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Sport: Europameisterschaft: DFB-Frauen lösen einen Vekehrsstau in Jena aus

Zwanzig Minuten nach Spielbeginn standen gestern Nachmittag noch immer Fans an den Stadionkassen am Ernst-Abbe-Sportfeld. Jena lag im Frauenfußball-Fieber.

Zwanzig Minuten nach Spielbeginn standen gestern Nachmittag noch immer Fans an den Stadionkassen am Ernst-Abbe-Sportfeld. Jena lag im Frauenfußball-Fieber. Alle wollten sie die deutsche Nationalmannschaft im dritten Spiel der Europameisterschaft gegen England sehen. Dabei ging es doch um nichts mehr. Schon vor dem 3:0 (0:0)-Sieg durch Tore von Petra Wimbersky (57.), Bettina Wiegmann (65.) und Renate Lingor (68.) stand das DFB-Team als Sieger der Gruppe A fest - und dennoch wurde ein Rekord aufgestellt. 11 312 Zuschauer sahen ein zumindest in der zweiten Halbzeit begeisterndes Spiel der Deutschen. Noch nie seit dem Umbau im Herbst 1998 waren mehr Menschen in Jena im Stadion.

Die Frauen zogen sogar mehr Neugierige an als die Regionalliga-Kicker vom FC Carl-Zeiss bei ihrem Derby gegen Rot-Weiß Erfurt, was 10500 Fans sehen wollten. In Deutschland hat es nur einmal mehr Zuschauer beim Frauenfußball gegeben: 1989 beim EM-Finale in Osnabrück drängten sich 23 000 Menschen auf den Rängen. Die Jenaer Autofahrer wurden gestern vorsorglich im Verkehrsfunk gewarnt - Stau wegen Frauenfußball.

Wer an der Kasse warten musste, verpasste einen Teil der aus deutscher Sicht nicht sonderlich berauschenden ersten Halbzeit gegen die erstaunlich starken Engländerinnen. Wie schon gegen Russland (5:0) leisteten sich die Deutschen viele Fehlpässe. "Wir waren zu behäbig vor der Pause", sagte Bundestrainerin Tina Theune Meyer, "da müssen wir selbstbewusster auftreten, künftige Gegner nutzen das sonst aus."

Im Halbfinale trifft Deutschland am Mittwoch (15.05 Uhr, live im ZDF) in Ulm auf Norwegen, Italien oder Dänemark. Eines dieser Teams bestreitet das zweite Halbfinale gegen Schweden, das sich durch einen 1:0-Sieg gegen Russland Platz zwei in der Gruppe A sicherte. Die Gruppenspiele schloss das DFB-Team nach den Siegen gegen Schweden (3:1), Russland und England mit 9:0 Punkten und 11:1 Toren ab.

Auf die Probleme in der ersten Halbzeit reagierte Tina Theune-Meyer mit zwei Einwechslungen: Für die Stürmerinnen Claudia Müller und Sandra Smisek kamen Martina Müller und Pertra Wimbersky. Erst zwölf Minuten stand sie auf dem Feld, da drückte Wimbersky, eine 18-Jährige vom FC Bayern, den Ball zum 1:0 über die Linie. Acht Minuten später bereitete sie Treffer Nummer zwei von Bettina Wiegmann (Boston Breakers) vor. Und 180 Sekunden nach dem 2:0 gelang Renate Lingor (1. FFC Frankfurt) auch noch das dritte Tor. Als Torfrau Silke Rottenberg kurz vor dem Abpfiff auch noch einen Foulelfmeter von Kelly Smith parierte, huldigten die begeisterten Zuschauer mit Gesängen dem Frauenfußball, so dass die Bundestrainerin ins Stocken geriet. "Was die Zuschauer angeht", sagte sie, "fehlen mir die Superlative." Sie waren einfach zu gut.

Zu gut scheint auch die deutsche Nationalelf für die Konkurrenz. Jedenfalls nach Ansicht von Hope Powell. Englands Trainerin stellte fest: "Deutschland hat eine der besten Mannschaften der Welt. Die sind der Topfavorit auf den EM-Titel."

Helen Ruwald

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