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Sport: Europameisterlich

4:1 – mit grandiosen Stürmertoren besiegt Holland nach Weltmeister Italien auch Vizeweltmeister Frankreich

Da kann stürmen, wer will bei den Holländern, sie können sich untereinander ersetzen wie sie gerade Lust haben – sie treffen einfach. So haben die Holländer erst Weltmeister Italien 3:0 besiegt und jetzt Vizeweltmeister Frankreich 4:1 vor 30 777 Zuschauern in Bern. Folge eins: der vorzeitige Gruppensieg. Folge zwei: die Favoritenrolle bei dieser EM gehört jetzt auch ihnen.

Dabei wirkten zunächst die Franzosen sehr engagiert, so als wollten sie das Turnier noch einmal von vorne beginnen. Das Tor fiel auch – auf der anderen Seite. Einen Eckball von Rafael van der Vaart köpfte Dirk Kuyt für die Holländer ins Tor. Kuyts exzellente Reaktion war die eine Seite dieses Treffers, das nachlässige Abwehrverhalten der Franzosen Claude Makelele und Florent Malouda die andere.

Sollte jetzt ein holländisches Fußballfest folgen wie gegen Italien? Erst einmal nicht, weil die Franzosen in dieses Spiel und das Turnier fanden. Oder vielmehr: Sie wurden ins Spiel geführt. Von Franck Ribéry. Ob auf der linken Seite, ob auf der rechten oder einfach durch die Mitte – Ribéry nahm sich den Platz, den er zum Spielen brauchte. Und es war ihm dabei egal, wie viel Holländer sich ihm in den Weg stellten.

Das Resultat davon waren einige gute Chancen, Sidney Gouvou schoss nach Vorarbeit von Willy Sagnol aus kurzer Distanz und konnte nur durch eine Fußabwehr von Torwart Edwin van der Sar am Ausgleich gehindert werden. Wenig später hatte Gouvou nach Ribérys Vorarbeit eine weitere Gelegenheit. Nach einer halben Stunde machte es Ribéry dann einfach selbst, und scheiterte nur knapp an den langen Armen van der Sars. Dass in der ersten Halbzeit kein Tor der Franzosen fiel, lag an van der Sar. Und vielleicht auch daran, dass Ribéry manchmal zu schnell für seine eigenen Mitspieler war.

Das wäre alles vergessen gewesen, hätte Thierry Henry kurz nach Wiederanpfiff seinen Heber nicht nur über van der Sar, sondern auch über das Tor gesetzt. Ein Traumtor wäre es gewesen, zumal Maloudas Vorarbeit ein Fallrückzieher war. Doch es passierte das Gleiche wie in der ersten Halbzeit. Frankreich eröffnete das Spiel, Holland traf. Diesmal per Konter. Trainer Marco van Basten hatte zur zweiten Hälfte Arjen Robben eingewechselt und wenig später noch Robin van Persie. Ruud van Nistelrooy hatte die Szene vorbereitet, und die beiden Eingewechselten machten das 2:0 daraus, Flanke Robben, Tor van Persie.

Doch Franzosen glaubten dennoch weiter an sich. Und diesmal belohnten sie sich auch dafür, mit dem Anschlusstor von Henry nach einem Zuspiel von Willy Sagnol. Henry freute sich noch, und der Stadionsprecher rief gerade seinen Namen aus, da stand es schon 3:1. Es war das herausragende Tor des Abends. Arjen Robben umspielte Lilian Thuram und Sagnol, aus spitzestem Winkel schoss er den Ball unter die Latte – ein Treffer aus Mut, Frechheit und bester Schusstechnik. Fast genauso gekonnt war das 4:1 aus der Distanz durch Wesley Sneijder.

So kurios ist nun der letzte Spieltag dieser Gruppe: Das Endspiel der WM 2006 zwischen Frankreich und Italien wird zum Ausscheidungsspiel ums Weiterkommen. Und wenn Rumänien gegen Holland gewinnt, sind sogar beide WM-Finalisten draußen.

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