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Sport: Erste Prüfung, bestanden

3:0 gegen 1860 München – Leverkusen kann den Abstieg aus eigener Kraft vermeiden

Leverkusen. Sieben Minuten vor Schluss schickte Klaus Augenthaler den 37-jährigen Ulf Kirsten aufs Spielfeld. Der neue Trainer hat Gespür für Symbolik. Das Publikum reagierte mit Ovationen auf das Comeback des „Oldies“. Nicht nur der glatte 3:0-Sieg über 1860 München durch Tore von Bierofka, des überragenden Berbatov und von Babic, sondern auch der Auftritt der Bayer-Ikone sollte mitten im Abstiegskampf an die gute Zeit vor einem Jahr erinnern und das Selbstwertgefühl des letztjährigen Vizemeisters festigen. „Der erste Teil unseres Ziels ist erledigt", sagte Augenthaler zu seinem gelungenen Einstand in der BayArena. „In Nürnberg erwartet uns jetzt noch ein heißer Fight.“

Ausgerechnet in Nürnberg, wo Bayer vor einem Jahr die Meisterschaft verspielt und wo Augenthaler noch vor drei Wochen versucht hatte, den „Club“ vor dem Abstieg zu retten, findet nun das Abstiegsendspiel statt.

Mit dem Triumph über eine allerdings schwache Münchner Elf hat Bayer Leverkusen nur vier Tage nach dem Amtsantritt Augenthalers den Abstiegsplatz verlassen und kann sich am letzten Spieltag bei einem Punkt Vorsprung vor Arminia Bielefeld aus eigener Kraft die Erstklassigkeit erhalten. Was hat der vor zweieinhalb Wochen beim 1. FC Nürnberg entlassene Trainer in Leverkusen verändert? „Jeder Spieler hat eine gewisse Ehre, einen gewissen Charakter. Darüber kann man ihre Stärke herauskitzeln", sagte Augenthaler. Der knorrige Niederbayer hatte klargemacht, dass „Fußball eine Art Kampfsport und kein Schach ist“.

Die Leverkusener waren das Spiel denn auch zielstrebig angegangen, kämpften hingebungsvoll, rannten leidenschaftlich und spielten auch gut – zumindest eine Halbzeit lang. Ihrem Elan kam die Lethargie der Münchner aufmunternd entgegen. „Wir waren genau der richtige Gegner, den Leverkusen brauchte", schimpfte Falko Götz, der Trainer von 1860. Den dicksten Patzer leistete sich ausgerechnet Thomas Häßler, den der Trainer erstmals in der Rückrunde von Anfang an hatte spielen lassen. Nach acht Minuten führte Häßler den Ball im Planquadrat zwischen Eckfahne und Strafraumeck, hätte sein Spielzeug mühelos zu seinem Torwart oder ins Seitenaus schieben können. Doch Häßler schien förmlich darauf zu warten, dass ihm ein Leverkusener den Ball abnahm. Ramelow tat es. Den Querpass des Bayer-Kapitäns in das Durcheinander vor dem Tor nutzte der völlig freie Bierofka zum frühen 1:0. Das gab Sicherheit.

Vor allem der Bulgare Berbatow trat mit großem Selbstbewusstsein auf. Er war voll konzentriert und konsequent. Er schaffte auch das beruhigende 2:0 mit dem Kopf. Es war erst sein vierter Saisontreffer.

Nun also Nürnberg, Leverkusens Schicksalsstadt. Für sich persönlich sieht Klaus Augenthaler an alter Wirkungsstelle nur eine Gefahr, nämlich die, „dass ich in die falsche Kabine gehe“.

Hartmut Scherzer

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