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Folgenreiches Duell. Werders Verteidiger Petri Pasanen (r.) bekam seinen Gegenspieler Peter Crouch, der an beiden Toren der Gäste beteiligt war, nur selten in den Griff. Foto: dpa

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Sport: Erst müde, dann mutig

Werder Bremen macht aus einem 0:2 gegen Tottenham Hotspur noch ein 2:2

Den Stammkunden auf der Dauerbaustelle Weserstadion wird weiterhin viel geboten fürs Geld. Zum Auftakt der Champions League zeigte der SV Werder Bremen mal wieder all seine Facetten und erkämpfte gegen die Tottenham Hotspurs ein letztlich leistungsgerechtes 2:2 (1:2). Vor allem die mit den Toren von Hugo Almeida und Marko Marin gekrönte Aufholjagd und der nimmermüde Angriffsschwung der allerdings in der Abwehr allzu sorglosen Hanseaten unterhielt das Publikum. Zunächst schien der Bundesligist das Spiel nach einer desolaten Anfangsphase und einem 0:2-Rückstand, resultierend aus einem Eigentor von Petri Pasanen und einem Treffer von Peter Crouch, zu verlieren. „Heute waren wir nicht vom ersten Moment an im Spiel“, monierte Trainer Thomas Schaaf.

Eine Niederlage hätte die Hoffnungen aufs Weiterkommen in der schwierigen Gruppe A schon erheblich untergraben. Die Bremer verfolgen bei ihrer sechsten Champions-League-Teilnahme binnen sieben Jahren bekanntlich hohe Ziele – der Achtelfinaleinzug soll zum dritten Male nach 2005 und 2006 her. „Wir waren im zweiten Lostopf und müssen den Anspruch haben, mindestens den zweiten Tabellenplatz zu belegen“, lautet die Vorgabe von Vorstandschef Klaus Allofs.

An diesem Abend sorgte im verregneten Bremen zunächst ein ehemaligen Hamburger für Aufsehen. Der später angeschlagen ausgewechselte Rafael van der Vaart lenkte anfangs derart eindruckvoll das Tottenham-Spiel, als sei er nicht in letzter Minute dieser Wechselfrist, sondern schon vor Jahren vom englischen Traditionsverein verpflichtet worden. Tottenhams Führungstreffer erzielten die Gastgeber allerdings selbst: Nach Flanke von Gareth Bale, der Clemens Fritz rücklings entwischt war, lenkte Pasanen die Kugel unglücklich ins eigene Tor – Crouch hätte allerdings einschussbereit hinter dem Finnen gestanden. Dass der 2,01 Meter große Sturm-Riese eine Klasse für sich darstellt, war beim 0:2 offensichtlich – nach Maßflanke von van der Vaart köpfte Crouch zentimetergenau und spektakulär in den Winkel.

Nicht nur bei diesem Traumtor waren die Bremer eher bewundernde Beobachter: Immer wieder standen die sie zu weit weg von ihren Gegenspielern, insgesamt wirkte das Ensemble unsortiert (die Neuzugänge Wesley und Silvestre) und uninspiriert (der dritte Neuzugang Arnautovic). Besser wurde es erst nach der frühen Hereinnahme von Aaron Hunt nach 37 Minuten, der sofort mehr Ordnung und Struktur ins Spiel brachte. Und als der bis dahin schwache Brasilianer Wesley flankte, glückte Almeida kurz vor der Pause per Kopf der bis dahin unverhoffte Anschlusstreffer.

Eine Initialzündung, zu der Trainer Thomas Schaaf seinen Teil beigetragen hatte indem er seine 4-4-2-Grundformation kräftig durcheinandergewirbelt hatte. Marin, der als zentraler Taktgeber nicht zurechtgekommen war, wirbelte wieder über die linke Seite, agierte hinter Almeida und Arnautovic als verkappter dritter Stürmer und erhielt wieder einmal Beifall auf offener Szene für seinen Wagemut. Und dass der 21-Jährige auch im Abschluss Qualitäten hat, demonstrierte er bei seinem technisch perfekten Fernschuss kurz nach dem Wechsel zum 2:2. In dieser Phase hatte Werder sich das Remis bereits redlich verdient und verwickelte den finanziell potenten Widerpart aus dem Londoner Norden in einen packenden, wenn auch nicht hochklassigen Fight auf Augenhöhe. Almeida bot sich gar nach einem Solo ebenso die große Chance zum Siegtreffer wie Marin oder Hunt nach einer feinen Einzelleistung. Unter dem Strich war das Resultat indes vollauf gerecht.

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