Beach-Stadions, und viele Millionen Zuschauer hatten zuvor gesehen, wie Julius Brink und Jonas Reckermann sich im Sand wälzten, wie sie sich aneinanderklammerten, während auf der Tribüne deutsche Fans ausflippten vor Begeisterung. Und wie die Brasilianer Emanuel Rego und Alison Cerutti, die Weltmeister, mit frustrierten Mienen auf ihre Sitze plumpsten. Brink/Reckermann, das Duo vom VC Olympia Berlin, ist Olympiasieger im Beachvolleyball.

Es war die perfekte Show mit Sambatrommeln, Cheerleader, Pop-Sternchen, Rockmusik und einem Weltklassespiel auf dem Sand. „Eine Show mit dramatischen Elementen“, sagte Reckermann. „Ein ganz großer Fight“, sagte Rego. Ein 2:1(23:21, 16:21, 16:14)-Sieg, dramaturgisch exzellent inszeniert.

Dieser Showdown, diese Mixtur aus Jubel und Verzweiflung, perfekter geht es nicht. 14:11 führten Brink/Reckermann, ein Punkt, ein lächerlicher Punkt nur, trennte sie vom größten Triumph ihrer Karriere. Der Stadionsprecher brüllte pausenlos in sein Mikrofon, auf der Tribüne hielten die Zuschauer den Atem an. Erster Matchball, abgewehrt. Auf der Tribüne tobten die brasilianischen Fans. Die deutschen Fans klatschten aufmunternd. Zweiter Matchball, abgewehrt. Dritter Matchball, Aufgabe Brasilien, der Ball landete genau zwischen Brink und Reckermann. 14:14, alles wieder offen. „Ein Kommunikationsproblem“, sagte Brink. „Keiner wusste, wer hingehen sollte.“

Dann folgte die letzte, die alles entscheidende Szene. Schmetterball der Brasilianer, der Ball landete knapp außerhalb des Felds, Reckermann riss die Arme hoch, stand eine Sekunde wie erstarrt, er wusste nicht, ob der Ball vielleicht doch noch die Linie touchiert hatte. Ein kurzer Moment der Ungewissheit. Dann signalisierte der Schiedsrichter: Punkt für Deutschland. Der Rest war eine Super-Party.

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Brink und Reckermann fühlten sich überwältigt. Dieses Gold ist eine ganz andere Nummer als ihr WM-Titel von 2009. „Ich hoffe, das Gold gibt der Sportart einen Schub“, sagte Brink. Und der Manager von Brink und Reckermann hofft, dass dieses Gold seinen Klienten einen Schub verpasst. Nach dem WM-Sieg hatte sich wenig getan in Sachen Vermarktung. Doch selbst nach diesem Gold ist Skepsis angebracht. Die Hockey-Funktionäre hatten ja auch mal gehofft, dass die Goldmedaillen von 2004 und 2008 der Sportart einen Boom verschaffen würden. Es blieb ein Traum.

Aber Brink und Reckermann hatten in der Nacht zum Freitag ganz andere Sorgen. Der Klub, in dem sie feierten, schloss um drei Uhr. „Das war schon traurig“, sagte Jonas Reckermann. Und weil wir mit unserem 30-köpfigen Tross in keinen anderen Klub reinkamen, sind wir nach Hause gegangen.“ Dort wartete immerhin die Gummipuppe, in welchem Zustand auch immer. Nur das Maskottchen ist ihnen ein bisschen peinlich

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