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Lewis Hamilton, 27, fuhr 2008 in seinem zweiten Formel-1-Jahr zum Weltmeistertitel. Nach fünf Jahren bei McLaren wechselt der Brite zur kommenden Saison zu Mercedes, wo er Michael Schumacher ersetzt. Foto: dpa

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Sport: „Erst mal regelmäßig aufs Podest“

Lewis Hamilton über seine Ziele fürs nächste Jahr bei Mercedes, Twitter-Entgleisungen und wie er sich als Michael Schumachers Nachfolger fühlt.

Herr Hamilton, mit Ihrem Wechsel zu Mercedes nach der Saison schicken Sie quasi Michael Schumacher in den Ruhestand. Fühlen Sie sich geschmeichelt, einen siebenmaligen Weltmeister, eine Formel-1-Legende abzulösen?

Ich sehe es nicht direkt als etwas Besonderes, sein Nachfolger zu sein. Aber es ist ein Privileg, für ein Team zu fahren, für das auch Schumacher fuhr.

In England wirft man Ihnen vor, mit Ihrem Wechsel zu Mercedes würden Sie McLaren im Stich lassen – das Team, mit dem sie groß geworden sind.

Das ist doch nicht das, worum es geht. Wir haben eine WM zusammen gewonnen, ich bin mit McLaren einen tollen Weg zusammen gegangen, und jetzt wollte ich einen Wechsel. Das ist, wie wenn man irgendwann mal von zu Hause auszieht, um was Neues auszuprobieren. Trotzdem wird zu Hause immer zu Hause bleiben.

Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie die Probleme sehen, die Ihr künftiges Team im Moment hat?

Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, ich freue mich darauf, Mercedes zu helfen, diese Probleme zu lösen und eine Wende zu schaffen. Das wird nicht einfach, aber Mercedes hat ein sehr gutes Team, sehr gute Leute, und sie werden das schaffen.

Bis wann?

Es wäre natürlich schön, wenn wir 2013 schon gewinnen könnten. Aber ich denke, man muss das realistisch und Schritt für Schritt angehen, vielleicht erst mal von regelmäßigen Podestplätzen reden. Und dann 2014, wenn es sehr viele Regeländerungen gibt, voll angreifen.

Michael Schumacher sagt, wenn Sie nächstes Jahr ein gutes Auto haben, würden Sie das auch ihm und seiner Arbeit verdanken.

Natürlich zählt seine Arbeit, aber auch die von Nico Rosberg und dem ganzen Team. Es ist ganz normal, dass das eine Rolle spielt, wenn das Auto, in das ich nächstes Jahr steige, schnell ist.

Man sagt Ihnen nach, Sie würden sich von allen Spitzenfahrern am wenigsten für die Technik Ihres Autos interessieren.

Ich weiß nicht, wie die Leute auf so etwas kommen. Sie müssten mich mal in der Teamfabrik sehen: Ich bin während des Winters so oft dort, wahrscheinlich häufiger als jeder andere Fahrer. Ich bin sehr wohl an der Technik interessiert und sehr gut damit vertraut. Ich weiß vieles über das Auto und studiere die technischen Aspekte. Ich glaube nicht, dass ich noch viel mehr über das Auto lernen kann.

Wenn Sie den Lewis Hamilton, der 2008 Weltmeister wurde, mit dem von heute vergleichen – was hat sich da verändert?

Als Fahrer bin ich vielleicht ein bisschen besser geworden, aber eigentlich bin ich in diesem Punkt schon seit langer Zeit stark. Aber gerade auf der technischen Seite fühle ich mich wesentlich stärker.

Und wie sehen Sie speziell dieses Jahr?

Wenn die Saison 2008 eine Sieben oder Acht von zehn Punkten war, dann war dieses Jahr hier definitiv auch mindestens eine Acht von zehn. Ich hatte viele starke Qualifyings, aber leider konnten wir in den Rennen aus verschiedenen Gründen dann nicht immer die besten Resultate daraus machen.

Sie haben in der Formel-1-Welt für Aufsehen gesorgt, als Sie per Twitter vertrauliche technische Daten verbreiteten und Ihren Teamkollegen Jenson Button angriffen. Könnte man sagen, Sie haben in dieser Saison mehr Fehler neben als auf der Strecke gemacht?

Ja, ich denke schon. Aber ich habe auch daraus viel gelernt, das wird in Zukunft sicher nicht mehr passieren.

Hat Ihnen Mercedes per Vertrag schon Twitter-Verbot erteilt?

Nein, überhaupt nicht. Die sind da völlig entspannt.

Sie selbst haben sich schon in Korea aus dem WM-Kampf verabschiedet. Wer holt Ihrer Meinung nach am Ende den Titel?

Keine Ahnung. Sebastian Vettel hat das schnellere Auto. Red Bull hat in den letzten Rennen einen großen Schritt nach vorn gemacht. Es wird schwierig, sie einzuholen. Auf der anderen Seite hat Fernando Alonso selbst mit einem schlechten Auto immer gute Chancen. Fernando fährt seit dem ersten Rennen eine fantastische Saison.

Das Gespräch führte Karin Sturm.

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