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Sport: Euphorie ist eingeplant

Eintracht Frankfurt träumt von Überraschungen im Uefa-Cup und einem einstelligen Tabellenplatz

Wer hat das Sagen im Verein? Der Vorstandschef Heribert Bruchhagen ist der starke Mann bei der Eintracht. Sein Vertrag wurde gerade vorzeitig bis 2009 verlängert. Mit Bruchhagen an der Spitze, der zuvor stellvertretender Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga war, will der einstige Skandalklub auf Kontinuität setzen.

Was hat sich verbessert? Die Neuzugänge sind vielversprechend. Sotirios Kyrgiakos, der für Glasgow Rangers und Panathinaikos Athen schon 40 Champions League-Spiele bestritt, dürfte es direkt in die Stammelf schaffen. Zusammen mit Aleksandar Vasocki kann er eine stabile Innenverteidigung bilden. Mit Albert Streit (26) und Michael Fink (24) kommen außerdem zwei Mittelfeld-Spieler im besten Fußballalter. Wenn die gesetzten Jermaine Jones und Chris fit werden, ist also auch die Mitte gut besetzt. Nur im Sturm ist noch Platz. Hinter Naohiro Takaharas Klasse steht nach seiner Zeit beim HSV immer noch ein Fragezeichen. Genauso wichtig bei einem Verein wie der Eintracht ist wohl, dass die Abgänge keine großen Lücken hinterlassen. Das ist bei Du-Ri Cha (Mainz), Alexander Schur (Karriereende) und Stefan Lexa (Kaiserslautern) nicht der Fall.

Wie sicher ist der Job des Trainers? Als Eintracht Frankfurt in der vergangenen Saison zügig in Richtung Tabellenende rutschte, stand Trainer Friedhelm Funkel erstaunlich wenig zur Diskussion. Die Eintracht setzt nach außen bewusst auf Kontinuität. Friedhelm Funkels Job ist daher zurzeit sicher wie lange nicht in seiner Trainerlaufbahn.

Welche Taktik ist zu erwarten? Trainer Friedhelm Funkel wird einen Trend der Weltmeisterschaft fortführen und häufiger mit nur einer Spitze spielen lassen. Schließlich ist das Mittelfeld für fünf Positionen ausreichend gut besetzt. Für die zweite Spitze neben Ioannis Amanatidis muss sich erst noch jemand aufdrängen. Neben Naohiro Takahara und Francisco Copado käme noch Dominik Stroh-Engel infrage, der in den Testspielen regelmäßig traf.

Welche Platzierung ist möglich? Die Bilanz 2005/2006 liest sich gut: Der Klassenerhalt wurde schon am 33. Spieltag geschafft, und der Finaleinzug im DFB-Pokal brachte die Qualifikation für den Uefa-Cup. Doch diese Bilanz täuscht. Die Eintracht zehrte von einem guten Viertel der Saison, als sie in acht Spielen 17 Punkte holte. Am 8. Spieltag war Frankfurt noch Letzter – in der Rückrunde war nur der MSV Duisburg schlechter. Realist Funkel kennt deshalb nur ein Ziel: Klassenerhalt. Um ihn herum träumen viele von mehr. Tatsächlich können die Uefa-Cup-Spiele eine Euphorie auslösen. Bleibt das Team diesmal von Verletzungen verschont, ist dem Klub ein einstelliger Tabellenplatz zuzutrauen.

Wer sind die Stars? Der Grieche Ioannis Amanatidis ist vielleicht das, was dem Begriff Star am nächsten kommt. Sein Landsmann Sotirios Kyrgiakos sowie der Rückkehrer Albert Streit haben ebenfalls Potenzial, der Mannschaft ein Gesicht zu geben. Alexander Meier als Mittelfeldmotor fehlt noch Konstanz .

Wie sind die Fans? Die Fans haben sich nach dem zweiten Bundesliga-Abstieg 2001 wieder gefunden. Selten waren sie so euphorisch. Zu Hause kamen in der vergangenen Saison im Schnitt 41 000. Der Dauerkartenrekord aus der vergangenen Saison von 17 000 wurde schon vor einem Monat übertroffen, bislang verkaufte der Traditionsverein mehr als 23 000 Jahreskarten. Die Fans gehören zudem zu den reiselustigsten der Liga. Angesichts der Spiele im Uefa-Cup könnte es eine teure Spielzeit werden.

Wer ist der WM-Held? Vielleicht Benjamin Huggel. Der Schweizer saß zu Hause seine Sperre ab, weil er im Qualifikationsspiel den türkischen Kotrainer getreten hatte. So hatte er seine Ruhe und musste gegen die Ukraine keinen Elfmeter verschießen. Da die Schweiz erst im Achtelfinale scheiterte und sich nicht für die Europameisterschaft im eigenen Land qualifizieren muss, wird sein nächstes Pflichtspiel wohl bei der EM sein. Sein Landsmann Christoph Spycher und der Japaner Takahara drängten sich mit ihren WM-Auftritten nicht in die Heldenrolle. Das müssen sie nun im Verein tun.

Morgen: Arminia Bielefeld

Die gesamte Serie im Internet:

www.tagesspiegel.de/bundesliga

Stefan Tillmann

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