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Jeder gegen jeden. Die Verfolger sind Katrin Müller (links) und Heidi Zacher beim Skicross dicht auf den Fersen. Foto: dpa

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Sport: Fanklub wider Erwarten

Der erste Skicross-Weltcup in Deutschland ist ein Erfolg für Athleten und Publikum

Die roten Flecken auf der grünen Hose sehen nach Kampf aus. Im Gesicht von Heidi Zacher sind noch leichte Spuren von Blut. „Das war ein typisches Manöver für Skicross“, sagte die Bayerin ganz gelassen, „man muss hart im Nehmen sein.“ Dass ihr ausgerechnet im Finale des Skicross-Weltcups in Grasgehren der Start misslungen war, dass sie danach einen Nasenstuber von Teamkollegin Anna Wörner bekam, verstärkte den Kampfgeist der 22-jährigen nur. Von der vierten Position aus kämpfte sie sich auf dem 1200 Meter langen Parcours vor auf Platz zwei. Und das Gelbe Trikot der Weltcupführenden hat sie auch übernommen. Siegerin wurde die Schwedin Anna Holmlund, Platz drei ging an Katrin Müller (Schweiz), der vierte an Wörner.

Die Premiere des Skicross-Weltcups in Deutschland kann als gelungen bezeichnet werden. 4500 Zuschauer waren den beschwerlichen Weg über den Riedbergpass von Obermaiselstein im Allgäu hinauf nach Grasgehren gekommen. Noch ist es für viele ungewohnt, wenn sich vier Skifahrer auf einmal eine Piste hinunterstürzen. „Aber es ist wichtig, dass immer mehr Leute mit Skicross etwas anfangen können“, sagt Zacher. Im Fernsehen haben die Skicross-Wettbewerbe, die im vergangenen Jahr erstmals bei den olympischen Spielen ausgetragen wurden, immer mehr Zuschauer. Einigermaßen überrascht reagierten die Athleten dennoch auf die Begeisterung an der Rennstrecke: „Ich soll einen Fanklub haben?“, fragte Daniel Bohnacker, Zachers Teamkollege, ungläubig. 249 Fans standen mit ihren grünen Leibchen und der Aufschrift „Bohne – hau di obi!“ am Streckenrand, um dem Sieger von Alpe d‘Huez zuzujubeln.

Früher ist der junge Mann von der Schwäbischen Alb alpine Skirennen gefahren, im vergangenen März hat er dann eine Einladung zu den deutschen Skicross-Meisterschaften in Grasgehren bekommen. „Da hatte ich eigentlich schon mit dem Skifahren aufgehört. Ich war noch in irgendeinem E-Mail-Verteiler.“ Aus Neugierde ist der Westerheimer mitgefahren und jetzt eine der großen Hoffnungen des deutschen Skiverbandes (DSV). In Grasgehren belegte der 20-Jährige Platz sechs hinter seinemTeamkollegen Simon Stickl. Sieger wurde Andreas Matt vor seinem österreichischen Teamkollegen Patrick Koller.

Nicht erst seit der gelungenen Weltcuppremiere vom Samstag setzt der DSV auf Skicross. „Es gehört zu unserer neuen Strategie, die jungen Sportarten zu fördern“, sagt DSV-Präsident Alfons Hörmann. Skicross und Freestyle erhielten aus diesem Grund einen um etwa 250 000 Euro höheren Etat. Und seitdem Bohnacker, Stickl und Zacher um Weltcupsiege mitfahren, nehmen auch die Sportler anderer Disziplinen die Crosser ernst. Bohnacker registriert beides mit Genugtuung: „Es ist gut, dass wir dem Verband mit unseren Erfolgen etwas zurückgeben können.“

Die nächste Gelegenheit dazu gibt es schon am kommenden Wochenende bei der WM in Deer Valley (USA).

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