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Sport: Fans, benebelt

André Görke über einen Nachmittag im Olympiastadion Hertha BSC kann nichts für Regen und Nebel, auch nichts für das Chaos im Berliner Olympiastadion. Aber Hertha ist der Grund dafür, dass am Samstagnachmittag 40 000 Menschen eine Eintrittskarte gekauft haben.

André Görke über einen

Nachmittag im Olympiastadion

Hertha BSC kann nichts für Regen und Nebel, auch nichts für das Chaos im Berliner Olympiastadion. Aber Hertha ist der Grund dafür, dass am Samstagnachmittag 40 000 Menschen eine Eintrittskarte gekauft haben. Und das bei einem Spiel gegen den SV Werder Bremen.

Es fällt schwer, einen guten Grund dafür zu finden, warum ein HerthaFan beim nächsten Heimspiel in zwei Wochen noch einmal Eintritt zahlen soll. Zehn Euro für eine Ticket in der Kurve, etwa achtzig Meter vom Spielfeldrand entfernt, in der Kälte. Und bei den zehn Euro bleibt es ja nicht. So ein Nachmittag im Olympiastadion ist teuer. Ein Brötchen, gefüllt mit Krabben, eingelegt in Mayonnaise, gibt’s für 3 Euro 50. Auf Sylt, bei Gosch, ist das Fischbrötchen billiger.

Herthas Manager Dieter Hoeneß sagt: „Wir brauchen keine Schönwetterfans.“ Entschuldigung, aber wer jetzt zu Hertha BSC geht, der tut das bestimmt nicht wegen der überragenden spielerischen Glanzlichter und der vielen Torszenen. Deswegen dürfen sich die Fans auch ein wenig ärgern. Merkt doch eh keiner. Denn wenn die Fans fluchen, dann taucht auf der Tribüne plötzlich eine von Hertha bestellte Blaskapelle auf und spielt Lieder, die sonst nur zu fröhlichen Festen gespielt werden.

Das ist bester Service im Sinne der verunsicherten Mannschaft. Ach, wenn der Service für den Rest im Stadion doch denselben Standards genügen würde. Es sitzt sich nicht gerade bequem im Olympiastadion. Während des Umbaus wurde ein wenig von der Beinfreiheit abgeknapst, so dass einem der Hintermann in den 90 Minuten entweder Bier in den Nacken kippt oder die Knie in den Rücken drückt. Aber Sitzen ist Pflicht. Auch bei Kälte. Auf und ab wippen ist nicht, sonst drohen die Ordner mit Rausschmiss. Dass man sich nicht hinsetzen mag, weil die Plastikschalen mit einer schmierigen Schicht aus Staub und Nieselregen überzogen sind, interessiert nicht. Dabei sollten die Fans längst im Trockenen sitzen. Nur leider ist das Dach, das im September auf der Gegengerade hätte fertig sein sollen, im Fastdezember noch immer nicht zu sehen.

Hoffnung war da. Ein Sieg gegen Bremen, und die Champions League wäre so nah gewesen. Es folgte die in dieser Saison zur Gewissheit gewordene Weisheit: Wenn Hertha oben ist, geht’s bergab. Moment, einen guten Service bietet Hertha den Fans! Die Liveübertragung der Pressekonferenz. Am Samstag sagte da der Mannschaftskapitän Michael Preetz: „Wir hätten heute lieber im Bett bleiben sollen.“ In zwei Wochen kommt der VfL Wolfsburg. Vielleicht sollten die Fans einfach im Bett bleiben.

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