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Mutig oder Übermütig? Hertha-Trainer Pal Dardai spricht vom DFB-Pokalfinale und zehn Punkten mehr in der Fußball-Bundesliga.

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Erste Saisonziele für Hertha BSC: Pal Dardai: "Ich will als Finalist in Berlin dabei sein"

Pal Dardai ist nach dem zweiten Trainingslager von Hertha BSC überzeugt: "Wenn das klappt, was wir geübt haben, holen wir zehn Punkte mehr.“

Pal Dardai macht gar kein Geheimnis daraus, dass er zuletzt eher schlecht in den Schlaf gefunden hat. Gerade zu Wochenbeginn ist es regelmäßig später als halb zehn oder zehn geworden, „meiner normalen Schlafenszeit“. Mit Selbstzweifeln oder innerer Unruhe hatte das jedoch weniger zu tun, betont der Trainer von Hertha BSC. Beziehungsweise: gar nichts. „Wir haben sehr hart gearbeitet, großes Lob an die Mannschaft“, sagt Dardai, „wir können ein ruhiges Gewissen haben.“ Gegen die Hitzewelle in der Steiermark, der seit Jahren größten in der österreichischen Urlaubsregion, kam allerdings selbst das ruhigste Gewissen nicht an. „Ich hatte keine Klimaanlage auf dem Hotelzimmer“, sagt Dardai zum Abschluss des Trainingslagers in Schladming am Sonntag, „das hat mich ganz schön fertig gemacht.“

Organisatorisch war das so ziemlich der einzige Punkt, den der Ungar zu bemängeln hatte. Wobei: „Vielleicht habe ich mich um einen Tag verplant, wir hätten auch schon am Sonntag abreisen können“, sagte er. Andererseits legte der Coach großen Wert darauf, dass seine Mannschaft in neun Tagen Trainingslager – An- und Abreise inklusive – drei Testspiele absolvierte. Außerdem haben die Profis von ihrem Vorgesetzten für Dienstag trainingsfrei bekommen, ab Mittwoch trainieren sie wieder ganz normal auf dem Schenckendorffplatz. „Da erwarte ich die nächsten Schritte“, sagt Dardai, „zwei Wochen müssen genug sein dafür.“ Am 10. August bestreiten die Berliner ihr erstes Pflichtspiel der Saison, in der ersten DFB-Pokalrunde reisen sie zu Zweitliga-Aufsteiger Arminia Bielefeld.

Pal Dardai träumt vom DFB-Pokalfinale

Im Pokalwettbewerb hat Dardai ohnehin ganz spezielle Erwartungen an sein Team, vor allem mit Blick auf die Vorgeschichte des Bundesligisten. Seit Jahren ist Hertha bekanntlich zuverlässig in den ersten Runden ausgeschieden, das soll diesmal anders werden. „Ich will als Finalist in Berlin dabei sein“, sagt Dardai nun, man müsse das Endspiel gar nicht mal gewinnen, wenngleich das vielleicht komisch klinge, ergänzt der Trainer. „Ich wohne seit Jahren mit meiner Familie in Westend, und am Finaltag spazieren wir immer über das Gelände am Olympiastadion und sehen beim Finale zu“, sagt Dardai, „das ärgert mich.“ Bei den Fans wird diese Ansicht vermutlich gut ankommen. Gewagt ist sie trotzdem.

Ähnlich mutig äußerte sich Dardai bei der Frage nach einer Prognose für die Saison in der Fußball-Bundesliga. Der Kader der Berliner hat sich, abgesehen von den Verpflichtungen Vladimir Darida, Mitchell Weiser und dem (im Moment verletzten) Rückkehrer Sami Allagui zwar kaum verändert. „Aber wenn das klappt, was wir geübt haben, holen wir zehn Punkte mehr.“ Kurze Pause, dann folgt die Einschränkung. „Falls sich wieder zwei, drei Schlüsselspieler verletzen, kann es auch wieder so eng werden wie letzte Saison.“

Bis zum Start der Bundesliga trainiert Hertha BSC den Torabschluss

So richtig wissen sie bei Hertha BSC offenbar noch nicht, wie es um die Konkurrenzfähigkeit ihres Kaders bestellt ist, aber welcher Bundesligist weiß das schon zum jetzigen Zeitpunkt der Vorbereitung? Unstrittig ist für Dardai nur, dass sein Team in Schladming in jenen Bereichen Fortschritte gemacht hat, die bei ihm mit Blick auf das veränderte Spielsystem wichtig sind, sprich: Ballbesitz, Spieleröffnung, Spielkontrolle. Als Beleg führt der Ungar unter anderem das 1:0-Siegtor durch Nico Schulz im letzten Test gegen den türkischen Erstligisten Belediyespor an, das einer Situation entsprang, die im Training zuvor x-mal praktiziert worden war. Der letzte Schwerpunkt in den verbleibenden zwei Wochen bis zum Pflichtspielstart soll nun im Torabschluss liegen.

Genau da kommt Salomon Kalou ins Spiel, nach den Verletzungen von Julian Schieber und Sami Allagui Herthas aktuell einziger gesunder Stürmer. Der Ivorer kam in Dardais Manöverkritik zum Trainingslager nicht sonderlich gut weg. „Mit seiner Qualität muss er Dampf machen, da muss mehr passieren“, sagte Dardai. „Salomon hat jetzt genug Vertrauen bekommen, jetzt muss er die Antwort geben.“

Ausdrücklich als Gewinner der Vorbereitung dürfen sich hingegen die drei jungen Herren aus dem eigenen Nachwuchs fühlen, die Dardai mit nach Österreich genommen hat, namentlich Shawn Kauter, Florian Kohls und Maximilian Mittelstädt. „Sie haben das richtig gut gemacht, in der gesamten Vorbereitung“, sagte Dardai. Nach den Eindrücken aus Österreich – und basierend auf den Aufstellungen in den drei Testspielen – dürften nach aktuellem Stand sieben bis acht Positionen vergeben sein, sofern morgen die Saison starten würde. Allen anderen Spielern gab Dardai noch einen wohlgemeinten Hinweis mit auf den Weg. „Ich kann nur sagen: Es lohnt sich, für einen Stammplatz zu kämpfen.“

Wann geht es wohin ins Trainingslager? Welche Testspielgegner warten auf Hertha BSC - und wie gingen die bisherigen Spiele aus? Die Hertha-Vorbereitung im Überblick.

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