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Sport: Falsch entlassen

Helmut Schümann über den Rauswurf von Michael Skibbe

Es geht ums Geld, es geht um den Werbewert. Und in der Konzernspitze des Bayer-Werkes in Leverkusen machen sie auch gar keinen Hehl daraus, was ein Fußballer für sie ist: ein Werbeträger. Der das Produkt nur dann sinnvoll verbreitet, wenn er es auf internationaler Ebene herzeigt. Den internationalen Wettbewerb, den Uefa-Cup, hat die Mannschaft verpasst, sorry, da muss dann eben einer die Verantwortung übernehmen. Man muss gar nicht spekulieren, ob die Entlassung von Michael Skibbe auf Druck der Konzernspitze erfolgt ist, weil ein solcher Druck gar nicht nötig ist. Die Spielregeln in Leverkusen sind bekannt, da braucht niemand mehr den Lenkern der Fußballabteilung zu sagen, was zu tun ist.

Gegenargumente gegen diese Entlassung? Die gibt es jede Menge. Michael Skibbe hat gute Arbeit geleistet. Er hat das auf wohltuend seriöse Weise getan, auf eine Art eben, die bei Bayer Leverkusen bislang doch eher unbekannt war. Mit Skibbe ist der Klub tatsächlich ernsthaft geworden. Zudem hat der Trainer auf dem Platz einen Stil geprägt: offensiv, herzhaft, ästhetisch. Niemand, nicht mal seine Chefs, bestreiten, dass Bayer Leverkusen neben Werder Bremen und Franck Ribéry den ansehnlichsten Fußball der Bundesliga gespielt hat. Und noch ein aktuelles Argument: Skibbe hat Simon Rolfes aufgebaut, gefördert, der junge Mann steht jetzt im Kader für die Europameisterschaft. Skibbe hat auch René Adler gefördert und aufgebaut, und dieser Überflieger war es Bundestrainer Löw sogar wert, seine angestammte Nummer zwei im deutschen Tor, Timo Hildebrand, zu degradieren.

Was also hätte Michael Skibbe noch alles nachweisen müssen, damit man seine Leistungen ehrt statt negiert? Am letzten Spieltag vergaben die Leverkusener einige Chancen, Tranquillo Barnetta schoss den Ball an den Pfosten. Ein paar Zentimeter fehlten zu dem Tor, welches das Tor zur europäischen Fußballwelt gewesen wäre. Skibbe wäre wohl im Amt geblieben. Ein paar Zentimeter. Von einer soliden, durchdachten Personalpolitik kann man in so einem Fall wohl nicht sprechen. Aber darum geht es ja nicht: Es geht ums Geld.

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