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Europa League: Hertha hat nur noch ein Ziel

Die Berliner scheiden durch ein 0:4 bei Benfica Lissabon in der Europa League aus und können sich nun auf den Abstiegskampf in der Bundesliga konzentrieren.

Im Estadio da Luz führt der Weg aufs Spielfeld an einem lebenden Adler vorbei. Vielleicht soll das Wappentier von Benfica Lissabon die Gegner gleich mal ein wenig einschüchtern. Doch die Spieler von Hertha BSC ließen sich davon nicht beirren. Als sie gestern zum Rückspiel des Europa-League-Sechzehntelfinales auf den Platz kamen, beachteten sie den Adler gar nicht. Diese stoische Haltung aber konnten die Berliner nicht lange aufrechterhalten. Was der Adler nicht schaffte, besorgten die Spieler von Benfica. Von der ersten Minute an setzten sie Hertha permanent unter Druck, am Ende zogen sie durch einen verdienten 4:0 (1:0)-Erfolg ins Achtelfinale ein. Für Hertha BSC aber könnte es für lange Zeit der letzte Europapokalauftritt gewesen sein.

Der Tabellenführer der portugiesischen Liga war mit seiner Stammelf eine Klasse besser als die Berliner, die erneut mit einer 1b-Elf spielten. „Es ging einfach nicht mehr, aber meine Enttäuschung hält sich Grenzen“, sagte Friedhelm Funkel. Der Berliner Trainer hatte fast die gleiche Formation aufgeboten wie im Hinspiel. Nur den grippekranken Lewan Kobiaschwili musste er kurzfristig ersetzen. Seine Position links in der Viererkette besetzte Florian Kringe. Der gelernte Mittelfeldspieler interpretierte die ungewohnte Rolle anständig, wurde allerdings auch nur punktuell gefordert. Benfica versuchte es vornehmlich über Herthas rechte Abwehrseite. Offensichtlich hatten die Portugiesen Lukasz Piszczek im Hinspiel als Schwachstelle ausgemacht, und der Pole konnte sie gestern nicht vom Gegenteil überzeugen.

Benfica hätte zum Weiterkommen schon ein 0:0 gereicht, Hertha hingegen musste mindestens ein Tor schießen; doch die Gastgeber im spärlich gefüllten Estadio da Luz ließen von Beginn an nie einen Zweifel aufkommen, dass sie dies mit allen Kräften zu verhindern trachteten. Das Geschehen spielte sich weitgehend in Herthas Hälfte ab, die Portugiesen gewannen praktisch alle zweiten Bälle, ein geordnetes Aufbauspiel fand bei Hertha nicht statt. „Der Gegner war uns in allen Belangen überlegen“, sagte Herthas Kapitän Arne Friedrich. „Uns dagegen hat die Spritzigkeit gefehlt.“ Mehr als eine halbe Stunde dauerte es, ehe Julio Cesar den ersten Ball auf sein Tor bekam. Benficas Torhüter, der mit Lockerungsübungen gegen die Langeweile ankämpfte, hatte mit Raffaels Schuss sogar einige Mühe.

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Symptomatisch. Arne Friedrich wird von Benficas Javier Garcia auf dem falschen Fuß erwischt. -

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Vorenscheidung kurz nach der Pause

Zu diesem Zeitpunkt aber führte Benfica bereits 1:0. Nachdem Herthas Viererkette das eigene Tor anfangs noch einigermaßen geschützt hatte, ließ sie sich von einem scharfen Pass in die Tiefe überwinden. Der frei gespielte Pablo Aimar ließ Herthas Torhüter Jaroslav Drobny keine Chance. Benfica hatte weitere Chancen, die beste vergab Javier Saviola kurz vor der Pause. Sein Schuss landete an der Latte.

Mit nur einem Tor Rückstand gingen die Berliner in die Halbzeit, das ließ ihnen zumindest in der Theorie noch alle Chancen. Zuletzt konnte sich Hertha nach der Pause stets steigern, doch sollte es auch gestern einen derartigen Plan gegeben haben – er war schnell hinfällig. Nicht mal drei Minuten nach Wiederanpfiff flog Drobny unter einer Flanke hindurch, Oscar Cardozo nutzte das Missgeschick des Tschechen und köpfte zum 2:0 ein. „Danach war das Spiel entschieden“, sagte Funkel.

In der Tat war die Angelegenheit nun endgültig erledigt – nur für Benfica noch nicht. Die Portugiesen blieben weiterhin eifrig bemüht, die 30 402 Zuschauer, die bei widrigem Wetter mit Sturzregen und Hagelschauern gekommen waren, aufs Trefflichste zu unterhalten. Und die Berliner waren immer weniger in der Lage, Benficas Spieltrieb zu unterbinden. Javi Garcia traf nach einer zu kurz abgewehrten Ecke zum 3:0, drei Minuten später erzielte Cardozo mit seinem zweiten Treffer das 4:0. „In der zweiten Hälfte haben wir zu viele Geschenke gemacht. Das kann man sich gegen so eine Mannschaft wie Benfica nicht erlauben“, fand auch Florian Kringe. „Wir müssen ganz schnell vergessen, was wir da abgeliefert haben.“ Denn das Ganze war jetzt eindeutig zu schnell für Hertha.

Und Funkel reagierte. Nach dem 4:0 brachte er Theofanis Gekas und Artur Wichniarek, zwei Stürmer. Allerdings nicht, um noch irgendetwas zu bewegen, sondern um Adrian Ramos und Raffael ein wenig Schonung angedeihen zu lassen. Ab jetzt kann sich Hertha wieder auf das wirklich Wesentliche konzentrieren: den Abstiegskampf in der Bundesliga. „Es geht nun darum, die Aufholjagd fortzusetzen“, sagte Funkel. Das wird schwer genug.

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