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Jenson Button, 32, fährt seit 2000 Formel 1. Er war 2009 Weltmeister. Der Brite im McLaren ist derzeit WM-Sechster. Foto: AFP

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Sport: „Es ist eine kuriose Saison“

Nach seinem ersten Sieg spricht McLaren-Pilot Jenson Button über das Rennen in Monza, seine Chancen auf den WM-Titel und Triathlon gegen Frauen.

Herr Button, Sie haben zuletzt das Rennen in Spa gewonnen. Am Wochenende findet der Grand Prix in Monza statt. Wie schätzen Sie auf diesem Kurs Ihre Chancen ein?

Monza ist von der Charakteristik her schon ein bisschen ähnlich wie Spa, also stehen die Chancen nicht schlecht, dass wir auch da gut aussehen. Wenn wir weiter so punkten, habe ich trotz 63 Punkten Rückstand sogar in der WM zumindest noch eine kleine Chance auf den Gesamtsieg. Das klingt kurios, aber das liegt daran, dass noch so viele Piloten beim Titelkampf mitmischen.

Fernando Alonso führt trotz seines Ausfalls in Belgien immer noch in der WM-Wertung. Dabei behauptet er doch immer, er säße im langsamsten der Top-Autos. Gehört so ein Satz zu den üblichen Psycho-Spielchen?

Manchmal hatte er sogar das schnellste Auto, aber halt nicht immer. Doch niemand hat bisher in dieser Saison ein konstant schnelles Auto. Das einzige Team, das eine konstante Leistung zeigt, ist Lotus. Das Team hat zwar noch nicht gewonnen, aber es war immer nahe am Sieg.

Gibt es für diese fehlende Konstanz der meisten Teams eine Erklärung?

In dieser Saison geht es vor allem um die Reifen. Man musste sie bei verschiedenen Temperaturen, auf verschiedenen Kursen jeweils optimal einsetzen. Als Alonso in Malaysia gewann, hatte er auf trockener Piste nicht das schnellste Auto, auf nasser Strecke dagegen läuft es sehr gut. Er hat einen fantastischen Job gemacht. Er hat sich die Führung verdient, weil er kaum Fehler gemacht hat. Ferrari war auch konstant gut bei den Boxenstopps, vor allem bei denen von Fernando. Zu Jahresbeginn hatte ich nicht gedacht, dass er um den WM-Sieg kämpfen würde, aber jetzt steht er vorne. Ferrari hat sich enorm verbessert. Barcelona war der Wendepunkt, seit diesem Rennen sind die Ferraris stark.

Sie selber haben eine weniger erfolgreiche Phase hinter sich. Bis zum Sieg in Spa lief vieles nicht wie erwartet. Lag das nur an den Reifen?

Es waren nicht nur die Reifen. Ich hatte einige harte Rennen, wir waren zu wenig konstant, um ganz vorn mit dabei zu sein. In Hockenheim bin ich dann zwar gut gefahren, aber für den Sieg hat es nicht gereicht.

Sie galten ja immer als der große Reifenexperte. Aber in diesem Jahr scheinen Sie die Reifenproblematik nicht im Griff zu haben.

Wir verstehen immer noch nicht, warum die Reifen mal funktionieren und mal nicht. Und wir werden es wohl das ganze Jahr nicht richtig verstehen. Es war hart in diesem Jahr, aber mein Fahrstil hat mir oft geholfen. Wenn aber die Reifen nicht die richtige Temperatur haben, gibt es die meisten Probleme. Das habe ich schon 2009 bei Brawn gesehen, dieses Jahr ist es das Gleiche. In anderen Rennen in diesem Jahr habe auch ich Fehler gemacht. Oder wir als Team haben etwas falsch gemacht. Auf jeden Fall lief es nicht. Es gibt allerdings Rennen, bei denen steht man trotz Fehlern auf dem Podest. Die Formel 1 ist eigenartig.

Auch 2011 begann in Spa für Sie die erfolgreiche Phase.

Stimmt, ab da lief es damals toll. Das kann jetzt auch wieder passieren. Das Auto ist jetzt viel besser als vor Hockenheim. Wir hatten vorher generell Probleme, aber seit Hockenheim läuft das Auto echt gut. Aber Podestplätze reichen nicht, wir benötigen Siege, sonst haben wir in der WM-Wertung keine Chance.

Sie sind passionierter Triathlet, Sie hätten an diesem Wochenende auch noch bei der WM über die Mitteldistanz antreten können. Starten Sie eine zweite Karriere als Triathlet?

Nein, meine Karriere beschränkt sich auf die Formel 1. Triathlon ist einfach ein schönes Hobby, das mir sehr viel Spaß macht. Aber es stimmt, ich habe mich für die WM in meiner Altersklasse qualifiziert, also bei den Amateuren. Ich war da 14. von 1700 Leuten, das ist cool. Ich habe auch viele von den Profi-Damen geschlagen. Da meinen zwar manche, das sei ja nicht so besonders – aber die sind richtig gut, ich sage immer, das sind Männer mit langen Haaren.

Das Gespräch führte Karin Sturm.

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