zum Hauptinhalt
Ungewohnte Aufteilung. Tsimafei Zhukouski (links) und Aleksandar Okolic haben mit ihren Berliner Teamkollegen zum ersten Mal in dieser Saison ein Punktspiel verloren. Friedrichshafens Andreas Takvam jubelt da umso ausgelassener.

© Imago/Contrast

Erste Niederlage der BR Volleys: Ein Geschenk an die Liga

Das 0:3 der BR Volleys gegen den VfB Friedrichshafen könnte die Volleyball-Bundesliga in dieser Saison doch noch richtig spannend machen.

Einen Tag später war Kaweh Niroomand immer noch verwundert über diese kuriose Niederlage. „Wir hatten acht Satzbälle. Oder waren es sogar neun? So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte der Manager der BR Volleys. Insgesamt waren es sogar elf Satzbälle und Niroomand hat noch nie erlebt, dass derart viele Satzbälle nicht einmal reichen, um einen Satz zu gewinnen.

Die Berliner hatten am vergangenen Sonntag in der heimischen Max-Schmeling-Halle überraschend glatt ihr letztes Vorrundenspiel in der Volleyball-Bundesliga mit 0:3 (30:32, 25:27, 27:29) gegen den VfB Friedrichshafen verloren. Überraschend war dies deshalb, weil die Dominanz der Volleys in der Liga bis dahin fast schon spöttisch betrachtet worden war. Bis zu diesem zehnten Spieltag hatten sie alle ihre neun Begegnungen bei insgesamt 27:2 Sätzen gewonnen. Viel besser geht es nicht, kritische Beobachter würden sagen: Viel langweiliger geht es nicht.

Deswegen sagte nun selbst Niroomand am Montag: „Das ist gut für die Liga.“ Durch diese Niederlage beträgt der Vorsprung der Volleys auf Friedrichshafen und die United Volleys Rhein-Main aus Frankfurt gerade einmal zwei Punkte. Und selbst Düren liegt nur vier Zähler zurück. Die viel beschriebene Eintönigkeit im deutschen Volleyball könnte in dieser Saison doch noch in eine spannende Meisterschaft münden. Zumal die Volleys gegen alle drei Verfolger in der Rückrunde auswärts antreten müssen.

Die ersten Vier der Tabelle liegen innerhalb von nur vier Punkten zusammen

Dass die Liga sich noch in diese Richtung entwickeln könnte, war zunächst auch am Sonntag nicht unbedingt absehbar. Die Volleys legten einen furiosen ersten Satz hin. Immer wieder spielten sie ihrem neuen Starspieler Wouter ter Maat die Bälle zu. Die rechte Hand des Niederländers scheint aus Stahl zu sein, so hart krachen seine Angriffsschläge in das gegnerische Feld. Die Volleys führten bereits 19:12, als Friedrichshafens listiger Trainer Vital Heynen damit begann, seine Tänzchen aufzuführen. Ständig monierte der Belgier mit großer Geste und lauten Worten die Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns – mit dem Ziel, den Gegner aus dem Rhythmus zu bringen.

Dieses Mittel mag nicht die feine Schule sein, aber am Sonntag funktionierte es. Selbst Niroomand, der sonst ein gutes Verhältnis zu Heynen hat und ihn als Trainer außerordentlich schätzt, geriet etwas aus der Fassung. „Ich habe ihm gesagt, dass er endlich mal die Klappe halten soll“, sagte Niroomand. Aber natürlich hielt sich Heynen nicht daran, im Gegenteil: Jetzt legte er erst richtig los und streute überdies noch geschickt seine technischen Auszeiten. Die Volleys brachte er so aus dem Tritt. Sie verloren diesen ersten Satz noch nach sechs Satzbällen und so ähnlich lief es auch in den Durchgängen zwei und drei.

Vielleicht aber ist dieses 0:3 nicht nur für die Liga, sondern auch für die Volleys noch gut. „Diese Niederlage ist Frucht zum Nachdenken. Sie wird uns daran erinnern, dass diese Saison kein Selbstläufer wird“, sagte Niroomand.

Gewiss kein Selbstläufer wird die Champions League. Am Donnerstag bestreiten die Berliner ihr letztes Spiel in diesem Jahr beim polnischen Spitzenklub Resovia Rzeszow. „Wenn wir da einen Punkt holen, dann können wir schon zufrieden sein“, sagte Niroomand unmittelbar nach dem Spiel gegen Friedrichshafen. Doch da war sein Ärger noch nicht verflogen gewesen. Zumal die alte Nervensäge Heynen noch in der Halle herumwirbelte und sein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekam.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false