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Sport: Es rutscht

Ferrari hat nicht nur ein Reifenproblem

„Die fetten Jahre für Ferrari sind vorbei, wie es scheint“, sagt Marc Surer, der ehemalige GrandPrix-Fahrer. Er vermutet: „Ferrari muss jetzt reifentechnisch viel testen. In den beiden letzten Rennen war Ferrari wesentlich zu langsam.“ Das wird man bei den Italienern nicht anders sehen. Das Problem ist nur, dass in dieser Phase der Saison eine schnelle Lösung kaum möglich ist. Das Team um Michael Schumacher verfügt dafür noch über vier Tage. Nach dem Grand Prix in zwei Wochen in Silverstone gibt es bis zum 1. September ein offizielles Testverbot. Von heute an bis zum Freitag will man deshalb in Barcelona, Mugello und auf der Hausstrecke in Fiorano mit allen verfügbaren Kräften versuchen, wieder auf ein höheres Niveau zu kommen. Es hat aber auch den Anschein, dass die momentane Schwäche bei Ferrari nicht allein beim Reifenlieferanten Bridgestone zu suchen ist. So könnte die Aussage von Technikchef Ross Brawn interpretiert werden: „Ich will mich nicht über die Reifen unterhalten, das ganze Paket ist nicht schnell genug.“

Einer seiner Ingenieure, der aber anonym bleiben möchte, um keinen Ärger zu bekommen, bestätigte die Vermutung: „Es ist auch ein Problem im Zusammenspiel zwischen Auto und Reifen. Wir schaffen es nicht, dass das so gut funktioniert wie im vergangenen Jahr. Der Ferrari des Jahrgangs 2003 neigt stark zum Übersteuern, weil das Fahrwerk die Abnutzung der Hinterreifen verstärkt.“ Diese Aussage würde erklären, warum Rubens Barrichello im Vergleich zu Michael Schumacher in dieser Saison deutlicher abfällt. Der Brasilianer kam in seiner Karriere als Formel-1-Fahrer mit übersteuernden Autos nie zurecht.

Der begnadete Rennfahrer Schumacher dagegen weiß auch mit dieser schwer zu beherrschenden Charakteristik umzugehen. Auch sein Weltmeister-Auto von 1995, der Benetton, wies eine starke Tendenz zum Übersteuern auf. Als Schumacher dann im Winter 1995 von Gerhard Berger bei Benetton beerbt wurde, konnte der Österreicher an die Leistungen seines Vorgängers nicht mehr anknüpfen.

Extreme Reifenabnutzung an der Hinterachse und Schwierigkeiten, das Heck des Autos in den Griff zu bekommen, sind in der Formel 1 nicht unbekannt. Doch direkte Vergleichsmöglichkeiten gibt es kaum. Die anderen Bridgestone-Teams sind alle weit von der Klasse von Ferrari entfernt und waren außerdem in den letzten Jahren nie in die Reifenentwicklung wirklich eingebunden. Vielleicht holt man nunmehr bei Ferrari zum Testen sogar noch einmal das Vorjahresmodell heraus, um so dann weiterzukommen. Testfahrer Felipe Massa fuhr kürzlich schon einmal mit dem alten Auto. Jetzt dürfte klar sein, warum. urm

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