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Sport: Erleichterung und Entsetzen

Buchmacher glauben nicht an eine Wettmafia

Berlin – Robert Hoyzers Geständnis hat auch die Anbieter von Sportwetten aufgeschreckt. Seit der Schiedsrichter aus Berlin Manipulationen von Fußballspielen zugegeben hat, schwankt auch Wolfgang Feldners Gemütszustand zwischen „Erleichterung und Entsetzen“. Er ist Marketingleiter beim staatlichen Wettunternehmen Oddset. Ob die Kunden weitere Betrügereien wittern, wird sich noch zeigen. „Das werden wir am Wochenende sehen, da ist Bundesliga, da wird am meisten gewettet“, sagt Feldner. Seit der Fall Hoyzer öffentlich diskutiert wird, war das Geschäft schwach, sagt Feldner, „aber das lag in erster Linie daran, dass unter der Woche das Angebot wenig attraktiv war.“ Aber ein „Imageschaden ist auf jeden Fall da, kein Zweifel“, sagt Wolfgang Feldner.

Große Änderungen wird es nicht geben bei Oddset. „Beim Kontrollmechanismus sind wir nahe am Optimum“, sagt Feldner. Wetten ab 100 Euro werden besonders beobachtet. In süd- und osteuropäischen Ländern werden im Zweifelsfall die Spiele nicht angeboten, bei denen die eine Mannschaft um den Auf- oder den Abstieg kämpft, während es bei der anderen um nichts mehr geht. Von einer Wettmafia allerdings, die hinter Hoyzer stehen soll, hat der Oddset-Marketingleiter noch nichts gehört.

Ein österreichischer Buchmacher, der anonym bleiben will, vermutet eher Kleinkriminelle als eine Mafia hinter Hoyzers Manipulationen. Der Wettmarkt in Deutschland sei im Vergleich zu anderen Ländern nicht anziehend genug für die organisierte Kriminalität. Und wenn tatsächlich die Mafia dahinter stecke, hätte sie sich mehrere Schiedsrichter für ihren Betrug ausgesucht und nicht nur einen.

Auch ein anderer Insider, der die Buchmacher-Szene sehr gut kennt, glaubt nicht an eine mafiöse Gruppe. Er hält Hoyzer für einen Einzelfall, der an falsche Freunde geraten sei. Allerdings ist er sich sehr sicher, dass in der Regionalliga, in der Hoyzer vor allem gepfiffen hat, Betrug durchaus gängige Praxis ist. „Es gibt genug Nachrichten, dass dort etwas Verdächtiges passiert ist.“ Wenn plötzlich, ohne erkennbaren Grund, bei Buchmachern die Quoten für ein Spiel stark reduziert würden, „ist das ein klarer Indikator dafür, dass da etwas gedreht wurde“. Und eine solche Quotenentwicklung sei regelmäßig festzustellen. „Je weiter man in der Liga runtergeht, umso größer ist die Chance, dass etwas manipuliert wird.“ Außerdem ist er überzeugt davon, dass viele Spieler wetten. Ob sie auf eine Niederlage ihrer eigenen Mannschaft setzen, das ist nicht klar. Es wäre aber nur logisch.

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