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Ohne Ehrfurcht. Fürth hielt gegen den FC Bayern lange ordentlich mit. Foto: dpa

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Sport: Euphorie und Baldrian

Die Fürther bleiben nach der Auftaktniederlage ruhig.

Fürth - Henry Kissinger war verhindert. Sie hatten sich in Fürth ja nicht nur über die Bundesliga-Premiere gegen den bayerischen Rivalen aus München gefreut. Auch der frühere US-Außenminister hatte sich angemeldet. Kissinger wuchs in Fürth auf, ist noch immer Anhänger des Teams, musste sich jedoch entschuldigen: An diesem Wochenende begann Enkelsohn Sam sein Studium, angesetzt war daher eine große Familienfeier. Kissinger ließ via Stadionheft Grüße übermitteln, kündigte an, zu einem der nächsten Heimspiele nach Deutschland zu fliegen, und legte gleich noch das Saisonziel fest: „zweimal Nürnberg schlagen“.

Insofern ist also noch alles drin für den Aufsteiger, trotz des verpatzten Saisonauftakts. Die Niederlage im Pokal gegen Offenbach und das letztlich deutliche 0:3 (0:1) gegen den FC Bayern am Samstag drückten schon ein wenig aufs Gemüt, das merkte man Spielern und Trainer Mike Büskens direkt nach der Partie an. Nun, wo sie endlich in der ersten Bundesliga angekommen sind, soll die Euphorie gleich wieder vorbei sein? Nein, Spieler und Verantwortliche waren dann doch schnell bemüht, sich wieder zu fangen. „Wir lassen uns jetzt nicht aus der Ruhe bringen“, sagte Kapitän Mergim Mavraj.

Die SpVgg hatte sich herausgeputzt für den ersten Auftritt in Liga Eins: Das Stadion bekam eine neue Tribüne, so dass nun 18 000 Zuschauer hineinpassen. Es gibt mehr Imbissbuden, mehr Toiletten und mehr Platz für die Pressekonferenzen – allerdings zulasten eines Teeladens, den sie in den Katakomben abgebaut haben. Baldrianwurzeln verkaufen sie nun gegenüber vom Stadion.

Die Umbauten zeigten Wirkung, so laut wie in der ersten Hälfte war es selten in Fürth: Jeden gewonnen Zweikampf feierten die Anhänger wie einen Torerfolg. Die Spieler rieben sich auf, erst nach dem unglücklichen Rückstand in der 43. Minute ließen sie etwas nach. Vor allem in der Offensive fehlte es an Kreativität.

Der zu Frankfurt gewechselte Olivier Occéan wurde durch Baye Djiby Fall ersetzt, der gegen Bayern aber noch nicht ins Spiel fand. Mangels Geld für teure Spieler passt Büskens derzeit sein Spielsystem an die neuen Erfordernisse an: Gegen Bayern ließ er ein 4-2-3-1 statt des gewohnten 4-4-2 spielen. „Um die Defensive zu stabilisieren“, wie er sagte.

Sollte das keinen Erfolg bringen, hat Präsident Helmut Hack ein Alternativrezept. Nach Spielende redete er auf zwei Mitarbeiter ein. „Habt ihr gesehen: Am Anfang haben wir gut mitgehalten. Diese positiven Dinge müssen wir jetzt mitnehmen“, sagte er. Zuversicht und Lerneifer sind also die Bausteine, die vielleicht nächsten Freitag in Mainz den ersten Fürther Erfolg bringen sollen.Florian Fuchs

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