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Sport: Erst einsam, jetzt Extraklasse

Hannovers Torwart Fromlowitz erlebt in einer Woche Extremes

Dass Florian Fromlowitz an diesem Samstag noch vom Anstoß an ziemlich aufgeregt wirkte, war nicht zu übersehen. Kaum hatte Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer den Anpfiff ertönen lassen, eilte der 22-Jährige hinter die Torlinie zurück und nahm einen kräftigen Schluck aus der Trinkflasche. Dann klatschte der Keeper, der bei Hannover 96 auf absehbare Zeit das schwere Erbe von Robert Enke angetreten hat, noch einmal kräftig in die rot-weißen Handschuhe. Sich selbst Mut machend. Die Prozedur hat geholfen.

Keine zwei Stunden später, nach einem von ihm maßgeblich gesicherten 1:1 (1:1) gegen Werder Bremen, stand Fromlowitz im Bauch der Arena und stapfte vor den Kabinen von Interview zu Interview. Mit stolzgeschwellter Brust verriet das vor Selbstvertrauen fast platzende Torwarttalent immer dasselbe: Qualität setzt sich durch ich weiß was ich kann Fehler passieren ich bin auch nur ein Mensch gegen Hoffenheim war ich der einsamste Mensch der Welt jetzt bin ich in der Bundesliga angekommen ich habe unter der Woche alles ausgeblendet.

Letztere Eigenschaft zeigte der gebürtige Pfälzer, den die Niedersachsen vom 1. FC Kaiserslautern als Perspektivtorwart für die Post-Enke-Ära verpflichtet haben, sogar noch während des Spiels. Denn von den gefährlichen Blendversuchen der Fans in Athen vor ein paar Tagen mit einem Laserpointer auf ihren Torwart Christian Vander fühlten sich offenbar einige Werder-Fans animiert und richteten nun ihrerseits einen fiesen gelben Strahl auf den 96-Keeper. „Das hat ganz schön reingeflackert, verriet Fromlowitz, der irgendwie exemplarisch für die Extreme der deutschen Torhütergilde steht.

Beim Debüt für die Niedersachsen, dem 2:5 gegen 1899 Hoffenheim von den eigenen Anhängern angefeindet und Teilen der Presse harsch kritisiert, verkehrte sich die Fußball-Welt sieben Tage und zahlreiche Paraden gegen die Bremer später bereits ins Gegenteil.

Dieter Hecking wollte um die Leistung seiner Nummer 27 gar nicht viel Aufhebens machen. „Wenn ein junger Mann nach einem Spiel so in die Tonne getreten werde“, dozierte der 96-Trainer auf der Pressekonferenz, „gibt dieser junge Mann die beste Antwort im zweiten Spiel. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.“ Sagte der 44-Jährige anschließend im kleinen Kreis aber doch: „Klar hat er das richtig gut gemacht. Ich habe unter der Woche ja auch viel mit ihm geredet, er war todunglücklich, jetzt ist er hoffentlich überglücklich“, erklärte sein Trainer und hob die Stimme: „Er muss diese Leistung jetzt gleich am Mittwoch in Berlin bestätigen.“

Wenn er jetzt hochgejubelt werde, wäre das nicht gut: „Es fliegen viele Bumerangs da oben rum.“ Hecking machte keinen Hehl daraus, dass ihm ein, zwei überflüssige Flugparaden von Fromlowitz gar nicht gefallen hatten. Sein süffisanter Kommentar: So werde man Nationaltorwart. Jeder wisse, wen er da meine. Kann sich eigentlich nur um Robert Enkes Konkurrenten René Adler handeln.

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